Entführung in eine fantastische Welt..
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Entführung in eine fantastische Welt..

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sunshine




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BeitragThema: Kapitel 26   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:14 pm

Nach dem Soundcheck, der nur etwa eine halte Stunde gedauert hatte, hatten wir noch die Möglichkeit, etwas mit Silbermond zu plaudern, bevor sie zu einem Interview mussten.
Thomas wollte nun auch mehr über mich wissen und fragte mich über meine Herkunft aus.
„Hast du irgendwann vor, wieder in die Staaten zu ziehen?“
„Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Ich habe mich gerade erst hier eingelebt und fühle mich mittlerweile wohl. Sogar die Sprache kann ich inzwischen ganz gut.“ Bei diesen Worten fing ich an zu lachen, denn dass ich Deutsch inzwischen sprechen konnte und ohne Probleme jemanden verstand, hatte ich ganz allein Mel zu verdanken.
„Mel und ich fliegen heute Nacht zusammen nach New York und dann werde ich weiter sehen. Erst einmal muss ich die Schule beenden, ich habe ja noch ein Jahr vor mir. Und um wieder dort hin ziehen zu können, brauche ich erst einmal Geld und dafür braucht man einen gut bezahlten Job.“
„Ja, das stimmt, sonst kommst du nicht weit.“
Während ich mich mit Thomas unterhielt, redete Mel angeregt mit Johannes. Die zwei schienen sich wirklich gut zu verstehen. Er sah auch ziemlich gut aus: Er war groß, hatte dunkle Haare, die ihm leicht in sein Gesicht fielen und grün-blaue Augen. Als ich Hannes so musterte, stieß Steff zu unserer Gesprächsrunde, riss mich aus meinen Träumereien und legte den Arm um Thomas. „Na Lina, ist Thomas auch lieb zu dir?“ Thomas fasste sich an die Brust und höhnte lautstark: „Ich bin doch der liebste Kerl von allen!“ Bei dieser Aussage ertönte hinter uns lautstarkes Gelächter. „Bruderherz, du hast mich vergessen“ rief Hannes und kniff ihn in die Seite.
„Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ grinste nun Andreas.
Etwas verwirrte Blicken seitens der Männer, hingegen lautes Lachen der Frauen. „Männer“ prustete Steff unter Lachen hervor, was ihr böse Blicke von Thomas, Johannes und Nowi einbrachte.
„Ich glaube, Steff möchte die heutige Nacht im Keller verbringen“ meinte Thomas.
„Dazu bräuchtet ihr den Schlüssel, um mich aus meiner eigenen Wohnung zu schmeißen“, entgegnete Steff zwinkernd, „Denkt daran, ihr belegt meine Wohnung!“ Erstaunt sah ich sie an. „Ihr wohnt alle zusammen in einer Wohnung?“
„Ja leider. Die Jungs haben es bis heute nicht geschafft, eine in deren Augen geeignete Wohnung zu finden. Allerdings denke ich, dass sie einfach zu faul sind, die Zeitungsanzeigen durch zu suchen.“ Bei diesen Worten liefen die drei puterrot an.
„Ach Steff, wir haben dich doch lieb“ sagte Thomas und umarmte sie herzlich. Diese runzelte die Stirn. „Ja ja, da können sie wieder lieb sein.“ In Anschluss an den Wortwechsel verschwanden die Beiden aus dem Raum. Verwundert sah ich ihnen nach. Sie gingen so vertraut miteinander um, als wären sie mehr als nur Freunde. Diese Vermutung äußerte ich auch gleich Hannes und Nowi gegenüber.
„Nein, wir sind alle nur gute Freunde. Wir kennen uns eben schon einige Jahre“ löste Andreas des Rätsels Lösung.
„Sagt mal, habt ihr beiden eigentlich eine Freundin“ fand ich meine Worte wieder.
„Bis auf Andreas sind wir alle Single.“
„Ja, ich bin glücklich vergeben“ strahlte er. In dem Moment klingelte sein Handy, mit dem er nach draußen ging, um den Anruf entgegen zu nehmen.
„Das wird die Glückliche wohl sein“ meinte Hannes und grinste mich an.
„Und du? Bist du vergeben?“
„Nein, ich habe gerade erst eine Beziehung hinter mir“ sagte ich und musste wieder an den Moment meiner Geburtstagsparty denken, als Marc einfach so aufgetaucht ist. Mit dem Gedanken im Kopf, welcher ein mulmiges Gefühl hinterließ, meinte ich: „Ich würde gerne kurz an die frische Luft gehen.“
Hannes schaute mich besorgt an, legte seinen Arm um meine Schulter und führte mich nach draußen.
Eine Weile standen wir einfach nur da, sprachen kein Wort, sodass jeder seinen Gedanken folgen konnte. Ich wusste nicht, woher dieses Gefühl kam. Doch in dem Moment, als ich an Marc dachte, wurde mir bewusst, dass sein Auftauchen auf meiner Party nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass er versucht, mich zurück zu bekommen. „Das wirst du noch bereuen“ waren seine Worte, die sich wie brennende Nadelstiche in meinen Gedanken fest setzten.
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sunshine




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BeitragThema: Kapitel 27   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:17 pm

„Hey, egal um was es geht: Mach dir nicht so viele Sorgen. Es wird bestimmt wieder alles gut“ holte mich Hannes aus meinen Gedanken in die Realität zurück und lächelte mich aufmunternd an.
„Danke.“
„Komm, lass uns noch ein wenig spazieren gehen, bevor ich zum Interview muss...“ Also machten wir uns auf den Weg und liefen über das Gelände des Studios, wo wir auf Mel trafen.
„Hat dich mein Bruder hier ganz alleine stehen lassen“ grinste Hannes sie hämisch an.
„Er wollte sich nur etwas zu Trinken holen.“
„Ich glaube, das tue ich auch“ sagte ich dann und machte mich wieder auf den Weg zum Studio durch die verzwickten Gänge.
Einige Zeit, nachdem ich Hannes und Mel alleine gelassen hatte, musste Silbermond nun zu dem bevorstehenden Interview.
„Hey Mel, hast du dich noch gut mit Hannes unterhalten?“
„Ja, er ist total nett, “ strahlte sie mich an „und dazu sieht er auch noch total gut aus, findest du nicht?“
„Doch, er sieht wirklich toll aus. Ich habe nie gedacht, dass man sich mit der Band so normal unterhalten kann. Das ist toll.“
„Ja, da hast du Recht, aber warte erst einmal ab, bis sie richtig Erfolg haben, dann wird man sich auch nicht mehr so gut mit ihnen unterhalten können.“
„Falls es überhaupt so weit kommt. Das sind bestimmt auch nur so Eintagsfliegen, die man jeden Tag aufs Neue im Fernsehen zu Gesicht bekommt.“
„Ach Lina, überzeug dich einfach selbst von der Musik nachher, bevor du Vorurteile gegen sie hegst, ok?“ Laut seufzend setzte ich mich und nippte an einer Cola. „Wir werden ja sehen.“
Einige Minuten schwiegen wir, bis ich merkte, dass Mel mich von der Seite aus musterte, was mich schließen ließ, dass ihr etwas auf der Zunge lag, sich aber nicht traute, es aus zu sprechen, was mich wunderte, denn sie war sonst nicht verschwiegen, sondern sprach gerade das aus, was sie dachte. Ich versank in Gedanken, grübelte über Mel und den bevorstehenden NY-Trip nach. Wie würde es wohl in meiner alten Heimatstadt werden? Ob sich wohl viel verändert hatte? Würde ich Kelly und Brad wieder sehen? All diese Fragen quälten mich hinein in den späten Nachmittag...
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BeitragThema: Kapitel 28   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:18 pm

Weiter kam ich nicht mit meinen Gedanken, denn schon kam uns Ulf entgegen, um uns zu den Studios zu bringen.
„Silbermond fangen gleich an zu spielen“ erklärte er uns, womit wir hinter ihm her liefen und uns zwei Sitzplätze sicherten.
Die Band spielte einige Lieder, darunter auch „Mach's dir selbst“, was mich auch live nicht vollends überzeugte. Doch selbst bei der Ballade „Symphonie“ stiegen mir vereinzelte Tränen in die Augen, die ich sofort wegwischte, damit Mel diese nicht sehen konnte. Nach „Durch die Nacht“ neigte sich der Abend dem Ende und alle Anwesenden klatschten begeistert Beifall.
„Und, wie hat dir die Show gefallen“ fragte mich der leicht verschwitzte Andreas, nachdem Silbermond von der Bühne zurück in den Backstagebereich gegangen sind, um sich auf zu frischen und sich für diesen Abend von uns zu verabschieden.
„Ich muss ehrlich gestehen, ihr habt mich beeindruckt!“ Nach diesen Worten strahlte er mich an wie ein kleines Kind. Dass ihn so etwas erheiterte, wollte ich in diesem Augenblick nicht so recht glauben, doch auch die anderen drei Bandmitglieder schienen froh über das positive Feedback zu sein.
Als sich Stefanie, Andreas und Thomas kurz mit Ulf unterhielten, kam Hannes grinsend auf mich zu.
„Na, habe ich etwa eine kleine Träne in deinen Augen blitzen sehen bei Symphonie?“ Irritiert sah ich ihn an. Tränen? Hatte er etwa bemerkt, wie ich schnell versucht habe, sie mir aus den Augenwinkeln zu wischen? Wahrscheinlich war meine Handbewegung nicht unauffällig genug gewesen.
Hannes sah mich von der Seite aus an, was mich erröten ließ.
„Keine Sorge, von mir erfährt es niemand“ zwinkerte er mir zu und berührte sanft meinen Arm. Verunsichert sah ich ihn an. Seine Augen strahlten eine regelrechte Wärme und Ruhe aus, die mich beruhigen und entspannen ließ. Wir schauten uns noch eine Weile in die Augen, als Mel mich aus meinen Gedanken riss: „Lina, wir müssen leider los. Unser Flug wartet leider nicht auf uns und wir müssen rechtzeitig am Flughafen sein.“
Als ich realisiert hatte, was Mel gerade gesagt hatte, stotterte ich: „Ähm, ja ist ok, ich komme gleich.“ Ich fuhr mir nervös durch die Haare und zwirbelte eine Strähne um meinen linken Zeigefinger. Für einen Moment dachte ich, Hannes wäre traurig, dass ich nun gehen müsste, doch ich hatte mich wohl getäuscht, denn im nächsten Augenblick schloss er die Arme um Mel und verabschiedete sich von mir. Etwas verloren stand ich neben den beiden, bis Thomas auf mich zu kam und fragte: „Ihr müsst doch nicht etwa schon los? Wir müssen doch noch unsere gelungene Albumvorstellung feiern.“
„Tut mir leid, aber wir müssen zum Flughafen.“
„Na gut, aber wehe wir sehen uns nicht auf mindestens einem unserer Konzerte wieder“ drohte er mir gespielt böse an, woraufhin ich zu lachen begann und ihn zum Abschied umarmte.
„Man sieht sich bekanntlich immer zwei mal im Leben“ flüsterte ich ihm ins Ohr.
Auch von Steff und Nowi verabschiedete ich mich schnell, bis ich vor Hannes stand, ihm noch einmal in seine vor Glück strahlenden Augen blickte und ihn sanft in meine Arme schloss.
Er flüsterte mir so leise es ging, damit nur ich es hören konnte, in mein Ohr: „Mach es gut Kleine und lass den Kopf nicht hängen.“ Diese Worte ließen mich schmunzeln, denn „Kleine“ war mein Spitzname unter meinen Freunden in Deutschland. Bevor ich es merkte, drückte er mir mit einem letzten Blick einen Zettel in die Hand und verschwand aus dem Raum.
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BeitragThema: Kapitel 29   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:20 pm

Auf dem Weg zum Flughafen, den wir mit Tobias und meiner Mutter zurück legten, die sich unbedingt dort bei uns verabschieden wollte, herrschte eiserne Stille. Man konnte die Anspannung beinahe fühlen. Ich wusste zwar nicht, was genau Mel und Tobias beschäftigte, doch was meine Mutter und mich anging, so wusste ich ganz genau, was in uns vorging.
Mit einem entschuldigendem Blick sah meine Mutter zu mir durch den Rückspiegel nach hinten, doch als sie meinen beobachtenden Blick bemerkte, drehte sie den Kopf schnell wieder in Richtung Windschutzscheibe.
Am Flughafen zog sie mich dann kurz zur Seite. Sie blickte mir mit ihren grünen Augen, die ich zweifellos von ihr geerbt hatte, in die meinen und sagte dann mit Tränen erfüllter Stimme: „Lina, ich wollte dich nicht verärgern damit, dass dein Vater und ich schon seit Längerem wieder Kontakt zueinander haben. Wir beide wollen unsere Streitigkeiten begraben, so dass wir uns irgendwann wieder normal unterhalten können. Möchtest du das nicht auch?“ Einen Moment lang ließ ich mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Auf der einen Seite hatte sie recht. Trotz seiner begangenen Fehler sollte man ihm verzeihen, doch heute war nicht der richtige Augenblick, um zu entscheiden, ob ich bereit dafür war, ihm zu vergeben. Hatte er mich doch so sehr verletzt. Dieses Bild, als ich ihn mit einer Arbeitskollegin im Bett erwischt hatte, würde ich wohl nie aus dem Kopf bekommen. Zu stark hämmerten sich die Konturen immer und immer wieder in mein Gedächtnis.
„Mom, ich will im Moment einfach nicht mit ihm reden. Akzeptier das bitte.“
Stockend begann sie zu atmen, sagte dann kaum hörbar: „Ich... ich... ok.“ Zusammen gingen wir zurück zu Mel und Tobias, die mich beide anlächelten.
„Freust du dich schon darauf, wieder in deine Heimatstadt zu kommen?“
„Was für eine Frage Tobias! Natürlich freue ich mich“ strahlte ich ihn an. Meine Vorfreude war mir anzusehen, denn so viel gelacht und gestrahlt wie in den letzten Tagen hatte ich schon lange nicht mehr.
Nachdem ich mich letztendlich von meiner Mutter verabschiedet hatte, der leise Tränen die Wangen hinunter liefen, war nun Tobias an der Reihe, der mich in eine lange Umarmung zog.
„Ich wünsche dir eine schöne Zeit in NY. Genieße sie. Trotzdem hoffe ich, dass sie dich wieder nach Hause lassen“ zwinkerte er mir zu. „Du würdest eine große Lücke hinterlassen, würdest du uns verlassen.“
Schon wollte ich mich seiner Umarmung entziehen, doch seine starken Arme hielten mich fest. Verwirrt blickte ich zu ihm hoch. Verträumt und mit glasigen Augen schaute er mich an. Was hatte dieser Blick zu bedeuten? Was war los mit ihm und vor allem: An was dachte er gerade?
Flüsternd fragte ich ihn: „Tobias, ist alles ok mit dir?“
„Was? Ähm ja. Natürlich“ versicherte er mir und ließ mich endlich los.
Einen Augenblick später waren Mel und ich auch schon auf dem Weg zum Flugzeug, in dem ich mir immer noch Gedanken über das Seltsame Verhalten Tobias' machte. Auch Mel schien in Gedanken versunken. Zögernd fragte ich sie: „Mel, weißt du, was mit deinem Bruder los ist? Er verhält sich in letzter Zeit mir gegenüber komisch.“ Ein wenig verwundert über meine doch so simple Frage sah sie mich an.
„Lina,“ doch bevor sie den Satz beendete unterbrach sie sich selbst „ach vergiss es“ meinte sie schließlich und drehte sich von mir weg und sah aus dem Fenster des Flugzeuges, aus dem man gerade die vorbeiziehende Rollbahn sehen konnte, denn bald würden wir abheben auf den Weg nach NY.
„Das hast du mir letztens auch schon gesagt. Warum kannst du mir nicht einfach sagen, was los ist? Falls es um mich geht, habe ich doch ein Recht darauf, es zu erfahren“ fuhr ich sie an.
„Ja, du hast Recht, aber ich habe ihm versprochen, es niemandem zu sagen. Tut mir leid“ gab sie nun in entschuldigendem Tonfall zu.
Das ließ mich nun noch mehr wundern. Was beschäftigte Tobias, dass er es mir nicht erzählen konnte? Er war neben Mel meine engste Bezugsperson in Deutschland und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es etwas so Gravierendes war, dass er es vor mir verheimlichen musste.
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BeitragThema: Kapitel 30   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:21 pm

Während des gesamten Fluges redeten Mel und ich kaum ein Wort miteinander, was für uns ziemlich untypisch war.
Da ich nicht mehr sitzen konnte, vertrat ich mir meine Beine ein wenig auf dem Gang, um schließlich zu den Toiletten des Flugzeuges zu gelangen.
Ich blickte in den Spiegel, um dort ein blasses Abbild meiner Persönlichkeit vor zu finden. Der Flug war ziemlich anstrengend und schlafen konnte man auch nicht, denn immer kamen Flugbegleiter vorbei um einen noch einen Tee an zu bieten. Auch zwischen all den Menschen fühlte ich mich nicht wohl, die mich zu beobachten schienen und meine Probleme zu kennen schienen, was mir missfiel.
Ich spritze mir ein wenig Wasser ins Gesicht, um mich auf zu frischen und um mich ab zu kühlen. Leise liefen die Wassertropfen mein Gesicht hinunter und perlten an meiner Nasenspitze ab. Wasser war still und leise. Es schlich sich an, wie ein Raubtier an ein Kaninchen und doch war es unser ständiger Begleiter, dem wir stets vertrauten, der uns nicht enttäuschte oder im Stich ließ, auch wenn es noch so kalt war. Schon als Kind hatte ich eine stetige Bindung zum Wasser. Ich war immer Dads kleine Wasserratte. Spielte ich doch gerne im Meer mit Fischen, wovor sich andere ekelten.
Ich wartete, bis die letzten Spuren der Tropfen getrocknet waren und griff dann mit der rechten Hand in die Hosentasche meiner Jeans, in der ich einen kleinen zerknüllten Zettel vorfand.
Den hatte ich ja ganz vergessen. Es war der Zettel, den mir Johannes bei unserem Abschied in die Hand gedrückt hatte. Langsam entfaltete ich ihn. Auf der Innenseite stand in kleinen Buchstaben geschrieben: „Hey Kleine! Falls du einmal nicht mehr weiter weißt, kannst du mich gerne anrufen. Ich bin für dich da. Lieben Gruß, Johannes.“ Darunter stand seine Handynummer. Ich konnte es erst nicht glauben, als ich das las. Johannes hatte mir seine Nummer gegeben. Das war doch sicher nur ein Scherz. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er sich für Probleme meinerseits interessieren könnte. Er selbst hatte doch viel zu tun und war bemüht, eine Karriere mit seiner Band auf zu bauen. Da fand er doch keine Zeit für so etwas.
Doch im Moment brauchte ich mir darüber keine Gedanken zu machen, denn aus NY wollte ich ihn nicht anrufen, waren doch die Kosten zu teuer für ein Ferngespräch. Außerdem wollte ich meinen Aufenthalt genießen und mich voll und ganz darauf konzentrieren, wie ich es schaffen könnte, meine Freunde wieder zu sehen und mit Mel eine möglichst schöne Zeit in meiner geliebten Stadt zu verbringen und ihr so viel wie nur möglich zu zeigen.
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sunshine




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BeitragThema: Re: Why   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:21 pm

Während des weiteren Fluges fiel nichts weiter vor. Die Zeit verging ohne jegliche spannende Konversation zwischen Mel und mir, so zog sie sich wie zähes Kaugummi. Nach einer Weile war Mel auf dem Sitz neben mir eingeschlafen, also vertrieb ich mir die Zeit mit Bordfernsehen, lesen oder Musik hören. Doch auch dies war irgendwann ermüdend.
„Lina“, sprach mich Mel auf einmal an, „tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war. Wenn du wissen willst, was los ist, musst du selber mit Tobias reden. Ich kann dir da nicht helfen, so leid es mir auch tut. Er ist mein Bruder und ich will einfach nur, dass es ihm gut geht“ sagte sie mir in sanftem Tonfall. Etwas verständnislos blickte ich sie an, verstand ich doch immer noch kein Wort von dem, was sie sagte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Immer noch über ihre Worte nachdenkend, versprach ich mir, ihn darauf an zu sprechen, sobald ich wieder deutschen Boden betreten hatte.
Ich blickte aus dem Fenster. Gerade ging die Sonne auf. Leise kitzelten mich ihre gelb-orange-farbenen Sonnenstrahlen, die sich den Weg über die dicke Wolkenschicht bahnten, um die Menschen mit ihrem fröhlichem Lachen zu wecken und diese mit ihrem glitzernden, strahlendem Antlitz zu erfreuen. Dieser Anblick war wunderschön. Wie sie über die Wolken blickte. So froh und unbeständig, als würde es nichts anderes geben.
Seufzend blickte ich der immer größer werdenden Landebahn entgegen, deren Lichter mir entgegen strahlten.
Nach etwa 10 Stunden Flug stiegen wir müde und geschafft aus dem Flugzeug und begaben uns zu dem Gepäckband, um unsere Koffer zu suchen, was sich als nicht ganz so leicht heraus stellte, da in den frühen Morgenstunden doch noch alles gleich aussah.
Wo gingen wir jetzt hin? Wusste ich doch immer noch nicht, wo Mel und ich übernachten sollten. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte sie mir: „Wir fahren jetzt erst einmal zu einem Hotel und können uns dort ein wenig ausruhen. Ich hab mir gedacht, das ist gar nicht so schlecht nach dem langen Flug.“
„Ja, da hast du recht“ sagte ich mit einem enttäuschten Unterton. Niemand war gekommen, den ich noch von früher kannte. Weder Kelly, noch Brad, noch einer meiner anderen damaligen Freunde. Wussten sie überhaupt, dass ich hierher kam? Etwas traurig stieg ich zusammen mit Mel in ein Taxi und fuhr in Richtung Hotel, in dem Mel immer nervöser zu werden schien.
„Was ist denn mit dir los? Machen dir die großen Gebäude Angst“ lachte ich sie an.
„Nein, natürlich nicht. Aber du wirst es ja gleich sehen“ lächelte sie mit ihrem verschmitztem Grinsen.
„Was werde ich gleich sehen“ fragte ich irritiert, als wir aus dem Fahrstuhl stiegen und Mel mir entgegnete: „Mach die Augen zu und warte kurz hier draußen“ und deutete auf eine Tür mit der Zimmernummer 737.
Ich musste nicht lange warten, bis die Tür leise von Mel wieder aufgezogen wurde und sie mir mit glücklichem Lächeln andeutete, den Raum zu betreten, in dem sich meine Augen erst einmal an das schwache, dämmrige Licht gewöhnen mussten. Überall standen Kerzen, an der Decke hingen Luftballons und an der Wand gegenüber hing ein Banner mit der Aufschrift „Welcome back!“ dem ich mich mit erstauntem Blick näherte. Dorthin viel mir auf, dass der Hintergrund des Banners mit verschiedenen Bildern meiner Kindheit und Jugend bedruckt war. Doch nicht nur mein Gesicht war darauf zu sehen, sondern auch das von Kelly, Brad und vielen ehemaligen Klassenkameraden, Bekannten und Freunden aus NY.
Dieser Anblick machte mich sprachlos. Mit wanderndem Blick sah ich mir jedes einzelne Foto genau an. Auf dem einen waren Kelly und ich in einem großen Einkaufscenter um Weihnachten zu sehen, auf dem anderen auf der Eisbahn. Ich konnte den Blick einfach nicht von den Bildern wenden, so dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass jemand hinter mich trat und mir leise ins Ohr flüsterte: „Den Tag müssen wir unbedingt noch einmal wiederholen“ und deutete auf ein Bild, in dem Kelly und ich in einem Erlebnispark waren.
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BeitragThema: Kapitel 31   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:23 pm

„Kelly!“ rief ich überrascht aus, nachdem ich mich langsam umgedreht hatte und nun in ihre haselnussbraunen Augen blickte und sie umarmte. Mir kam es vor wie ein Traum. Lange hielten wir uns fest, um einfach diesen unbeschreiblichen Moment zu genießen, wobei ich nicht bemerkte, dass mir Tränen der Freude die Wange herunter liefen.
Jemand räusperte sich hinter uns, was mich aufschrecken und umdrehen ließ, wo ich auch schon Brad sah. Lächelnd stand er da und zog mich ebenfalls in eine kräftige Umarmung.
Das war alles zu viel für mich. Schluchzend setzte ich mich auf ein nahe stehendes Sofa, auf dem mich Kelly und Brad versuchten zu beruhigen. Mel brachte mir in der Zwischenzeit ein Glas Wasser, das ich dankend annahm.
Auch Kelly hatte mittlerweile angefangen zu weinen. Ihre Tränen tropften langsam auf mein Shirt, das mittlerweile auch durch die meinen feucht war.
„Ihr solltet aufhören zu weinen, ein Lachen steht euch besser“ ermahnte uns Brad.
Lachend erwiderte ich: „Du hast Recht, allerdings solltest du nicht versuchen dein durch Tränen getränktes Taschentuch zu verbergen.“ Schallendes Gelächter brach im Raum aus, als Brad rot anlief.
Nachdem wir uns alle etwas beruhigt hatten und die Situation nicht mehr allzu angespannt war, erzählten wir uns erst einmal, was in der letzten Zeit passiert war und was wir aus unserem Leben gemacht hatten.
Kelly hatte nach ihrem Schulabschluss angefangen Psychologie zu studieren.
„Du weißt doch, ich spiele gerne die Hobby-Psychologin!“ war ihr Kommentar dazu.
Brad hingegen widmete sich seinem Talent als Journalist und arbeitete bereits bei einer angesehenen New Yorker Zeitung.
Der Tag verging ziemlich schnell. Wir sahen uns Fotos aus alten Zeiten an und schwelgten in Erinnerungen.
Nachdem wir etwas gegessen hatten, machten wir einen kurzen Spaziergang im Central Park. Tief atmete ich die unverkennbare Luft New Yorks ein. Wie hatte ich das vermisst! Natur inmitten der Großstadt. An einen Baum, an dem ich früher öfter gesessen hatte, lehnte ich mich an und ließ mich auf den Boden fallen, schloss die Augen und ließ einfach die Zeit an mir vorbeiziehen. Kaum wagte ich, die Augen zu öffnen, befürchtete ich doch, dass alles nur ein schöner Traum war und ich wieder im kalten Berlin aufwachen könnte.
Müdigkeit überkam mich. Meine Augen wurden immer schwerer und fanden schließlich den friedlichen Schlaf den sie sich redlich verdient hatten...
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BeitragThema: Kapitel 32   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:25 pm

Als ich aufwachte, lag ich auf einem weichen, gemütlichen Bett. Wie war ich denn hier her gekommen? Wo waren Mel, Kelly und Brad? Oder war das alles wirklich nur ein Traum? Ich erschrak. War das alles gar nicht passiert war? Wie lange hatte ich überhaupt geschlafen? Ein Blick auf eine Uhr verriet mir, dass es bereits Abend war.
Mich streckend quälte ich mich aus dem Bett zu meinem noch unausgepackten Koffer, der vor mir auf dem Boden lag, um mir Kleidung zu suchen, die ich nach dem Duschen anziehen wollte.
Als ich am Wohnzimmer vorbei ging, sah ich, dass meine Zweifel ob der Wirklichkeit der letzten Stunden völlig unbegründet waren. Die Luftballons hingen noch an der Decke, die Kerzen standen noch auf dem Boden, wenn auch ausgebrannt, auch der Banner hing noch an der Wand. Leise strich ich mit dem Finger darüber, was ein Lächeln in mein Gesicht zauberte. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein! Seit meinem Umzug nach Deutschland hatte ich meine beste Freundin wieder gesehen. Das war immer noch ein unbeschreibliches Gefühl, das sich nicht in Worte fassen ließ.
Bevor ich mich meiner Jeans des vergangenen Tages entlud, viel mir ein, dass sich der Zettel, den mir Johannes gegeben hatte, noch in der Tasche befand, den ich noch einmal las und ein kleines Lächeln auf meine vollen runden, leicht rosigen, Lippen zauberte, und schließlich vermeidlich sicher auf das Waschbecken legte.
Unter der Dusche drehte ich den Wasserhahn auf und ließ mir das lauwarme Wasser auf den Körper prasseln, das mich entspannen ließ. All die Probleme und Streitereien der letzten Tage wurden so, wie es mir vor kam, von mir abgewaschen und in den Abfluss gespült. Ein warmes, wohliges Gefühl stieg in mir auf, als könnte mich nichts verletzen in diesem Moment.
Nachdem ich den Wasserhahn zugedreht hatte, wickelte ich mir ein dickes weißes Handtuch um den Körper, das mich flauschig umhüllte und mein Wohlgefühl noch steigerte. Mit nassen Haaren setzte ich mich an das Fenster des Wohnzimmers und sah nach draußen. Von dort hatte man einen guten Ausblick über die Stadt. Leise lächelte ich in mich hinein, ich fühlte mich zu Hause...
Dann drehte sich ein Schlüssel in der Zimmertür und Mel trat herein.
„Oh gut, du bist wach!“ stellte sie fest. „Zieh dir am Besten etwas Schickes an und mach dich fertig, in einer Stunde wollen wir los!“ überrumpelte sie mich.
„Was? Wo wollen wir denn hin?“
„Lass dich überraschen.“
„Nicht noch eine Überraschung, das steh ich nicht durch.“ lachte ich.
Sie strich mir über die Wange, blickte mir beruhigend in die Augen und ging dann in das Bad, um schließlich auch zu duschen. Zurück blieb ich, verwirrt, versucht, Herr der Lage zu werden. Seufzend suchte ich mir etwas anderes zum anziehen. Nur was? Mel hatte nicht verraten, was genau sie sich für mich ausgedacht hatte. Letztendlich entschied ich mich für einen engen Rock, zu dem ich ein schwarzes Top und schwarze Stiefel trug. Da ich noch genug Zeit hatte, brachte ich meine eigentlich glatten Haare mit einem Lockenstab in Form. Nachdem ich fertig war, fragte ich Mel: „Nimmst du mich so mit?“
„Du siehst toll aus! Natürlich nehme ich dich so mit. Für das Outfit brauchst du einen Waffenschein.“ scherzte sie, schnappte sich ihre Tasche und zog mich in Richtung Ausgang. Dort wartete ein Taxi auf uns, das uns zu unserem, mir noch unbekanntem, Ziel bringen sollte.
Bevor ich den Mund aufmachen konnte, meinte Mel: „Frag erst gar nicht, wohin wir wollen, lass dich einfach überraschen!“
Also wartete ich darauf, dass das Taxi endlich hielt, was es auch nach ca. zwanzig Minuten Fahrt tat. Die Gegend kam mir furchtbar bekannt vor, doch da es bereits dunkel war, konnte ich nichts Genaues erkennen.
Ein Haus mir gegenüber war hell erleuchtet. Wie bereits vermutet, steuerten wir direkt darauf zu. Als wir die Tür öffnete n, blickten mir eine Reihe strahlender Gesichter entgegen.
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BeitragThema: Kapittel 33   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:26 pm

Da ich anscheinend wie versteinert im Eingang stand, kam Kelly auf mich zu, nahm mich an die Hand und flüsterte mir zu: „Wir haben alle Leute eingeladen, von denen wir denken, du würdest sie gerne wieder sehen. Doch wenn das alles zu viel für dich ist, können wir die Party auch ganz schnell absagen und wir machen uns einen gemütlichen Abend...“
„Nein, das ist schon ok. Es ist nur... Diese ganzen Leute wieder zu sehen, die ich vor so langer Zeit einfach verlassen musste, ist einfach überwältigend.“ schluchzte ich, versuchte jedoch vergeblich meine Tränen unter Kontrolle zu kriegen. Somit sank ich auf den Fußboden und weinte. Erst in diesem Moment wurde mir wirklich klar, wie sehr ich diese Leute vermisst hatte. Sie waren ein Teil meines Lebens. Ohne sie konnte ich es mir kaum noch vorstellen. Was hatte ich bloß die letzten Jahre getan? Warum hatte ich mich nicht öfter bei ihnen gemeldet? Schuldgefühle stiegen in mir auf. Hatte ich es bloß nicht getan, um meine Vergangenheit und somit das dort geschehene zu vergessen? Um endlich ein neues Leben zu beginnen?
Um mich herum hatte sich nun eine Menschentraube gebildet. Besorgt sahen sie auf mich hinunter. Kelly strich mir beruhigend über den Rücken und half mir wieder auf zu stehen.
Als ich so durch die Leute sah, wurde meine Befürchtung, ob der Anwesenheit meines Vaters, nicht bestätigt, was ich zuerst erleichtert zur Kenntnis nahm. Doch spürte ich tief in meinem Herzen einen Stich. War ich etwa traurig oder verspürte ich immer noch die damalige Wut?
Mit den getrockneten Tränen kam die Freude über die Anwesenheit der Leute, über die ich meine Augen wandern ließ.
Plötzlich fiel mein Blick auf ein junges Mädchen, das dieselbe Statue hatte wie ich. Schnell erkannte ich, dass es meine um 3 Jahre jüngere Cousine Melissa war. Sie hatte dieselben langen braunen Haare, dieselben großen grünen Augen und auch im Körperbau ähnelten wir uns beinahe wie Zwillinge.
Strahlend fiel ich ihr in die Arme. „Ich hab dich so vermisst.“ murmelte ich in ihr Ohr. Damals hatten wir beide öfter etwas zusammen unternommen, auch als wir noch jünger waren, doch die Tage waren leider gezählt.
Es waren noch andere Bekannte, Verwandte und Freunde anwesend, darunter auch einige aus meiner ehemaligen Tanzgruppe und von meiner ehemaligen Schule, die es Melissa gleich taten und mich herzlich begrüßten, um mich schließlich mit einer Party willkommen zu heißen.
Wir feierten noch bis in die Nacht, bis die meisten Gäste auch schon wieder gegangen waren, doch Mell und ich waren noch munter, waren wir doch immer noch nicht an die Zeitumstellung gewohnt.
In einer ruhigen Minute nahm sie mich zur Seite und fragte mich grinsend: „Damit hättest du nicht gerechnet, oder?“ Doch anstatt zu antworten schüttelte ich einfach mit den Kopf, umarmte sie und drückte ihr schließlich einen Kuss auf die Wange. Zwar war ich ihr unendlich dankbar, doch reichten keine Worte, um dies auszudrücken. Das war einfach unglaublich. Ich hatte alle Leute wieder gesehen, was ich nur Mell zu verdanken hatte. Wie konnte ich mich dafür nur bei ihr revangieren?
All die Momente, Gefühle und Eindrücke musste ich erst einmal auf mich wirken lassen, so dass ich mich nach draußen an die frische Luft begab.
Eine leichte Brise streifte mein Haar, glitt sanft durch mein Gesicht. Angenehm kühl war es in dieser Nacht. Am Himmel stand der große, runde Mond, umrundet von vielen glitzernden Sternen, die funkelten, wie kleine Laternen am Horizont. Seufzend setzte ich mich auf eine nahe gelegene Mauer, ließ dieses wundervolle Bild auf mich wirken.
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BeitragThema: Kapitel 33   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:27 pm

Als ich so dort saß, die Welt und ihr Geschehen an mir vorbei ziehen ließ, kam mir wieder Mel und ihr seltsames Verhalten in den Sinn. Seit meinem Geburtstag war sie so abweisend zu mir. Doch warum? Was veranlasste sie dazu, sich so aufzuführen? Doch in dem Moment konnte und wollte ich nicht weiter darüber nachdenken, denn just in diesem Augenblick überkam mich die Müdigkeit. Kelly stieß zu mir, beobachtete mich von der Seite. „Was ist los Kleine? Was beschäftigt dich so sehr, dass du schon seit 30 Minuten hier draußen sitzt?“
„Woher weißt du, dass ich über etwas nachdenke?“
Sie lachte mich an. „Immer wenn du nachdenkst, ziehst du deine Augenbrauen zusammen, so dass es aussieht, als wärst du wütend oder böse auf jemanden. Das hast du schon immer getan. Ich kenne dich doch. Also schieß los. Was geistert dir in deinem Kopf herum?“
Kelly war einfach toll. Immer wusste sie, wann es mir schlecht ging und kümmerte sich rührend um mich. Die langen Gespräche vermisste ich wirklich ungemein. Sie war so lieb und stellte immer ihre eigenen Sorgen und Probleme in den Hintergrund, um sich um ihre Freunde oder ihre Familie zu kümmern. Sie war so ein ruhiger und liebevoller Mensch geworden. Da war keine wilde Partymaus zu erkennen, die sie in den frühen Teenagerjahren gewesen war. In den Jahren, in denen wir uns nicht gesehen hatten, hatten wir uns sehr verändert und doch waren wir uns so nah. Kurz nachdem Mom und ich in die Wohnung gezogen waren, hatte uns Kelly einmal besucht. Damals konnten wir nicht so locker miteinander reden. Damals war alles verkrampft gewesen, denn es stand der große Abschied bevor und man wusste nicht, ob und wann wir uns jemals wiedersehen würden. Heute konnten wir ganz unbefangen miteinander reden, so als wären wir nie getrennt gewesen. Doch wie würde es werden, wenn ich wieder zurück nach Deutschland musste? Zweifel beschlichen mich. Ich hatte Angst, sie wieder los zu lassen.
Von meiner plötzlich aufkommenden Traurigkeit überwältigt, blickte ich gen Boden, als ich die warme Hand Kellys' auf meinem Rücken spürte. Beruhigend glitt sie hoch und runter. „Wenn du möchtest, können wir morgen darüber reden.“ meinte sie. Dankbar nickte ich und ließ mich von ihr zurück in ihr Wohnzimmer begleiten, in dem Ruhe und ein wenig Ordnung eingekehrt war.
Mel und ich schliefen diese Nacht bei Kelly, deren Eltern nichts dagegen einzuwenden hatten. Ganz im Gegenteil, sie waren froh, mich einmal wieder zu sehen.
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BeitragThema: Kapitel 34   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:28 pm

Am nächsten Morgen wachten Mel und ich erst später auf. Noch etwas gezeichnet von der Party, frühstückten wir in Ruhe.
„Was wollen wir denn heute machen?“ fragte Kelly in die Runde.
Mel stöhnte: „Ich leg mich wieder hin.“
„Wieso bist du denn noch so müde? Du hast doch genauso lange geschlafen, wie wir auch!“
„Lina, ich hab Kopfschmerzen.“ jammerte sie.
„Kein Wunder, wenn du auch so viel trinkst!“ entgegnete ich und widmete mich wieder meinem Cappuccino.
Da Mel an diesem Tag nicht zu gebrauchen war und Brad leider kurzfristig arbeiten musste, beschlossen Kelly und ich in den Park zu gehen und uns dort noch eine Weile über alte Zeiten zu unterhalten, bis ich begann zu erzählen, wie mich Mel und Tobias behandelten.
„Hast du eine Vermutung, was der Grund dafür sein könnte?“ Auf ihre Frage hin schüttelte ich betrübt den Kopf. Ich fühlte mich hilflos, hatte ich doch das Gefühl, dass die Freundschaft zwischen uns dreien auseinander zu leben drohte und kaputt zu gehen schien.
„Waren du und Tobias mal ein Paar?“ Verblüfft schaute ich sie an und konnte wieder einmal bloß mit dem Kopf schütteln.
„Wenn dies nicht der Fall gewesen ist, könnte es sein, dass Tobias es sich wünscht?“
„Du meinst, dass er sich in mich verliebt haben könnte?“
„Ja, das meine ich.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Bislang waren wir einfach gute Freunde.“ sagte ich verzweifelt.
„Es kann doch sein, dass er Gefühle für dich entwickelt hat. Übel nehmen könnte man es ihm nicht! Immerhin siehst du gut aus, bist gut gebaut, verdammt sexy und obendrein bist du einer der liebenswertesten Personen, die ich kennen gelernt habe. Was will Mann mehr?“ stellte sie lächelnd fest.
„Hör auf, du bringst mich noch in Verlegenheit.“
Inzwischen hatten wir auf Grund des guten Wetters unsere Schuhe ausgezogen, sodass ich mit meinen Zehen Kreise in das kurz gemähte Gras zeichnen konnte. Verträumt blickte ich gen Horizont, an dem sich die kleinen weißen Wolken abzeichneten und dachte über Kellys Worte nach. Was würde passieren, wenn sie Recht behielt? Würde die Freundschaft zu Tobias die Situation aushalten? Ich wollte ihn nicht verlieren, war er mir noch all die Zeit ein guter Gesprächspartner gewesen. Selbst die langweiligsten Party waren mit ihm immer lustig gewesen. Konnten wir das alles einfach so verlieren und wegschmeißen? Im Stillen entschied ich mich dagegen, war wild entschlossen um unsere Freundschaft zu kämpfen.
„Gibt es eigentlich einen anderen in Aussicht?“ riss mich Kelly aus meinen Gedanken.
„Nein, eigentlich nicht.“ Doch die roten Flecken auf meinen Wangen verrieten, dass ich nicht die Wahrheit sagte, so dass Kelly noch einmal genau nach hakte: „Und uneigentlich?“
Wie weit sollte ich gehen? Sollte ich ihr erzählen, dass ich jemanden mehr als nur mochte? Jemanden, der sich sicherlich nicht für mich interessieren würde? Was würde sie von mir denken? Würde sie mich auslachen oder gar für kindisch abstempeln auf Grund meiner nahezu lächerlichen Gefühle, denen ich mir nicht einmal sicher war?
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BeitragThema: Kapitel 35   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:29 pm

Nach langem Zögern entschloss ich mich mit der Wahrheit raus zu rücken: „Nun ja, ich habe jemanden kennen gelernt.“ Bei diesen Worten begann Kelly mich an zu strahlen und meinte sofort: „Das ist doch toll!“ Doch als sie meine traurige Miene erblickte, verstummte sie sofort und sah mich mit fragendem Blick an.
„Kelly, den, den ich kennen gelernt habe, habe ich nicht einfach so bei einem Spaziergang oder in einem Café kennen gelernt. Es war eher ein Gewinnspiel.“ flüsterte ich klein laut, hatte ich doch immer noch Angst, wie sie reagieren würde.
„Was hat es damit auf sich?“
Tief durch atmend erzählte ich weiter: „Er ist aus einer noch nicht allzu bekannten Band aus Deutschland. Wir haben uns lange und gut unterhalten. Er war richtig nett, aber ich denke nicht, dass er sich für mich interessieren würde. Wenn die Band erst einmal richtig berühmt ist, hat er für Normalos wie mich doch keine Augen mehr.“
„Sag so etwas nicht. Wenn er es genauso nett fand, sich mit dir zu unterhalten, wird er sich schon melden. Hast du denn die Chance, ihn noch einmal zu treffen, um ihn richtig kennen zu lernen?“
„Nun ja, er hat mir auf einen Zettel seine Nummer geschrieben.“
„Und da zweifelst du noch? Oh Lina, dann ruf ihn an!“
„Ich wüsste aber gar nicht, was ich ihm sagen sollte. Er hält mich dann bestimmt für ein albernes Groupie.“
„Aber das bist du nicht und das kannst du ihm beweisen!“
„Vielleicht hast du Recht, doch muss ich warten, bis wir wieder in Deutschland sind, denn von hier aus ist mir das zu teuer.“
„Ok, aber dann berichtest du mir bitte, was passiert ist.“
„Natürlich mache ich das, das verspreche ich dir!“
Just in diesem Moment versteinerte sich meine Mine. Sofort sprang ich auf. Fieberhaft überlegte ich, wo ich ihn hingelegt hatte.
Kelly beobachtete mich, aufgeschreckt durch die plötzliche Bewegung meinerseits. „Was ist denn los?“
„Ich weiß nicht mehr, wo ich den Zettel habe!“
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BeitragThema: Kapitel 36   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:30 pm

„Was?“
„Ich habe ihn in meiner Hosentasche gehabt, als wir hier her gekommen sind und dann weiß ich nicht mehr weiter.“
„Da wird er bestimmt noch sein. Komm, wir sehen nach!“ So liefen wir beide im Laufschritt zurück zu ihr nach Hause um nach dem besagten Zettel zu suchen. Doch als wir dort ankamen, fehlte von ihm jede Spur. Verzweifelt ging ich mir durch meine Haare, drehte mich einmal im Kreis, um vielleicht einen Anhaltspunkt ob des Aufenthaltes des Zettels zu finden.
„Er muss doch irgendwo sein!“
„Hast du ihn aus der Tasche getan?“
„Oh nein!“ stöhnte ich „Ich habe ihn im Hotel vor dem Duschen auf das Waschbecken gelegt!“ erinnerte ich mich erschrocken! Da wir nach der Party bei Mell übernachtet hatten, waren wir nicht weiter dort gewesen, auch nicht, um unsere Sachen ab zu holen, denn wir hatten beschlossen, den Rest unseres USA-Aufenthaltes bei Kelly zu verbringen.
„Dann lass uns zum Hotel fahren und nach sehen.“ Schon war Kelly auf dem Weg zum Auto, in das sie mich hinein zog, um mich zum Hotel zu bringen.
Wir eilten in das Hotelzimmer, jedoch fand sich auch dort der Zettel nicht auf.
„Vielleicht hat Mel ihn gesehen.“ sagte ich voller Hoffnung.
„Bevor wir sie fragen, sollten wir eure Sachen einsammeln und mit zu mir nach Hause nehmen.“ Doch als sie das sagte, war ich schon dabei, meinen Koffer zu durchwühlen und in jede einzelne Tasche zu schauen.
„Er muss doch irgendwo sein. Er kann doch nicht so einfach verschwinden und sich in Luft auflösen!“
„Im Mülleimer ist er auch nicht. Aber vielleicht haben die Putzfrauen ihn weggeschmissen, als sie heute Morgen hier aufgeräumt haben?!“ überlegte Kelly.
„Jedenfalls hat es keinen Sinn, sie zu fragen. Immerhin werfen sie so viel weg, da fällt ein kleiner Zettel nicht auf.“
Ein wenig erschöpft und doch leicht verzweifelt ließ ich mich auf das nahe stehende Sofa sinken und sinnierte über den Aufenthalt des mir abhanden gekommenen Zettels. Warum war er mir bloß so wichtig geworden? Es war doch bloß ein Zettel mit irgendeiner Telefonnummer. Schließlich kannte ich Johannes doch kaum und er mich auch nicht. Er war ein netter Kerl, mit dem man sich gut unterhalten konnte, doch sah er das in mir auch?
Es blieben die alt bekannten Zweifel. Vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden, dass ich den Zettel und somit Johannes nie mehr wieder sehen werde...
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BeitragThema: Kapitel 37   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:32 pm

Bei Kelly angekommen, bemerkten wir, dass Mel immer noch schlief. Ich versuchte sie wach zu rütteln, doch sie antwortete nur mit einem Grunzen und drehte sich auf die andere Seite. Schwer seufzend ließ ich mich neben sie auf die federnde Matratze fallen. Warum musste sie gerade jetzt schlafen? Jetzt, in diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sonst schlief sie doch auch nicht so viel. Warum musste sie gerade heute damit anfangen? Je mehr ich über die momentan verzwickte Situation nachdachte, desto wütender wurde ich auf Mel. Sie musste mir doch beistehen. Allerdings wusste sie noch nicht einmal etwas von dem Zettel. Möglicherweise hatte sie ihn weg geworfen, nicht wissend, wie sehr er mir bedeutete. Böse blickte ich sie an. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie mittlerweile aufgewacht war und mich beobachtete.
„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen“, fragte sie mich beinahe mitleidig.
Die Frage ignorierend fragte ich sie sofort über den Zettel aus, ohne zu erwähnen, von wem er war, wollte ich doch vermeiden, dass sie eifersüchtig wurde, denn ich hatte bemerkt, dass auch sie sich für Johannes interessierte. So etwas konnte sie mir nicht verheimlichen, dafür kannte ich sie schlicht weg zu gut. Nachdem ich sie mit Fragen bombardiert hatte, sah sie mich mit hochgezogener Augenbraue an und erwiderte: „Zettel? Nein, ich habe keinen gesehen, auf dem eine Nummer stand. Und von wem ist die Nummer eigentlich? Verheimlichst du mir etwas?“ Doch ihre letzten Fragen hatte ich nur noch verschwommen wahrgenommen. Der Zettel war weg. Niemand wusste, wo er war, niemand hatte ihn gesehen.
„Was nun“, fragte ich mich leise, stand vom Bett auf und blickte aus dem Fenster. Ich blickte direkt in den Hintergarten, in dem mehrere ordentlich gepflegte Bäume standen, in denen wild zwitschernde Vögel ihr Sing-Spiel veranstalteten. Eine Weile lauschte ich diesem, bis ich mich umdrehte und dem Raum verließ. Zurück ließ ich Mel, die sich abermals in ihre Bettdecke kuschelte und sich zurück lehnte. Ich war froh, dass sie mir in diesem Augenblick nicht hinterher lief. Ich wollte allein sein, um nach zu denken, über das, was ich fühlte, über das, was ich zu verdrängen versuchte.
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BeitragThema: Kapitel 38   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:33 pm

Eine warme Hand legte sich von hinten auf meine Schulter.
„Hey, kann ich dir helfen?“
Als ich mich um drehte, sah ich in die haselnussbraunen Augen von Brad.
Anstatt zu antworten fragte ich: „Bist du mir nach gelaufen?“
„Nein. Ich habe dich in Richtung Park gehen sehen, als du das Haus verlassen hast. Da du schon eine Weile weg bist, dachte ich, ich schau mal nach dir.“
Bei den Worten von ihm stutze ich. Eine Weile? Wie lange war ich denn schon weg? Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich bereits eine Stunde zwischen den Bäumen saß und nachdachte. Nachdachte, über meine Vergangenheit, die ich in New York verbracht hatte, oder über Johannes und mein Verhalten Mel gegenüber.
„Brad, ich komme mir so dumm vor“, schluchzte ich leise. Bevor ich noch etwas hinzufügen konnte, schloss er mich in seine Arme, versucht, mich zu trösten. Sanft strich er mir über den Rücken, bis meine leisen Schluchzer langsam verebbten. Mit dem linken Zeigefinger hob er mein Kinn, den anderen Arm immer noch um mich geschlungen, um mir in die Augen zu sehen.
„Was ist denn passiert Kleine? So schlimm kann es doch nicht sein, dass du dich wie ein Häufchen Elend im Park verstecken musst.“
Er hatte gut reden. Er hatte seine Freundin nicht schlecht behandelt und ihr alle Schuld in die Schuhe geschoben.
„Ich hätte Mel gegenüber nicht so unfair sein sollen. Sie hat sich all die Jahre so gut um mich gekümmert und das alles hier für mich organisiert... So zeige ich ihr also meine Dankbarkeit...“ Der letzte Satz war nicht mehr als nur noch ein Flüstern, doch reichte es, dass Brad es verstand.
„Rede mit ihr! Ich bin mir sicher, sie versteht das.“
„Wie kannst du das wissen, wenn du nicht weißt, worum es geht?“
„Das habe ich im Gefühl.“
Laut lachte ich auf. Brad war seiner Meinung nach schon immer ein Frauen-Kenner gewesen.
„Schön, dich wieder lachen zu hören. Das steht dir viel besser, als dieser traurige Blick.“
Manchmal wusste ich nicht, was ich von ihm halten sollte. Brad war so ein lieber Kerl, doch wenn seine Kumpels in unmittelbarer Nähe waren, verwandelte er sich in einen Eisblock.
Wir unterhielten uns noch eine Weile, gingen zusammen zurück zu Kelly und Mel und bereiteten schon einmal das Essen zu.
In der Zeit kam Mel in die Küche, was Brad dazu veranlasste, den Raum zu verlassen.
Nun stand ich vor ihr und wusste nicht, was ich sagen sollte. Welche Worte sollte ich wählen? Welches waren die richtigen, um zu beschreiben, was ich fühlte? Es war seltsam... Sonst bereitete es mir nie Probleme, mit ihr über solche Dinge zu reden, doch dieses Mal war es anders. In mir blockierte etwas, was ich nicht zu deuten wusste. Innerlich spürte ich, dass ich ihr nicht zu viel erzählen sollte. Stattdessen sagte ich nur: „Mel, es tut mir so leid. Ich habe dich wirklich mies behandelt und ich kann dir nicht einmal den genauen Grund für mein Verhalten nennen.“ Traurig blickte ich zum Boden. Wie würde sie reagieren? Ich konnte die Situation nicht einschätzen. Wir hatten noch nie einen richtigen Streit gehabt, so dass ich mit der jetzigen Situation ein wenig überfordert war. Angst überkam mich, als sie keinerlei Regung zeigte. Sie stand einfach nur da, beobachtete mich mit ihren durchdringenden blauen Augen. Mir ihrer rechten Hand streifte sie sich langsam und bedacht eine lange glatte Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie zu sprechen begann...
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BeitragThema: Kapitel 39   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:34 pm

„Weißt du Lina, seit dem wir hier sind, behandelst du mich wie Luft. Für dich zählen nur noch alle anderen, mich siehst du dabei nicht mehr. Du siehst durch mich hindurch, wie durch flüchtigen Nebel. Dabei musst du einmal daran denken, dass ich die jenige war, die das alles organisiert und möglich gemacht hat! Ich weiß, du hast deine Freunde lange nicht gesehen und das verstehe ich auch, aber deswegen musst du mich nicht ignorieren.“
Sie hatte recht. Mit allem, was sie sagte. Ihre Worte taten weh, innerlich zog sich mein Magen zusammen, bis ich plötzlich das Bedürfnis verspürte zu schreien. Was war nur los mit mir?
Ich sog die warme, stickige Luft ein, die in der Küche herrschte, bis ich antworten konnte: „Ich denke, ich muss meine Gefühle erst ein mal ordnen.“ Dies war nicht einmal eine Lüge, doch trotzdem verriet ich nicht zu viel.
Sie musterte mich noch eine Weile, bis sie mich in eine lange Umarmung zog und fragte: „Lina, ich will dir nicht zu nahe treten, doch was bedrückt dich noch? Du bist schon seit ein paar Tagen nicht mehr du selbst. Du bist still, ziehst dich zurück und redest nicht mehr mit mir. Habe ich irgendetwas falsch gemacht oder ist irgendetwas passiert?“ Sie drückte mich ein wenig von sich weg, damit sie mir direkt in die Augen schauen konnte. Als ich ihre Fragen mit „Nein“ beantwortete, verhärtete sich ihr Blick. Eine Weile standen wir so da, schwiegen uns an. War es richtig, sie an zu lügen oder sollte ich mich überwinden und ihr von dem Zettel erzählen? Vorerst entschied ich mich dagegen, stattdessen erwiderte ich: „Lass uns später darüber reden ok? Ich möchte meine Zeit hier genießen. Soll ich dir morgen ein wenig die Stadt zeigen?“ Ich setzte ein hoffentlich überzeugendes Lächeln auf, das sie zu besänftigen schien. Doch als sie bejahte, funkelte in ihrem Gesicht ein schelmisches Grinsen auf, das ich zu diesem Zeitpunkt nicht deuten konnte und wollte.
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BeitragThema: Kapitel 40   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:35 pm

Am nächsten Tag zeigte ich, wie versprochen, Mel die Stadt. Kelly und Brad sind nach Bitten meinerseits zu Hause geblieben, so dass Mel und ich ein wenig Zeit miteinander verbringen konnten. Während wir durch die Straßen schlenderten, mit bereits vollen Tüten im Schlepptau, schien sich die Situation zwischen uns wieder normalisiert zu haben. Es war angenehm, wieder mit ihr reden zu können wie sonst auch. Das hatte ich wahnsinnig vermisst. Stillschweigend schienen wir vereinbart zu haben, mit dem zweifellos wichtigen Gespräch zu warten, bis wir wieder in Deutschland waren.
Gegen Abend befanden wir uns nach einem ausgiebigen Essen in einem chinesischen Restaurant auf dem Empire State Building wieder, von dem wir die ganze Stadt im Blickfeld hatten. Wir beobachteten den Sonnenuntergang. Das gelb-orange der Sonne spiegelte sich in den Dächern der Häuser wieder. Dieser Anblick löste in mir eine Ruhe aus, die sich in meinem ganzen Körper auszubreiten schien. Alle Probleme und Gedanken schienen wie weggeblasen. Ich fühlte mich frei. Als würde ich schweben. Als wäre es ein Leichtes, über die feinen weißen Wölkchen zu gleiten, die sich am Horizont abzeichneten.
Mit einem kleinen Regentropfen, der auf meine Nasenspitze fiel, wurde ich wieder in die Realität zurück geholt. Ich schaute zu Mel hinüber, die ebenfalls verträumt in den Himmel starrte. Damit wir nicht im Regen nach Hause fahren mussten, zog ich sie in den nahe gelegenen Fahrstuhl und raus auf die Straße, an der ich uns ein Taxi rief.
Gegen Abend bemerkte ich, wie sich Kelly und Brad tuschelnd in das Wohnzimmer verkrochen hatten, während Mell und ich ein wenig für Ordnung in der Küche sorgten. Dabei versuchte ich so viele Wortfetzen wie nur möglich durch die dünnen, durchlässigen Wände des Hauses mit zu bekommen, doch vergebens. So sehr ich mich auch an zu strengen versuchte, der Sinn der Worte der beiden blieb mir verborgen.
„Mell, weißt du, was die Beiden zu bereden haben?“
„Nein, tut mir leid, ich habe keine Ahnung“ antwortete sie mir scheinbar ehrlich.
Als sie wieder zu uns stießen, blickten beide etwas betroffen und nachdenklich aus der Wäsche. Doch als sich meine Bicke mit den Ihrigen trafen, setzten sie ein gezwungenes Lächeln auf. Irgendetwas war faul, doch was? Ich versuchte erst gar nicht, die beiden zum Reden zu bringen, da ich mir sicher war, nichts Brauchbares aus ihnen heraus kitzeln zu können.
Als ich kurz darauf auf dem Bett saß, auf dem ich für den Aufenthalt nächtigte, klopfte es zögerlich an der Tür, worauf Kelly den Kopf herein steckte und sich neben mich setzte. Sie saß einfach nur da. Scheinbar um meine Reaktion auf etwas ab zu schätzen. Doch worauf?
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BeitragThema: Kapitel 41   Why - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 10:36 pm

Sie schien einen Moment zu überlegen, wie sie anfangen sollte und begann dann zu sprechen: „Seit du nach Deutschland gegangen bist, hat uns dein Vater öfter besucht.“ Das hatte ich nicht erwartet. Völlig erstaunt klappte mir die Kinnlade herunter. Was sollte ich nur davon halten? Ich wusste nicht, was ich auf diese überraschende, fast schon traurige Nachricht hätte erwidern sollen. Zu Kelly ging er, und mich hatte er nicht einmal beachtet? Kein Lebenszeichen hatte mich persönlich seit meiner Auswanderung nach Deutschland erreicht. Was sollte ich nur darauf sagen? Was konnte ich von so einer Situation halten? Kelly unterbrach mich in meinen Gedanken und erklärte weiter: „Er hat sich nach dir erkundigt, wollte wieder Kontakt zu dir aufnehmen...“
Das schockte mich fast noch mehr, als die Nachricht, dass er mit Kelly geredet hatte. Er hatte mit mir reden wollen und es nicht getan. „Wieso hat er es nie getan?“ war die einzige Frage, die ich in diesem Moment laut stellte, die mir in diesem Moment im Kopf schwirrte, keine eventuell erklärenden Gedanken zuließ und mich völlig starr auf meinem Bett sitzen ließ. „Wieso, Kelly, sag mir wieso hat er denn nicht? Die ganze Zeit, die ich in Deutschland war, hab ich nicht einmal etwas von ihm gehört, nicht mal eine Geburtstagskarte an mich ist je in unserem Briefkasten gelandet. Wieso...? “ Die letzten Worte waren nur noch als ein leises Flüstern zu vernehmen, meine Stimme war erstickt an den Tränenbächen, die an meinen Wangen herunter rannen. Stumme Tränen, die es nicht schafften, meine Situation ausreichend zu beschreiben, jedoch war ich zu kraftlos, um all dem gehörten und meinen Gefühlen den richtigen Ausdruck zu verleihen. In all meiner Wut, aber vor allem der Trauer, die in diesem Moment aus mir heraus brach, merkte ich nicht mal mehr, wie Kelly mich in den Arm nahm, um mich sanft hin und her zu wiegen, im Bestreben, mich zu beruhigen, mir eine Schulter zum halt zu bieten, mir zu zeigen, dass sie für mich da war.
Was geschah hier nur? Dad hatte sich bei Kelly über mein Wohlbefinden informiert, aber war zu fein, um sich selbst bei mir zu melden? Warum? Wieso? Diese Fragen und noch viele mehr pochten in mir, mit dem dringenden Wunsch geklärt zu werden. Aber war ich mir wirklich so sicher, dass ich all die Antworten wissen wollte? In meiner derzeitigen Situation wäre ich wohl zu kraftlos gewesen, um all das verarbeiten zu können. Ganz allmählich beruhigte ich mich, meine Tränen verebbten einigermaßen. Als Kelly merkte, dass ich nicht sofort wieder zusammenbrechen würde, fuhr sie fort: „Er war sich seiner Sache ziemlich unsicher, wusste nicht, wie er dir nach dem Ereignis wieder unter die Augen hätte treten können, hat sich wohl nicht getraut. Und irgendwann dachte er, dass er seine Chance verpasst hat. Er hat gedacht, dass er dich besser in Ruhe dein neues Leben in Deutschland leben lässt und dich nicht weiter belastet. Er konnte dir nicht mehr unter die Augen treten, keinen Kontakt mehr zu dir aufnehmen, weil er Angst hatte, dich noch mehr zu verletzen. Er wollte, dass du glücklich bist, und nicht in der Vergangenheit lebst.“
Bei diesen Worten schoss mir wieder das Bild von meinem Dad mit dieser Frau in den Kopf, das Bild, was ich eigentlich für immer hatte verbannen wollen aus meinem Gedächtnis, was nie mehr hätte wiederkommen sollen, was ich am liebsten nie gesehen hätte. Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Körper, innerlich, als hätte jemand tausende Nadeln in mich gestochen, vor allem aber in mein Herz, was mich das Gefühl haben ließ, dass es in Millionen kleine Teile zersprang, aber keiner konnte es sehen, keine Wunden, die mit Pflastern zu verbinden waren, nichts zu sehen und doch tat alles so weh, als sei ich zerrissen worden. Er hatte sich nicht bei mir gemeldet, weil er Angst hatte, mich zu verletzen, dachte, er hätte seine Chance verpasst. Nein, das konnte einfach nicht wahr sein...
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BeitragThema: Why   Why - Seite 2 EmptySa Dez 22, 2007 11:19 pm

Ich begann zu zittern, was nicht auf die nicht vorhandene Kälte in dem Raum zu schließen war, sondern der innerlichen Kälte, die sich langsam in mir auszubreiten schien. In dem langen Zeitraum, in dem ich nie etwas von meinem Dad gehört hatte, habe ich immer gebetet, dass er sich irgendwann doch noch einmal meldet. Doch vergebens. Nach einer Weile habe ich all meine Hoffnungen aufgegeben, meine Liebe zu ihm gefror zu Eis. Ich begann ihn in die hintersten und dunkelsten Ecken meiner Erinnerungen zu verbannen. Doch nun fühlte es sich an, als versuchte jemand mit einem Eispickel dieses dick gewordene Eis in mir zu zerschlagen. Mit jedem Schlag, begann es mehr und mehr zu schmerzen. Mein Herz schrie förmlich die Qualen einer verlassenen Tochter heraus, was ich mich die letzten Jahre nicht getraut hatte. Dieser Schmerz versiebte nicht. Ich weinte und weinte, doch es hörte nicht auf. Auch die ruhigen Worte Kellys beruhigten mich nicht.
Jeder Atemzug, den ich durch meine Lungen presste, brannte wie Feuer in meinem Brustkorb. Mir fiel es außerordentlich schwer, zu atmen. Ich schloss die Augen. Ich realisierte noch, wie mich zwei starke Arme auf das Bett drückten, bevor mir schwarz vor Augen wurde.
Als ich wieder aufwachte, streichelte mir jemand behutsam über den Arm. Ich vermochte nicht, die Augen zu öffnen, hatte ich doch Angst, dass das eben Erfahrene wieder vor meine Augen treten könnte, es kein schlechter Traum, sondern die brutale Wahrheit war. Knallhart prasselte diese auf mich ein, unaufhaltsam.
Im Hintergrund hörte ich leise Stimmen flüstern, doch scheinbar hatten die Personen, die diese angehörten, noch nicht realisiert, dass ich mein Bewusstsein wiedererlang hatte, so dass ich jedes Wort klar und deutlich verstehen konnte.
„Ich mache mir Sorgen um sie. Ich hätte es ihr nicht sagen sollen, das war alles zu viel für sie…“
„Mach dir keine Vorwürfe, es war genau das Richtige, was du getan hast, immerhin hat sie ein Recht darauf, zu erfahren, was genau passiert ist“, sprach nun eine männliche, raue Stimme, doch diese konnte ich keiner mir bekannten Person zuordnen. Doch etwas in mir verriet mir, das ich die Person sehr wohl kannte, doch weigerte ich mich, die Augen zu öffnen, um ihr tatschlich in das mir vertraute Gesicht sehen zu müssen. So ließ ich sie geschlossen und wartete ab, was passieren würde. Ein tiefes Seufzen war zu hören, dann plötzlich Stille. Ich spürte förmlich die Blicke, die mich zu durchbohren schienen. Ich wusste noch immer nicht, wer die männliche Person im Raum war, doch als mich jemand mit einem rauen, kratzigen Bart auf die Stirn küsste, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Selbst als sich die Schritte zweier Personen entfernten, woraufhin die Tür geschlossen wurde, spürte ich den Kuss noch mitten auf der Stirn, was kleine Stiche in mein Innerstes versetzte.
In der Hoffnung, dass alles nur ein Traum gewesen ist, öffnete ich schließlich die Augen, doch schwebte immer noch der Duft seines Aftershaves in der Luft. Dieser Duft hinterließ einige schöne, doch auch traurige Erinnerungen. Es schien, als wär es gestern gewesen, als ich es das letzte Mal in seinen Armen riechen konnte.
Eine einzige Träne rollte meine Wange hinunter, doch war ich nicht versucht, diese weg zu wischen. Stattdessen ließ ich meiner Trauer freien Lauf. Als ich mich schließlich aufsetzte, fiel mein Blick in einen Spiegel gegenüber des Bettes, in dem ich mein blasses Gesicht betrachtete, das von den Qualen der letzten Stunden gezeichnet war. Meine Augen waren immer noch rot und verquollen vom Weinen, unter ihnen zeichneten sich dicke, schwarze Augenringe ab.
Von unten drang ein Stimmengewirr an mich heran, was mich zusammenzucken ließ. Schnell sprang ich auf. Zu schnell, denn kurzerhand wurde mir schwarz vor Augen, sodass ich mich nur noch an einem nahestehenden Stuhl festhalten konnte, um nicht auf den harten Fußboden zu fallen. Als sich mein Kreislauf wieder normalisiert hatte, ging ich langsamen Schrittes aus dem Zimmer, die Treppe herunter, in Richtung des Zimmers, aus dem ich die Stimmen vernahm. Als ich leise die Tür aufstieß, blieb ich geschockt im Türrahmen stehen, denn auf die anwesende Person war ich nicht im Geringsten vorbereitet.
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BeitragThema: Why Kapitel 43   Why - Seite 2 EmptySa Dez 22, 2007 11:19 pm

Anscheinend hatten sie meine Anwesenheit noch nicht wahrgenommen, denn Kelly und mein Dad stritten sich in schnellem Englisch weiter. Viel verstehen konnte ich nicht, war ich doch wie versteinert von seinem Anblick. Zwar hatte ich mir gedacht, dass er hier gewesen sein musste, doch glaubte ich, dass er längst Kellys zu Hause verlassen hatte, denn immerhin hatte ich eine gewisse Zeit im Bett verweilt und nachgedacht, meine Gedanken und Gefühle versucht zu ordnen.
In meiner Trance bemerkte ich nicht, wie das Stimmengenwirr verstummte, wie mich zwei Augenpaare musterten, nicht wissend, was zu tun sei. Doch was sollte man in solch einer Situation tun? Vater und Tochter hatten sich einige Jahre nicht gesehen, geschweige denn Kontakt zueinander gehabt. Jetzt standen sie voreinander. Unvorbereitet. Ahnungslos, wie sich zu verhalten war.
„Lina!“ riss mich eine erstaunte Stimme aus meiner Starre. Als ich seine raue Stimme meinen Namen sagen hörte, blickte ich überrascht auf, in seine scheinbar tief traurigen Augen, die mich zu durchbohren schienen. Keine weiteren Worte fielen. Keine weiteren Taten folgten. Nur das rascheln des Windes, das durch das halb geöffnete Fenster drang, durchbrach die angespannte Stille, lies uns jedoch nicht die Blicke voneinander abwenden.
Dann passierte alles sehr schnell: Damon, mein Vater, lief auf mich zu, um mich in eine Umarmung zu ziehen, die ich allerdings nicht erwiderte, sondern ihn mit geballten Fäusten von mir weg stieß. Er stolperte rückwärts gegen den Küchentisch, woraufhin eine Blumenvase ins Wanken geriet, auf den Boden fiel und in 1000 Scherben zerbarst. Die schönen weißen Lilien, die sich vorher in der Vase befunden hatten, verteilten sich nun auf dem gefliesten Fußboden. Um sie herum ein Scherbenmeer und einige Wasserspritzer, die sich langsam zu einer Pfütze zusammen schlossen. Kellys Blick haftete am Boden der herunter gefallenen Vase, bis ich anfing zu schreien: „Was willst du eigentlich hier? Du hast dich in der ganzen Zeit nicht bei mir gemeldet, dich nicht für mich, mein Befinden und mein Tun interessiert und jetzt, da ich ja praktischerweise in den USA bin, fällt dir wieder ein, dass du eine Tochter hast?!“
Kelly war zusammengezuckt. Ihre Augen huschten nervös zwischen meinem Vater und mir hin und her. Mit jedem meiner Worte war ich mehr und mehr rot angelaufen. Meine Hände hatten sich zu Fäusten verkrampft, die ich so fest zusammenpresste, dass sich meine Fingernägel in das Fleisch meiner Handballen bohrten. In meiner Wut bemerkte ich nicht, wie langsam warmes Blut an meinen Fingern herunter lief.
Doch bevor mein Vater noch etwas erwidern konnte, zischte ich leise, doch für ihn klar und deutlich vernehmbar: „Raus hier! Und lass dich nie wieder bei mir oder bei einem meiner Freunde blicken!“
Zwar war Kelly versucht, meinen Vater zurück zu halten, doch auf Grund meines Tonfalls und meiner Worte wusste sie, dass es keinen Sinn hatte, ihn für einen Plausch in der Küche zu halten. So ließ sie ihn ziehen. Mit ihm ging auch meine Wut, die sich rasend schnell in Trauer und Verzweiflung umwandelte. In mir brodelte es noch immer. Wie konnte er nur? Mit jedem Gedanken begann ich schneller zu atmen. Mit jedem Pulsschlag zog sich meine Kehle mehr und mehr zusammen. Die Hände mittlerweile blutverschmiert, sank ich auf den Küchenboden herunter und begann hemmungslos zu schluchzen.
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