Entführung in eine fantastische Welt..
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Entführung in eine fantastische Welt..

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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 8:33 pm

Teil 37
„Warum schäbig??“ fragte Steff. Ihre Nerven waren nun zum zerreissen gespannt. Was hatte das Mädchen für einen Grund, sich schäbig vorzukommen?
„Weil.. ich dich eigentlich nur ausgenutzt habe bisher.“
Damit hatte Stefanie einen Grund.
„Was?? Warum? Erklär mir das“ Sie war sehr enttäuscht. Laurie wich ihrem Blick aus.
„Nunja.. ich wollte eigentlich nur, dass du mit mir herausfindest, woher diese Nummern sind. Dazu brauchte ich jemanden der Internet hat. Du warst perfekt. Ich wusste, dass du wissen willst, was mit Thomas passiert ist.“ In der Sängerin stieg unbegrenzte Wut auf, die sich in Tränen entlud.Sie ballte die Fäuste.
„Weiter“ presste sie zwischn den Zähnen hervor.
„Hör zu, es tut mir so leid! Aber das ist alles so gefährlich, und ich wollte dich nicht in so etwas reinziehen. Ich habe bei meinem Onkel Dokumente gefunden, die besagen, dass da etwas ganz Krummes abgeht. Da stehen Zeiten drauf und Namen. Wann die Grenze unterbesetzt ist, an welcher Stelle und warum, und dann immer wieder andere Namen. Und es sind immer weibliche Namen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube die schmuggeln Menschen über die Grenze. Frauen. Und du weißt, was das heißt. Mein Onkel ist kein Mann, der Asylbewerbern oder so hierher helfen würde. Es muss sich dabei um Menschenhandel handeln.“ Nun begann auch Laurie zu weinen.
„Ich wusste einfach nicht,was ich machen sollte. Und eines Tages tauchte dann Thomas hier auf. Er stritt sich mit meinem Onkel und drohte ihm damit, alles auffliegen zu lassen. Woher er das alles wusste, weiß ich nicht. Roberto, also mein Onkel, telefonierte dann und eine Viertelstunde später kam ein anderer Mann hierher. Ein eitler Typ. Er redete sehr leise, und ich hab nur wenig verstanden. Es ging wohl darum, wie man Thommy mundtot machen kann. Ich hab Angst bekommen. An dem Tag war euer Konzert hier in Bonn und da war ein Stück beim Museum nicht abgesperrt. Ich hab gewartet, bis er da mal auftauchte und ihm Bescheid gesagt. Er war echt lieb und meinte ich solle mir keine Sorgen machen. Gleichzeitig war er echt wütend, dass da so etwas passiert und meinte, er würde die Polizei einschalten. Ich weiß, dass er es ernst genommen hat, aber ich denke, nicht ernst genug. Und ich hätte nachdrücklicher sein sollen... ich weiß nicht, was jetzt mit ihm ist. Ich bin schuld, wenn sie ihn umgebracht haben, denn hätte ich mit mehr Nachdruck davon erzählt, hätte er vielleicht noch besser aufgepasst und dann wäre das alles nicht passiert. Aber er hat sich im Tourbus, bei euch und der Crew so sicher gefühlt...“
Stefanie bekam trotz ihrer Wut Mitleid mit dem Mädchen. Sie stand auf und zog sie an sich.
„Okay... okay... ist ja gut... was war denn dann? Du hast doch noch eine Nachricht von ihm bekommen.“
„Ja“ schluchzte Laurie „ich hab meinen Onkel nicht mehr aus den Augen gelassen. Und dann ging er zu eurem Tourbus. Er hat die zwei Securitys außer Gefecht gesetzt, die darum standen. Da war noch jemand.. Ich weiß aber nicht, wer. Der war ziemlich brutal. Die beiden sind einfach umgefallen. Dann haben sie einen Schlauch in ein Fenster des Busses gesteckt und den Hahn aufgedreht. Dadrin war Schlafgas. Erinnerst du dich, dass du ganz müde warst an dem Tag?“
„Ja,... aber ich bin sehr oft müde. Du weißt ja, dass ich viel und gerne und überall schlafe. Und ich dachte, das käme vom Konzert. Wir haben ja mal wieder Vollgas gegeben und waren auch dementsprechend kaputt.“ Die junge Frau suchte verzweifelt nach Worten. Sie konnte und wollte nicht glauben, dass jemand so skrupellos sein konnte.
„Ja... das haben die echt gut eingefädelt, nicht? Naja.. sie sind dann rein. In eurer Bus.Und kamen zwei Minuten später mit Thomas wieder raus.“
Schockiert sah Steff sie an. „Das ist so dreist..“ flüsterte sie. Dicke Tränen rollten über ihr Gesicht.
„Ja.. ist es. Sie haben ihn dann erstmal in einen Rollstuhl gesetzt, und so getan als schliefe er. Ich meine -er hat ja wirklich geschlafen...Und dann haben sie ihn darin weggefahren. Ich bin immer hinterher gelaufen. Die sind dann in eine leere Wohnung in unserem Haus eingebrochen und haben ihn darein gesperrt. Gefesselt und geknebelt. Die haben ihn einfach dort liegen lassen.“ Wieder liefen Laurie Tränen übers Gesicht.
„Und als ich wusste wo er ist.... bin ich schnell in unsere Wohnung. Roberto, also mein Onkel, durfte ja nicht wissen, dass ich weg war. Er kontrolliert jede Nacht, ob ich wirklich im Bett bin. Als er das tat, war ich natürlich da. Am nächsten Tag dann habe ich gewartet, bis er das kontrolliert hatte. Und als er dann im Bett war hab ich schnell etwas Essen genommen und bin raus -und zu Thommy. Ich hab so gehofft ,dass er noch da ist.“
„War er noch da?“
„Ja. Die hatten ihm nichtmal was zu essen gegeben.“
„Oh mein Gott..“ Bei der Vorstellung, dass Thomas alleine und hungrig in einer alten Wohnung lag, drehte Stefanie sich der Magen um.
„Ich hab ihn erstmal von den Fesseln befreit und ihm den Knebel aus dem Mund genommen. Er war so dankbar, hat erstmal gegessen und dann wollte ich ihn zum Tourbus führen. Er wollte mir erzählen, wo sie ihn hinbringen wollten, aber da kam ein Mann die Treppe hoch.. und Thommy musste vorerst drinnen bleiben. Ich konnte mich gerade so verstecken. Er bat mich noch um einen Zettel und einen Stift. Das hat mich irritiert, aber ich gab ihm beides. Ich hab immer einen Kuli und einen kleinen Notizblock dabei. Das ist sicherer. Naja,.. Auf jeden Fall: Der Mann geisterte noch vor der Tür rum, also musste ich verschwinden. Am nächsten Tag kam ich wieder...und dann war alles klar. Ich führte ihn aus der Wohnung, aber auf der Treppe zum zweiten Stock hat man uns erwischt. Er versuchte noch zu rennen, und ich versuchte ihm die Bahn frei zu machen... aber sie hatten ihn wieder. Da ließ er einen Zettel fallen. Ich hob ihn auf. Und das, was drauf stand kennst du.“
„Allerdings.“ Laurie hatte schnell und durcheinander erzählt. Es hörte sich an, wie aus einem schlechten Krimi gegriffen. Aber Steff glaubte keine Minute lang daran, dass sie log. Die Schrift auf dem Zettel war eindeutig Thomas´. Aber eine Frage gab es noch zu klären.
„Was bedeutet das >>Petri Heil<<?“
„Ich weiß es nicht. Ich vermute, er wollte mir damit noch einen Hinweis darauf geben, wo sie ihn hinbringen,weil er mir das nicht mehr sagen konnte.“

Teil 38
„Möglich.“ Steff überlegte... sie hatte einen regelrechten Gedankensalat im Kopf. In ihrem Kopf waren so viele Fragen, dass sie fürchtete, jeden Augenblick zu platzen.
„Also..Diese Leute haben ihn 2 Tage nach seinem Verschwinden bei uns weggebracht? Also am 5 Juli? Aber das....hmm. Er war danach wieder da. Am 6 Juli. Das weiß ich genau. Schließlich saß er noch mit Andy am Tisch und hat gefrühstückt. Das haben wir uns gemerkt, Thomas stand sonst doch immer als Letzter auf!“
„Das ist allerdings komisch. Weißt du was er dann noch gemacht hat?“ fragte Laurie irritiert.
„Ja... Andreas sagte, er wäre dann zum Brötchen holen gegangen.“
„Mhh.“ Das Mädchen legte die Stirn in Falten.
„Da können wir nur spekulieren. Und dann frage ich mich: warum hat er uns nichts erzählt? Von der Entführung... er hat uns erzählt, er wäre bei einer Frau gewesen. Und scherzte noch darüber, dass er so wird wie sein Bruder und bald von keiner Frau mehr die Finger lassen kann. Wir wollten dann nicht weiter auf ihn eindringen. Ich hab gedacht, er erzählt es uns dann später. Denn für den Moment war einfach nichts aus ihm rauszubekomemn. Er sagte nur, dass die Frau Josephine hieße.“
„Josephine?“ fragte Laurie mit großen Augen.
„Ja. Sonst sagte er nichts mehr, aber ich verstehe auch nicht, wieso sie ihn dann beim Brötchen holen nochmal...-“
„Das ist mein Zweitname.“
Schweigen. Braune Augen schauten verständnislos in helle, Grüne.
„Was?“
„Josephine. Das ist mein Zweitname.“
Wieder schwiegen beide.
„...Vielleicht...wollte er euch ein Zeichen damit geben. Er hat gewusst, dass ich ihm helfen würde. Er wusste dass, ich zu dir gehen würde. Er ist ein Fuchs!“ Ein Lächeln breitete sich auf Lauries Gesicht aus. „Er hat mir erzählt, dass man immer zu dir kommen könnte. Und du immer ein offenes Ohr für andere hättest. Und er meinte, du würdest dich mehr um alle aus der Crew sorgen, als du zugibst.“
Steff wurde rot und versuchte ihre Verlegenheit zu überspielen.
„So, sagte er das. Das ist mir einer..“
„Also... Fassen wir mal zusammen: Er wurde noch am Abend des 3.entführt. Am 5 haben sie ihn weggebracht. Wohin, ist unbekannt. Am 6 kam er wieder, vermutlich in der Nacht, sagte, er wäre bei einer Frau gewesen, einer gewissen Josephine. Und verschwindet am gleichen Morgen beim Brötchen holen spurlos. Findest du das nicht etwas seltsam, dass er euch nichts erzählt hat?“
„Worauf willst du hinaus?“ Die Verwirrung von Steff war unübersehbar.
„Ich vermute, „fuhr Laurie fort, „Dieses Josephinee -das bin ich. Damit meint er mich. Er dachte, ich wäre so schlau, dir meinen vollen Namen zu sagen. Darauf kam ich nur leider nicht. Da war ich nicht so schlau wie er dachte. Es hätte dich darauf aufmerksam gemacht, dass ich dieses Josephine sein könnte. Du fragst immer nach. Also.. Du hörst Josephine, dann suchen deine Verbindungen im Gehirn nach der Information und dem Zusammenhang und du hakst nach. Hättest du wohl auch getan, hätte ich das gesagt. Und Zweitens: Die Typen haben ihm was gesagt. Sie haben ihn erpresst. Fehlt irgendetwas bei euch im Tourbus? Vielleicht hatte er auch Notizen? Die er holen sollte, von denen nur er wusste, dass sie da waren und vor allem wo sie waren. Sie haben ihm damit gedroht, dass sie jemanden von euch umbringen. Dass sie euch ständig beschatten, euch nicht aus den Augen lassen und sich da leicht mal was Gefährliches in eure Richtung verirren könnte. Und er würde euch niemals in Gefahr bringen. Also holt er das. Bringt es zu einem vereinbarten Punkt unter dem Vorwand, Brötchen zu holen. Und dort schnappen sie ihn.“
„Hmm. Das klingt alles sehr plausibel. Aber ob es auch so war?“ Steff blickte zweifelnd zu Laurie. Diese zuckte nur die Schultern.
„Es ist das einzige, was wir haben.“
„Okay... angenommen, es stimmt alles, was du sagst.. Dann stellt sich doch die Frage: Wo ist er jetzt? Denn, wenn er den Zettel schrieb, bevor er zurückkam. Und dann nochmal verschwand. Dann haben die ihn bestimmt woanders hingebracht. Er hätte uns ja alles erzählen können. Dann nützt uns das Petri Heil nun gar nichts mehr.“
„Doch“ widersprach Laurie, „denn er wusste, dass er euch damit in Lebensgefahr bringen würde. So wäre alles erledigt gewesen. Er hätte die Beweise unter den Drohungen zurück gebracht und damit wäre die Sache gegessen gewesen. Aber da war er dumm. Er hätte wissen müssen, dass die es nicht damit auf sich beruhen lassen würden. Aber wenn mein Onkel da mit drin hängt, dann weiß er sicher auch, wo Thommy ist.“
„Mhh.. stimmt. Aber sag mal. Bei der ersten Entführung... warum haben die beiden Securitys eigentlich nichts gemerkt?“
„Mh, ja. Das ist eine gute Frage. Also, ich weiß, dass sie einfach umgefallen sind. Aber sie hat sie nicht geschlagen oder sonstwas. Die Person ist von hinten an sie rangetreten und hat ihnen erst mit einem Tuch zugewedelt. Den Secus wurde schwindlig und sie wurden müde. Dann kam die Person immer näher damit und irgendwann hat er gereicht. Sie sind dann umgefallen. Zusammengesackt. Die waren völlig weg. Und die hat sie nicht fallen lassen, sondern aufgefangen. Sollte ja keiner was mitbekommen. Ich vermute es war Chloroform, aber da muss noch was anderes dabei gewesen sein. Alleine hat das nicht eine solche immense Wirkung.“
Fassungslos starrte Steff ins Leere.
„Das ist so dreist....“ Angst lag in ihren Augen.
„Die sind skrupellos. Aber..ich denke, oder hoffe, nicht, dass sie in der Lage sind, jemanden zu töten. Mein Onkel ist vielleicht dumm, aber er würde niemanden töten. Nicht, seit er gesehen hat, wie jemand kaltblütig jemanden erschossen hat. Damals hat er angefangen zu trinken. Er sagte mir mal vor ein paar Jahren, als er wieder mal betrunken war, er habe in die toten Augen geblickt und er hat sich noch nie so erschrocken. Leer wären sie gwesen. Nur leer. Und erstarrt. Das würde er nie tun. Das kann ich nicht glauben.“ sagte Laurie langsam.
„Okay.... angenommen er tut so etwas nicht... wer sagt, dass es nicht andere getan haben?“
„Niemand....Aber ich habe einfach die Hoffnung. Denk an den Zettel. Sag mir...Was, wenn er noch lebt? Was, wenn er darauf wartet, dass etwas passiert, aber es passiert nichts, weil wir ihn abgeschrieben haben? Was, wenn er dort, wo er jetzt ist, verzweifelt, weil niemand ihm hilft und er ganz alleine dort ist? Was, wenn...“
„Ja, okay!! Ich weiß! Ich wünsche mir auch, dass er noch am Leben ist. Er bedeutet mir wirklich viel, weißt du. Ich kenne ihn so lange, und ich kenne ihn intensiv. Das tut man, wenn man auf engstem Raum lebt nunmal. Und ich will ihn wieder bei uns sehen. Aber, Laurie, sag mir -wie???
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 8:36 pm

Teil 39
Stefanie und Lauraine gingen durch die Straßen. Sie suchten alles ab nach Hinweisen. Die Wohnung, in der Thomas gelegen hatte, die Treppe, den Firmenwagen von Lauries Onkel,den Flur. Nichts. Die Enttäuschung war grenzenlos. Hatten sie doch gehofft, vielleicht etwas zu finden, was ihnen die Suche erleichtern könnte, doch was genau sie suchten, wussten sie nicht. Schließlich kehrten sie vorerst unverrichteter Dinge zum Tourbus zurück. Erschöpft ließen sie sich dort auf die weichen Sitze fallen und resignierten. Trotz akribischer Suche war nichts dabei herausgekommen. Steff kaute auf ihrer Unterlippe herum, Laurie knetete ihre Finger und beide rutschten unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Schließlich schrieben sie alles auf, was sie bisher hatten. Stichpunkt für Stichpunkt wanderte Wort für Wort aufs Blatt. Sie falteten es zusammen und legten es auf den Tisch. Dann starrten sie minutenlang auf den zusammengefalteten Zettel. Sie starrten auf das Weiß, bis ihre Augen zu schmerzen begannen und vor ihren Augen flimmernde Punkte auftauchten durch das fixieren des kleinen, weißen Rechtecks auf dem Tisch.
Von der Treppe kam ein Geräusch. Geistensgegenwärtig schob Steff den Zettel mit dem Ellenbogen nach hinten. Dabei fiel er herunter und verschwand zwischen Lehne und Sitzkissen des Bussitzes. Sie fluchte leise. Nun war er nicht mehr zu sehen und niemand der beiden Frauen hatte mitbekommen, wohin er gefallen war. In diesem Augenblick tauchte der Kopf von Hannes am Treppenaufgang auf. Er grinste leicht, als er sie sah und setzte sich dann lässig in den Sitz gegenüber der beiden.
„Hi.“
„Hallo...naaa?“ fragte Steff möglichst belanglos.
„Na, was habt ihr denn Schönes gemacht?“ fragte der Senior-Stolle-Bruder.“och.. nichts besonderes...sind ein bisschen durch die Straßen geschlendert... haben uns unterhalten...Laurie hat mich noch auf einen Kaffee eingeladen bei sich.“ antwortete Steff.
„Mh Kaffeklatsch.. ihr Lästerschwestern.“ griente Hannes von einem Ohr zum anderen.
Die beiden grinsten zurück und plötzlich hatten sie es schrecklich eilig. Laurie musste nach Hause, Steff wollte sie begleiten und nach einem letzten, verzweifelten Blick auf der Suche nach dem Papier wandten sie sich um und gingen.

Teil 40
Hannes blieb verwirrt zurück. Warum hatten es die beiden denn plötzlich so eilig gehabt? Er fand das Ganze sehr eigenartig, beschloss aber, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern sich mit dem letzten Stück Schokokuchen zu trösten, da er nun wieder alleine war.
Voller Vorfreude legte er es auf den Teller und setzte sich damit an einen Tisch. Er verschwendete keinen Gedanken mehr daran, was bei den beiden Mädels los war. Mit glänzenden Augen blickte er auf das Stück Kuchen.
„Na, gleich fängst du an zu sabbern.“ Hannes fuhr herum. Hinter ihm stand Andy, der ihn feixend angrinste.
„Hmm, ja, genau. Denn wenn ich es erstmal vollgesabbert habe, will es kein anderer mehr und ich könnte in aller Ruhe noch etwas anderes essen.“ grinste Hannes zurück.
Andy lachte nur und setzte sich dann dem Bassisten gegenüber.
„Haben dich die Mädels hängen gelassen?“
„So kann man es auch sagen. Warum?“
„Nur so. Ich hab sie vorhin hierher verschwinden sehen. Da waren sie ja nicht lange hier...Ich wollte ja eigentlich mal eine philosophische Konversation mit ihnen beginnen, aber wenn sie keinen Wert auf meine Anwesenheit legen, müssen sie ihre Denkzellen eben woanders weiterbilden..“
„Auf deine Anwesenheit legt niemand wert“ feixte Hannes.
„Ich nehme das mal nicht persönlich. Sonst würde ich jetzt verschwinden, aber ich bin gerade zu faul um aufzustehen.“
„Das passt ja zu dir.“ Hannes zwinkerte. „Na gut, dann will ich mal nicht so sein. Du darfst hier sitzen bleiben.“ Andy grinste.
„Danke, meine Hoheit.“
Der Bassist war unfähig zu antworten, da er gerade einen großen Bissen von seinem Kuchen genommen hatte, den er jetzt kaute und hinunter schluckte. Er schaute grinsend auf seinen Gegenüber und biss dann noch ein Stück ab. Dabei bröckelte der Kuchen und er griff mit der Hand fester zu, um ihn am herunterfallen zu hindern. Einige Stücke landeten allerdings trotz aller Bemühungen auf dem Sitz und verteilten sich dort gleichmäßig. Doch beim einsammeln stutzte er. Eine weiße Ecke lugt aus dem Ritz zwischen Lehne und Sitz hervor. Er legte die restlichen Krümel auf den Teller und zog das Papier hervor.
„Wird hier neuerdings Schnitzeljagd gespielt oder warum stecken Zettel zwischen den Sitzen?“
Andy zuckte nur ratlos mit den Schultern und nahm es aus Hannes Hand, um es dann langsam auseinander zu falten. Er las die Stichpunkte und sein Blick wurde immer ungläubiger.
„Was ist los? Andy!! Was ist?
Wortlos reichte dieser das Blatt an Ältesten der Band weiter. Auch dieser las es. Dann schauten sie sich an und schließlich fragte Hannes:
„Wollen die uns verarschen?“
„Nein. Das ist geschmacklos und würd Steff nie in den Sinn kommen. Zumal sie auch sehr unter seinem Verschwinden leidet. Und das ist eindeutig ihre Schrift.“
„Das klingt so plausibel, dass es mir Angst macht. Das kann doch nicht sein... Ich .. ich hab doch... wir haben ihn doch gesehen... das Foto.“ Es kam nicht mehr als ein Stottern aus dem Mund des 25jährigen.
Andreas wies auf einen Punkt, welcher nicht in Steffs Schrift geschrieben war.

Schminke>>>Erpressung (Thommy)

„Du willst mir ernsthaft erzählen, die haben ihn geschminkt??? -Das kann nicht dein Ernst sein Andreas!“
„So unwahrscheinlich ist das Ganze doch gar nicht...mal angenommen, die haben ihn damit erpresst, uns etwas anzutun“ -Er wies auf die in Stichpunkten niedergeschriebende Theorie Lauries.- „Dann hätte er das getan. Er hätte schließlich nie gewollt, dass uns etwas zustößt.“
„Ich weiß. Aber das klingt so,...unglaublich.Gestern noch war er tot, sozusagen für uns gestorben -und heute? Heute ist er angeblich wieder lebendig und entführt worden? Ich kann das nicht glauben.“ sagte Hannes wütend. „Als ob so ein junges Gör soviel Ahnung hätte. Schau mal.. >>Petri Heil<<< was soll das den heißen? Petri Heil??? Wollen die angeln gehen? Hahaha... die angeln sich wohl ne fixe Idee ins Hirn. Die kleine Gossenschlampe setzt Steff einen Floh ins Ohr und am Ende ist die Enttäuschung dann noch größer...weil sie dachte, sie könnte was erreichen. Und wie verdammt kann Steff so dumm sein und das glauben? Andreas?“
„Reg dich doch bitte nicht so auf. Ich finde das gar nicht so abwegig. Das, was hier geschrieben steht, kann durchaus wahr sein. Es ist alles durchdacht. Und da, wo sie nicht weiterwussten, haben sie an den Rand geschrieben „Vermutung“ . Schau, Thomas sagte etwas von einer Josephine. Und Laurie heißt Lauraine Josephine Irgendwas. Vielleicht sollte das tatsächlich ein Hinweis sein. Dein Bruder war schon immer ein Fuchs. Wir könnten doch wenigstens versu-“
„Ey! Lass mich bloß mit dem Scheiß in Ruhe! Ich fass es nicht. Thomas ist tot! Tot! Begreift das endlich. Bin ich hier nur mit Irren zusammen? Du hast ihn gesehen, wir alle haben ihn gesehen! Und da willst du mir echt erzählen, er ist nicht tot?“ Hannes holte Luft. Er hatte sich in Rage geredet und wurde immer lauter. Andy nutzte die Atempause des Bassisten.
„Du hast nur ein Foto gesehen. Sonst setzen sie einem die Toten direkt vor die Nase und-“
„Ich weiß, dass man sonst vor denen steht. Aber hier ist es nunmal anders.Was weiß ich denn, weswegen der uns nur ein Foto gezeigt hat, aber ich bin froh darüber, weil ich es nicht ausgehalten hätte, ihn so zu sehen. Weißt du, was es für ein Gefühl ist, seinen Bruder zu verlieren? Annemarie ist völlig am Ende und ich kann ihr nicht helfen, weil sie sich genauso zurückzieht wie Steff. Keiner kommt an sie ran und meine Mutter weint nur noch. Mein Vater ist total verzweifelt, ich weiß langsam echt nicht mehr weiter...“ fauchte Hannes wütend.
Andreas schaute ihn traurig aus seinen braunen Augen an und sagte leise:
„Ich habe auch hier mit Thomas gewohnt. Die letzte Jahre sind wir wie eine kleine Familie geworden, weißt du noch? Nur, weil ich anders trauere als ihr, kannst du mir das nicht zum Vorwurf Hannes...Mir tut es auch weh, dass er weg ist. Genau deshalb will ich doch herausfinden wieso. Ich will alle Möglichkeiten ausschöpfen...“
Hannes sah betroffen in die dunklen Augen des Schlagzeugers.
„Tut mir leid Andy...“ murmelte und setzte dann noch ein leises „Ich geh jetzt besser erst mal...tut mir wirklich leid..“ hinzu. Damit drehte er sich um und verschwand schuldbewusst in seiner Koje.
Andreas blieb sitzen, den Zettel mit den Stichpunkten fest umklammert. Er hielt sich am letzten Funken Hoffnung fest, den sie noch hatten.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 8:36 pm

Teil 41
Stefanie und Laurie währenddessen hatten sich ein Café gesucht, in das sie sich setzten und erstmal durchatmeten. Sie hatten es sich im Nichtraucherbereich an der Theke gemütlich gemacht und spekulierten nun, wo der Zettel hin gefallen sein könnte.
„Was ist, wenn sie ihn finden?“
„Hmm...ich weiß es nicht. Ich denke, sie werden es nicht glauben.“
Stefanie unterschätzte die beiden Jungs. Andy dachte darüber nach, was das „Petri Heil“ zu bedeuten hatte. Falls man ihn, nach Lauries Vermutung, tatsächlich ein Hafengebäuden gebracht hatte, wo sollten sie dann mit der Suche beginnen? Schließlich hatte er es nicht mehr ausgehalten und sich mit seinem Laptop in eine Ecke verschanzt, wo er nun die Seiten durchstreifte nach leeren Häusern am Wasser, Gebäudeplänen oder Schiffen, die hier herumgondelten. Schließlich stieß er auf eine Seite, die auf einer Homepage für Schiffsliebhaber verlinkt war. In großen Lettern stand dort „Petri Heil- Ihr Partner wenn es um dicke Fische geht!“ Es handelte sich um einen Finanzberater, der sein Büro tatsächlich in einem Haus in Wassernähe hatte. Andreas schrieb sich die Adresse auf, zeichnete die Karte grobflächig nach und steckte sich den Zettel in die Hemdtasche.
Johannes währenddessen leistete ähnliche Denkarbeit. Auch er zerbrach sich den Kopf über die Situation und fand keine Ruhe. Er dachte an seine kleine Schwester und was wäre, wenn Thmas tatsächlich noch am leben wäre. Die Freude wäre nicht in Worte zu fassen. Das waren Gefühle sowieso nie. Und komisch war, da hatte Andreas völlig recht,dass man normalerweise die Leiche persönlich identifizieren musste. Warum hatten sie nur ein Foto bekommen? Und was hieß „bekommen“, sie hatten es ja auch nur in gedämmten Licht gezeigt bekommen. Nichtmal in der Hand hatten sie es gehabt. Sie hatten in ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung nur kurz darauf geschaut und bejaht, dass er es war. Nun fiel auch hannes auf, dass der Professor einen eigenartigen Blick ghabt hatte. Er hatte es in dem Moment nicht richtig registriert, aber nun war er klar und ihm fielen einige Sachen auf, die einfach falsch waren. Nicht nur, dass der Blick fast schon zufrieden gewirkt hatte. Auch erschien es Hannes seltsam, dass der Mann seinen Wutausbruch so desinteressiert bei Seite gewischt hatte. So hätte niemand reagiert. Ihm kam die Erkenntnis, dass dieser mann vielleicht auch etwas mit dem Ganzen zu tun hatte und er notierte sich alles auf einen Block und schob sich diesen zettel dann in die Hosentasche. Er würde der Sache auf den Zahn fühlen. Diese nacht würde er sich aus dem Tourbus schleichen und nachschauen, was „Rippy“, wie er ihn in Gedanken getauft hatte, so nachts trieb.

Versch(t)ollen - Seite 2 00191507


Stefanie und Laurie beschlossen nun bei abnehmender Helligkeit, noch bei Laurie vorbeizugehen und zu besprechen, wie das weitere Vorgehen sein sollte. Steff schrieb Andreas eine sms, dass sie später kommen würde und die Jungs nicht mit dem Essen auf sie warten sollten. Sie beeilten sich, zur Wohnung zu kommen. Es blieb ihnen mit jeder Minute weniger Zeit, da niemand wusste, wo Thomas war und wie es ihm ging. Mittlerweile war es schon 5 und sie wollten keine Zeit mehr versäumen.
Die liefen schnellen Schrittes die Treppen hinauf nach oben und durch den düsteren Flur. Vor der Wohnungstür zog das Mädchen den Schlüssel aus der Tasche und wollte aufschließen, da stutzt sie. Die Tür stand einen Spalt breit offen.
„Was ist denn hier los? Ich hab doch abgeschlossen. Da bin ich mir ganz sicher.“ sagte sie leise. Sie öffnete die Tür ein wenig mehr und blieb geschockt stehen., wo sie war. Es war, als hätte sie das Tor zur Hölle aufgestoßen. Die Wohnung bot ein Bild der totalen Verwüstung. Bilder waren von den Wänden genommen worden und achtlos auf den Boden geworfen. Die Stellen, an denen die Bilder gehangen hatten, waren noch genauso weiß, wie die gesamte Tapete wohl zum Einzug gewesen sein musste.Die Kommode war vorgerückt und stand mitten im Raum. Alle Schubladen waren aufgezogen worden und der Inhalt war im Flur der Wohnung verteilt. Das gleiche Spiel hatte im Wohnzimmer stattgefunden. Die Türen des Schrankes stannden offen, die Couch war vorgezogen worden und an den polstern aufgeschlitzt. Der weiche Inhalt flog in Flocken im Raum herum und wirkte wie eine schlechte Kopie des Märchens „Frau Holle“.Laurie war sprachlos. Sie stieg über die Sachen hinweg und ging in ihr Zimmer. Stefanie folgte ihr, nicht weniger sprachlos. Und sie hatte tatsächlich gedacht, es wäre nicht möglich, die Wohnung noch verwüsteter zu hinterlassen, als sie eh schon war. Ein großer Irrtum. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte sie gelacht. Als hätte das Schicksal ihr den Beweis liefern wollen. Sie sah sich in laureis Zimmer um. Dort sah es nicht besser aus als in den andeen Räumen. Unterwäsche, T-Shirts, Stifte, CDs und diverse andere Dinge waren quer durch den Raum verteilt, der Korbstuhl lag umgeworfen auf dem Boden und ihre Bettwäsche war aufgeschlitzt worden. Auch hier hatte der „Frau-Holle-Fanatiker“ seine Arbeit verrichtet. Es wirkte wie eine Szene aus einem Horrofilm.
Laurie drehte sich um, wollte aus dem Raum. Doch als sie auf die Wand neben der Tür blickte, erstarrte sie und schrie.
Steff sah nun auch auf die Wand und sie wurde bleich und sank an Ort und Stelle zu Boden. Fassungslos starrten die beiden auf die Botschaft an der Wand. Es war ein Bild mit einem weißen, toten Huhn, dem die Kehle durchgeschnitten worden war. Daneben stand mit roter Farbe geschrieben:

„ Thomas ist der Nächste“[img][/img]
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 8:49 pm

Teil 42
Ensetzt starrten die beiden jungen Frauen auf die Wand. Die Erkennts nis und Tragweite des Satzes, der dort geschrieben stand, wurde den beiden nur langsam deutlich. Die Aussage war unverkennbar.Langsam drehten sie den Kopf und schauten sich an. Und beide wussten sofort, was die andere dachte.
„Er ist nicht tot...“ flüsterte Laurie.
Steff konnte nur stumm nicken. Sie hatte einen Kloß im Hals. Laurie nahm ihre Hand, lächelte sie an.
„Es wird alles gut.“ Dann nahm sie die Sängerin in die Arme und hielt sie einen Momenta lang ganz fest. Diese klammerte sich an sie. Sie schien nicht mehr loslassen zu wollen. Er war nicht tot. Er lebte! Alles andere war unwichtig. Es würde alles gut werden.
„Komm...wir müssen es den Jungs erzählen!“ sagte die Jugendliche und löste Steff mit sanfter Gewalt von sich. Dann trat sie einen Schritt zurück und sah sie an. Steffs Augen strahlten, sie sprühte vor Glück. Ihr Körper bebte, sie atmete schnell und flach und Laurie befürchtete, ihre Beine würden ihr jeden Moment den Dienst versagen. Steffs Augen waren recht feucht geworden.
“Tut mir leid...ich bin sonst nicht so, eigentlich, aber...“ fing sie an, doch sie wurde am weitersprechen gehindert.
„Shh..“ Laurie hielt Steff die Hand vor den Mund. Aus dem Flur war deutlich Geräusche vernehmbar.
Ängstlich schauten sie sich an.
„Dein Onkel?“ Laurie schüttelte den Kopf.
„Nein...der kommt erst morgen.“
Die Schritte bewegten sich durch das Wohnzimmer, verstummten kurz, um dann wieder zu beginnen. Dazwischen raschelte es, etwas klapperte und dann war es still. Weitere Schritte ertönten. Es waren mittlerweile drei Personen im Zimmer. Dann erhob sich eine tiefe, dunkle Stimme. Es klang sehr wütend.
Swina...wo ist deine Nichte?“
„Ich...weiß nicht. Die Kleine streunt immer draußen rum, ich weiß nie wo sie ist...“
„Ah! Müssen wir sie suchen? Du bist zu nichts nutze...Sadities!.......Wo kann sie sein? Wir können nicht ewig auf das Gör warten. Ralf -geh nachsehen, ob sich das Balg hier herumtreibt. Ich habe nicht ewig Zeit. Koracek kann sehr wütend werden, das weißt du.“
Wieder ertönten Schritte und zu ihrem Entsetzen kamen sie auf das Zimmer zu, in dem die beiden jungen Frauen wie versteinert standen.Die Klinke wurde heruntergedrückt. Laurie zog Steff hinter die Tür. Dort hielten beide die Luft an, machten keinen Mucks. Schweißperlen traten auf Steffs Stirn, sie begann zu zittern. Laurie fasste nach ihrer Hand, drückte sie und hielt sie fest.
Die Tür wurde aufgestoßen und ein Mann stand im Zimmer. Er warf nur einen kurzen Blick hinein und drehte sich dann um, um aus dem Zimmer zu gehen. In diesem Moment vibrierte das Handy von Steff.
Rrrr. Rrrr. Rrrr. Rrrr-
„Wollen Sie nicht ran gehen, Miss Kloß?“
Dunkle, zu Schlitzen verengte Augen fixierten sie. Die Mündung einer Pistole richtete sich auf sie. Unfähig, sich zu bewegen, standen sie da. Steff zitterte -die einzige Bewegung, zu der sie in diesem Moment fähig war.
„Na los -gehen sie ran. Sagen Sie, Sie könnten jetzt nicht telefonieren und würden über Nacht wegbleiben. Los!
Mit zitternden Händen zog Stefanie ihr Handy aus der Tasche.
„Hallo? Hy...Nein...Du, ich kann jetzt nicht....Wir wollen noch weg...ja...mh?.....Wir gehen angeln. Ja... Ich hab dich auch lieb! Machs gut Andy.“ Damit legte sie auf.
„Sehr gut gemeistert. Wollen wir hoffen, dass er es dir abnimmt. Wir gehen jetzt langsam rüber. Und jetzt Handys her!!“
„Meine Nichte besitzt kein Handy! Ich habe ihr nie eines erlaubt.“ rief eine ängstliche Stimme vom Wohnzimmer.
Jemand lachte gehässig.
„Hast wohl Angst, wir könnten sie anfassen, hä? Nein...Babys braucht keiner.. dann schon eher der reizende Besuch, mit dem wir eigentlich nicht gerechnet hatten...“ Steff und Laurie gingen langsam vor dem Mann her aus dem Zimmer. Laurie voran, Steff hinterher, die Waffe in den Rücken gedrückt und festgehalten durch einen gekonnten Polizeigriff.
„Sie tun mir weh“ sagte sie leise, bemüht darum, nicht loszuweinen. Sie hatte wirkliche Schmerzen, doch das schien den Typen nicht zu stören. Er ließ nicht lockerer, sondern ignorierte sie völlig.
Laurie war nicht gesichert. Sie wurde nicht festgehalten. In dem folgenden Moment, in dem die Männer nur mit gierigem Blick auf die Sängerin starrten, nutzte sie die Situation und lief aus dem Zimmer, durch den Flur. Sie wunderte sich, dass keine Schritte ertönten, um sie aufzuhalten, sah sich um -und rannte gegen die Brust eines weiteren Mannes, der im Gang stand. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde hatte er sie umschlungen und hielt sie mit einer Hand fest, mit der anderen hielt er ihr den Mund zu.
„Mhhhpf, mhhhh...“
„Zwecklos.“ grinste der Schrank von einem Mann.
Er stieß sie grob vor sich her ins Innere der Wohnung zurück.
Kalt blickte der augenscheinliche Anführer sie an. Er musterte sie abschätzend, dann sagte er mit süffsantem Lächeln auf den Lippen:
„Du wolltest uns doch nicht etwas schon verlassen? Das wäre aber sehr schade gewesen.“
Laurie sagte nichts. Sie schaute ihn nur an. In ihrem Gesicht ließen sich keine Emotionen ausmachen.
„Sie mal einer an. Was für eine Überraschung. Die Kleine gibt nichts von sich preis. Das hast du ihr gut beigebracht, Sabaca..“
Er wandte sich wieder Stefanie zu. Diesen Augenblick nutzte Laurie, um den Anführer der Gruppe von oben bis unten zu mustern. Er hatte dunkles Haar, dass an der Stirn schon etwas licht wurde und trug einen Dreitage-Bart. Fast schwarze Augen fixierten Stefanie mit düsterem, unergründlichen Blick. Seinen Hals zierte eine Kette mit einem Kreuz daran. Verachtung breitet sich Laurie aus. Das war Gotteslästerung, bei dem, was diese Leute taten. Ein schwarzer Mantel aus Leder umhüllte seinen breiten Oberkörper und endete an den Knien, die unter schwarzen Jeanshosen verborgen waren. Er trug dunkle Lackschuhe. Eine seltsame Art von Autorität ging von ihm aus.
Lauies Blick fiel wieder auf sein Gesicht. Buschige Augenbrauen, die über der etwas krummen Nasen zusammengewachsen waren, verliehen ihm ein gefährliches Aussehen. Ein etwas schiefer Mund, der sie an den von Udo Lindenberg erinnerte, saß über dem vorgeschobenen Kinn. Ihr tat es leid, dass so ein Mensch einem brilliantem Musiker wie Lindenberg ähnelte.
„Nun.. da wir nun zwei Besucher in unserem bescheidenen Autobus haben, geh doch schonmal runter und schaffe Platz. Die reizenden Damen dürfen dann hinten Platz nehmen.“ Er sah Lauries Onkel mit blitzenden Augen an.
Dieser stand auf und huschte aus der Wohnung.
„Und jetzt gehen wir lanhgsam hinterher. Lauraine -du hast doch Erfahrung mit Schauspielerei. Du solltest jetzt lachen. Ich habe einen nervösen Zeigefinger, und ich denke Steff steht ein Körper ohne Löcher besser.“ Er wandte sich an Stefanie. „Oder wollten Sie sich in nächster Zeit ein Piercing stechen lassen?“ Er lachte laut über seinen eigenen Witz und ging dann, den anderen vorraus, aus dem Raum.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 8:51 pm

Teil 43
Der Gang nach unten erschien beiden unendlich. Laurie lächelte gezwungen, hatte den Arm um Steff gelegt und entgegen dem Protest des dritten Mannes gefaucht „Ich denke, es soll echt wirken.“. Darauf hatte er sie in Ruhe gelassen.
Unten angekommen gingen sie um die Ecke und stiegen dort in einen weißen VW-Autobus vom Baujahr ´93. Er rostete an manchen Stellen und war nicht sonderlich sauber. In der Dunkelheit, die nun herrschte, hätte niemand sie gesehen, selbst, wenn sie offen durch die Gegend gelaufen wären. Um diese Zeit trieb sich niemand mehr in diesen Straßen herum. Jeder wusste um die Gefahr, die in dieser Gegend allgegenwärtig war, vor allem, wenn es dunkel wurde.
Sie setzten sich in den hinteren Teil. Er hatte außer der Rückscheiben keine Fenster hinten. Ihnen wurde ein Tuch über die Augen gebunden und die Hände auf den Rücken gefesselt. So setzte sich das Fahrzeug in Bewegung ins Ungewisse.

Versch(t)ollen - Seite 2 Sad


Indessen war es im Tourbus ruhiger geworden. Die beiden Jungs waren mit gemischten Gefühlen zu Bett gegangen. Andreas wunderte sich ebenso wie Johannes, warum Steff über Nacht bei Laurie blieb. Wenn sie überhaupt bei ihr war. Sie hatte komisch geklungen am Handy. Gestresst und bedrückt, aber auf seine Frage was los war, hatte sie nur gesagt „Wir wollen noch weg“ Und wieso wollten sie angeln??? Um diese Zeit? Er zerbrach sich den Kopf darüber. Er hatte nichtmal gefragt, was sie machen wollten. Das ganze Telefonat war ihm ein Rätsel.

„Hey Steff. Ich bins.“
„Hy..“
„Ich wollte dich was fragen. Kommst du gleich wieder? “
„Nein....Du, ich kann jetzt nicht...“
„Ist irgendwas?“
„Wir wollen noch weg.“
„Ihr wollt noch weg??“
„Ja...“
„Wohin denn?“
„Mh?“
„Wohin ihr wollt, hab ich gefragt.“
„Wir gehen angeln.“
„Angeln? Wo um Gottes Willen...?“
„Ja -Ich hab dich auch lieb! Machs gut Andy.“


Sie hatte sich wirklich merkwürdig verhalten. So war sie sonst nicht. Nie würde sie die Jungs so abfertigen, geschweige denn, ohne eine Antwort abzuwarten, auflegen.
Während Andreas noch über die Bedeutung dieses seltsamen Verhaltesn sinnierte, hatte Hannes sich angezogen und suchte seine Sachen zusammen. Er prüfte, ob er alles hatte: Die Adresse, etwas Geld, sein Handy. Schließlich lag er nur noch still in seiner Koje und wartete, dass Andy ins Bett ging. Als er hörte, dass der Schlagzeuger sich hinlegte und begann, tief und ruhig zu atmen, setzte er sich möglichst leise auf und schlich nach unten. Er klappte die Tür zur Bustoilette auf und schloss sie dann wieder. Er wollte den Eindruck erwecken, er wäre aufs Klo gegangen, falls Andy tatsächlich noch wach war. Dann zog er Schuhe und Jacke an und stand auf, wobei er mit Andreas zusammenstieß.
„Au!“
„Ah...-Andy, was machst du denn hier?“ Mit einem Blick auf den Schlagzeuger setzte er hinzu: „Und... und warum bist du angezogen?“
Andreas schüttelte lächelnd den Kopf.
„Mein lieber Hannes, das fragst du mich, nachdem du hier in Schuhen und Jacke vor mir stehst?“
Nun musste Hannes grinsen.
„Hast ja Recht....ich glaube, wir hatten dieselbe Idee.“
„Wenn du damit meinst, sich rauszuschleichen und zu recherchieren -dann ja.“
Verlegen täuschte der Bassist Reizhusten vor. Nowis Grinsen wurde breiter.
„Aha! Hab ich mirs doch gedacht...so so... und wo wolltest du jetzt hin? -Ich dachte,,du glaubst nicht daran, dass...na, du weißt schon.“
„Ähm, ja... anfangs...aber ich hab nochmal nachgedacht. Und bin zu den Schluss gekommen, das... naja, dass dieser Ripper auch was damit zu tun ahben muss.“
„Der Pathologe? Wie kommst du darauf?“ Das Erstaunen in Nowis Stimme war nicht zu überhören.
„Naja, also erstens kommt es mir spanisch vor, dass er uns nur ein Bild gezeigt hat. Und das haben wir ja noch nichtmal in der Hand gehabt! Sondern nur kurz gesehen. Und Zweitens... halt mich für verückt, aber dieser Blick, den er am Ende drauf hatte.. der war... fast schon zufrieden.“
„Nein.“ fiel ihm Andreas ins Wort. „Ich.. also, mir ist das auch aufgefallen. Aber ich wollte nicht sagen. Ich dachte, meine Wahnehmung hätte mir einen Streich gespielt. Wir waren ja alle echt fertig...“
„Ich wette, Steff hat das auch gemerkt. Wenn wir das schon merken! Sie merkt sowas doch immer als Erste.“
„Richtig.“ sagte Andreas nüchtern. „Und du hast jetzt was genau vor?“
„Ich finde, ich könnte dem Herrn Professor mal auf den Zahn fühlen, der wohnt ja fast neben der Pathologie...Aber sag mal -wo wolltest du eigentlich hin?“
„Ich..oh. Also, ich hab drüber nachgedacht, was mit Petri Heil gemeint sein könnte. Und da habe ich im Internet nachgeforscht und bin auf eine Homepage von einem Finanzberater gekommen, der auf einer Seite verlinkt war...von irgendwelchen Schiffsliebhabern. Ich dachte, es wäre ganz sinnvoll, mal nachzusehen, was das für ein Gebäude ist und wie die Lage ist.“
„Hmm...da wir jetzt schonmal beide auf sind und eh weg wollen, könnten wir auch gemeinsam nachsehen -was meinst du?“ schlussfolgerte Hannes.
„Richtig. Wohin zuerst?“
„Pathologie?“ meinte Hannes. „Dort hat alles ja eigentlich angefangen...Außerdem interssiert mich das Nachtleben von Rippy.“
„Rippy?“ lachte Andreas. Hannes wurde rot.
„Ja....ich weiß nicht, wie ich drauf komme, aber irgendwann inmitten meiner Gedankengänge, hab ich angefangen, ihn so zu nennen. Passt doch auch irgenwie.“
„Ja.. stimmt.“ schmunzelte Nowi.
Die beiden Musiker schnappten sich den Schlüssel, verglichen ihre Uhrzeit („Im Falle einer Trennung ist das doch wichtig, Andy!“) und verließen den Tourbus.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:09 pm

Teil 44
Der Wagen hielt. Stefanie und Laurie wurden auf die Beine gezerrt und ins Freie gestoßen. Um sie herum war alles Schwarz. Immer noch hatten sie das Tuch über den Augen. Sie liefen ins Ungewisse, geführt von ihren Entführern. Sie gingen nicht gerade sanft mit ihnen um. In schnellem Tempo ging es eine Straße entlang. Sie hörten eine Tür, Schritte und einige andere Geräusche, die sie nicht zuordnen konnten. Öfter stolperten sie und fielen fast hin. Schließlich wurden sie an den Handfesseln grob zurückgezerrt und sie Gruppe blieb stehen. Auf ein Zeichen, das die beiden natürlich nicht sehen konnten, wurden sie über ie Schulter gelegt und wussten nun nicht einmal mehr, ob sie geradeaus, rechts oder links gingen. Schließlich spürten sie durch ruckartige Bewegungen, dass sie eine Treppe hinunter gingen. Ein modriger Geruch stieg auf, der zunahm, je tiefer sie kamen. Wieder hörten sie Türen, Schritte, Quietschen und ab und zu den Wind. Schließlich wurden sie abgelegt und eine Tür schloss sich. Die Schritte vor der Tür entfernten sich.
Stille brach über sie herein. Nichts war mehr zu hören. Keine der beiden wagte es, sich zu regen.Neimand wusste, was passieren würde, wenn sie es taten. Schließlich fasste Laurie sich ein herz und flüsterte leise:
„Stefanie?“ Ebenso leise kam es zurück.:
„Ja...ich bin hier....ach, mist. Du kannst mich ja nicht sehen.“
„Nein...aber wo genau.... komm her...geh meiner Stimme nach.“Leise, vorsichtige Scharrlaute verrieten, dass die 23jährige ihrer Einladung nachkam.
„Sag was! Ich muss doch wissen, wohin ich soll...“
„Steff... hierher... nee, ich glaub du bist verkehrt.. ja! Genau... komm.. weiter...“
Die Laute der sich heranrobbenden Stefanie verstummten.
„Red weiter!“
„Ich weiß nicht was...“
„Egal.. Dann sing halt, Hauptsache du bist nicht still, sonst weiß ich nicht wohin ich muss.“
„Okay... also, hierher... lalalalaa-...Tonight, tonight, I feel so right, I could cry...Tonight, tonight, I feel so right, I could die.... „ sang Laurie leise.
Die Kriechgeräusche näherten sich.
„...come on, lets get it on, that´s what you said...what goes up, must come down, don´t you know I will blow away your clouds...“
„Okay.“
Nun spürte Laurie Steffs warmen Atem in ihrem Gesicht.
„Ich bin da...“
„Gut. Steff -kannst du versuchen, so rückwärts an meine Augenbinde zu kommen? Ich würde gerne etwas sehen...“
„Ich versuchs.“
Damit drehte Steff sich um und begann, an Laurie herumzuhantieren, was nicht sehr einfach war aufgrund der Tatsache, dass sie nur tasten konnte. Da ihre Hände auf dem Rücken zusammen gebunden waren, waren sie und ihr Tastsinn auf sich allein gestellt.
“Ja... ein bisschen höher.. noch ein bisschen.. nee, das ist meine Nase Steff!...Ja, genau...Aua... bitte nur das Tuch, meine Augen würde ich gerne behalten...“
Nach einigem Herumgezerre konnte Laurie tatsächlich etwas sehen.
„Yeah, Steff! Super.. “
„Und? Was siehst du?“
„Also, da oben ist ein kleines Fenster, dadurch sehe ich Lichter....ich kann das nicht beschreiben...“
„Vielleicht kannst du mir ja nun mein Tuch auch abmachen? Dann könnte auch ich nachschauen.. ich sehe nämlich momentan schwarz -wortwörtlich!“
„Oh....stimmt. Das könnte ich auch machen. Moment...“ Und mit einigen Blicken über die Schulter schaffte Laurie es recht schnell, Steff ihrer Augenbinde zu entledigen.
„Oh....alter Schwede, ich kann sehen!“ fuhr es aus der Sängerin heraus. Laurie grinste verschmitzt.
„Ja, schön. Nun sieh mal da raus..“
Die beiden Frauen standen auf und sahen aus dem Fenster. Schon an der Größe und der Form erkannten sie, dass sie in einem Kellerraum sein mussten. Sie schauten auf den Rhein, in dem sich Lichter von Lampen und Reklametafeln spiegelten. Minutenlang standen sie nur da und schauten auf dieses magische Geschehen. Das sanfte hin und her wiegen des Wassers ließ die Lichtspiegelungen tanzen und verzauberte sie trotz ihrer prekären Situation.
„Das eben.. das war Thomas Lieblingslied.“ sagte Steff leise.
„Ja...“ sagte Laurie fast tonlos. „Myballoon...“
„Mhh...“ Wieder starrten sie schweigend auf das Lichterspiel des Rheins.
„Ich mag ihn....Thommy, meine ich...“
„Ja. Er ist ein Lieber... Ich hoffe nur, ihm geht’s gut.“
„Bestimmt... ich hoffe nur, dass Hannes und Andy den Zettel finden... dann können die dir und Thomas nichts mehr tun. Dann brauchen die euch als Druckmittel.“.
„Uns? Dich doch auch.“
„Nein Steff...“ Laurie seufzte. „Mich brauchen sie nicht. Du und Thomas seid Hannes und Andy wichtig. Ich gehöre nicht zu euch.“
„Quatsch. Red nicht so einen Mist! Sie wollen auch nicht, dass dir etwas passiert...Schon wegen mir nicht.“
Überrascht schaute Laurie Stefanie an.
„Wie meinst du das?“Steff druckste herum.
„Naja...also...Ich war echt fertig wegen Thomas...“
„Verständlich.“
„Ja, und da hab ich eben voll durchgehangen. Ich hab die beiden total abgeblockt. Ich glaube, die sind echt an mir verzweifelt, weil ich so still war. Sonst haben sie sich immer aufgeregt, wenn ich zuviel gerdet habe, aber jetzt haben sie das sogar vermisst. Und dann kamst du. Du hast mir aus der Klemme geholfen, nicht nur einmal. Mit dir war es... anders, irgendwie. Du hast mir Halt gegeben...Und, wo wir schon dabei sind: Es tut mir leid, dass ich dich am Anfang so angeschnauzt hab. Ich war so verletzt, ich dachte du wolltest mich auf den Arm nehmen, als du sagtest, dass er vielleicht lebt.“
„Ich habe damit gerechnet. Und ich versteh das. Du hattest gerade erst diesen Schmerz erfahren, jemanden, der dir so wichtig ist, zu verlieren und das noch gar nicht recht realisiert, dann komme ich mit so einer Theorie. Kein Wunder, dass du sauer warst.“
„Trotzdem...ich hätte nicht so sein dürfen...“
„Ruhe jetzt, Miss Kloß, lassen wir das Thema fallen. Es ist in Ordnung, okay? Ich hab schließlich auch genug Fehler gemacht...ich hätte dich von Anfang an mit einbeziehen sollen.“
„Hmm. Gut Kleine.“
Dann schwiegen die beiden. Gedanken rasten durch ihren Kopf. Nach kurzer Zeit hielt Steff die Stille nicht mehr aus.
„Duhuu....“
„Ja?“
„Was denkst du haben die jetzt vor?“
„Mhh.. da fragst du mich was. Keine Ahnung.... ich bin mir nicht mal sicher, ob ich es wissen will.“
„Da hast du auch wieder Recht....aber ich würde dann doch gerne wissen, ob wir nun hier versauern dürfen oder was die vorhaben mit uns..Ich bin hin und her gerissen. Hilf mir doch mal...“
„Wie soll ich dir helfen?“
„Wir spekulieren.“
Doch dazu kam es nicht mehr.

Teil 45
Hannes und Andreas schlichen vor dem Haus des Patholgen herum. Sie hatten sich anfangs keine Gedanken gemacht, was sie tun würde, wenn sie dort ankämen. Nun ärgerten sie sich, sich keinen Plan gemacht zu haben. Wie sie das Nachtleben des Professors ausleuchten wollten, wussten sie auch nicht Recht. Sie schauten in das untere Fenster und sahen in gedämmten Licht ein Wohnzimmer. Ein Bild zweier Kinder hing an der Wand. Hannes fauchte.
„Ey, ist nicht dein Ernst! Der Kerl hat Kinder... wenn der da mit drin steckt! Das ist ein Junge und ein Mädchen...macht der sich keine Gedanken drüber, was mit den jungen Frauen passiert, die er hierrüber bringt? Das Gleiche könnte seiner Tochter passieren.. was würde er denn da sagen?“
„Hannes! Beruhig dich. Soll er uns hören?“
„Nein, ich.. tut mir leid...“
„Schon gut. Ich versteh dich ja, mich macht das auch wütend. Aber wir müssen uns zurückhalten, sonst entdeckt der uns noch.“
Hannes schluckte uns schwieg nun beharrlich. Andreas merkte, dass er vor Wurt kochte, aber mit Anstrengung verscuhte, seine Wut herunterzuschlucken.
Vom Professor war nichts mehr zu sehen. Nach kurzer Zeit kam er wieder zurück ins Wohnzimmer und ging auf das Fenster zu, durch das die beiden Mäner blickten. Sie duckten sich und fühlten sich wie „Men in Black“ oder James Bond. Unentdeckt, niemand sah sie, aber sie sahen alles.
„Hey ihr zwei.. sucht ihr was bestimmtes?“ Sie fuhren herum.
Vor ihnen stand eine Frau Ende Zwanzig, die sie mit einem ihrer meinung nach wohl unwiderstehlichem augenaufschlag anlächelte und die linke Hand an ihre Hüfte legte. Hannes und Andreas sagen sich an.
„Ähm.. nein.“
„Was denn...ihr seid doch Abenteurer.. das sehe ich euch doch an. Habt ihr nicht Lust... mal etwas zu erforschen?“
„Nein, wirklich. Eher nicht..“ Vor Schreck wussten sie nicht, was sie sagen sollten. Sie kam ihnen alles andere als gelegen.
„Dem Körper einer Frau widerstehen? Kommt, ich sehe doch, ihr braucht was Scharfes...Hey, ihr seit doch die von Silbermond!?“
„Ja, aber das tut nichts zur Sache..Wir haben kein Interesse.“ fast flehend sahen sie die Frau an, da aus der Wohnung des Pathologen nun Geräusche einer angeregten Unterhaltung zu vernehmen waren. Die Betroffene hob eine Augenbraue.
„Schwul oder was?? Ach nee... passend zu eurer ersten Single -Machs dir selbst, richtig? Nun ja... wems gefällt..“ Sagte sie sarkastisch. Damit drehte sie sich um und zog ab.
„Puh...wir sollten überdenken, wer unsere Musik hört..“ meinte Hannes und Andreas grinste.
Damit wanden sie sich wieder dem Professor zu. Dieser war mittlerweile in ein angeregtes Telefonat vertieft. Angestrengt versuchten sie, etws zu verstehen. Tatsächlich konnten sie einige Wortfetzen heraushören.
„..Nein, natürlich. Gut. Nein, es läuft alles so, wie es soll...sind da. Koracek wird sich freuen, zu hören.....ihr habt ihn? Gut...wäre ja noch schöner, wenn.....Gut, gut. Morgen normaler Arbeitstag. Ich werde...sehr schön. Ja, ich finde auch, dass das schminke gut gekappt hat.....hätten nichts gemerkt, waren viel zu fertig um noch irgendetwas mitzubekommen....wie in trance raus....Ja. Gute Nacht, Herr Kommissar!“
Andy und Hannes schauten sich an. Beide dachten das Gleiche.
„Kommissar?“
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:11 pm

Teil 46
Schritte erklangen vor der Tür. Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und der „Leitende Entführer“ trat ein.
„Na, wie gehts?“
„Als ob Sie das nicht wüssten!“ fauchte Laurie.
„Tz tz... aber Lauraine... hat dein Onkel dir denn keine Manieren beigebracht?“
„Doch, aber Ihre Eltern scheinen bei Ihnen total versagt zu haben.“
„Lauraine, Lauraine... du solltest wissen, ich habe keinen gewalttätigen Vater gehabt. Auch wenn bei die Prügel anscheinend nichts gebracht haben..vielleicht hättest du es noch öfter verdient gehabt.“ Hämisch grinste er sie an. Laurie ballte die Hände zu Fäusten und schaute ihm kampfeslustig in die Augen. Sie bemerkte, dass Stefanie sie aus den Augenwinkeln ansah.
„Na also...und nun sei so lieb, und lass mich mit der jungen Dame hier sprechen. Wegen ihr bin ich nämlich gekommen...“
Staff sah ihn mit hoch erhobenen Kopf an.
Was wollen Sie?“
„Ich wollte mich... ein wenig... sagen wir mal unterhalten.“ grinste er schleimig.Während er sprach löste er ihre Fesseln von den Händen. Sie hatten in ihre Handgelenke geschnitten und tiefe Schürfwunden hinterlassen, die bluteten. „Setzen Sie sich doch..“
Steff kam seinem Befehl nur widerwillig nach, doch empfand sie es als klüger, sich seinem gefährlich blitzenden Blick nicht zu widersetzen.
„Sehr schön.“ Er setzte sich vor sie. „Nun sagen Sie mir doch mal...Sie hatten doch seit längerem keinen Freund mehr? Zumindest behaupten Sie das öffentlich ja immer...Auch, wenn ich mir das bei Ihrem Aussehen und Körper nicht vorstellen kann...“
„Was wollen Sie???“
„Ich möchte.. mit Ihnen ..he he..spielen..“ Er legte seine Hand auf ihren Oberschenkel.
Sie stieß ihn weg.
„Lassen sie das! Sie sind widerlich.“ Verächtlich schaute sie ihn an und rückte zurück bis an die Wand.
Er seufzte.
„Nun.. ich hatte gehofft es anders regeln zu können...aber so...nun. Stefanie, Sie wollen Thomas doch sicherlich lebend wiedersehen. Liege ich da richtig?“ Stefanie und Laurie schauten ihn gleichermaßen verächtlich an.
„Ah, ich sehe, Sie haben verstanden. Also....nun.. Lauraine. Dreh dich um!“ sagte er scharf. Diese aber sagte laut
„Nein!“
„Wie bitte?“ Er stand auf und ging auf sie zu, bis er genau vor ihr stand. Er war ca. 2 Köpfe größer als sie, doch sie ließ sich davon nicht einschüchtern.
„Ich sagte Nein! Das werde ich nicht tun!“
Er packte sie grob an den Schultern und warf sie mit Gewalt zu Boden. Sie lag auf dem Rücken und sah ihn an. Nach einem letzten verächtlichen Bick auf das Mädchen drehte er sich um und ging auf Steff zu, die mittlerweile in der Ecke stand und zitterte. Er kam ihr immer näher, packte auch sie und warf sie zu Boden. Sekundenbruchteile später war er über ihr, doch Steff wehrte sich. Sie hatte schreckliche Angst und schlug und trat um sich. Sie kratzte ihn im Gesicht, worauf er von ihr abließ und aufstand. Er schaute auf sie herab. Blut trat aus der Kratzwunde. Er wischte es mit dem Handrücken weg. Verächtlich sah er sie an und spuckte ihr vor die Füße.
„Früher oder später wirst du mitmachen. Du hast gar keine andere Wahl. Bereite dich darauf vor. Ich bekomme immer was ich will, Stefanie. Merk dir das!“
Mit diesen Worten verließ er den Raum und schloss sie wieder darin ein. Laurie lief sofort zu Stefanie. Diese saß weinend in der Ecke und zitterte immer noch am ganzen Körper.
„Hey... er ist weg... Kleine... hey...och Maus!“ Damit nahm sie Steff in die Arme, die sich an sie schmiegte und sich ausweinte bis keine Tränen mehr kamen.
„So ein Arschloch.“ sagte sie schiefend, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte.
„Allerdings...“ stimmte Laurie ihr zu.
„Aber du.... was hat er da vorhin über deinen Vater gesagt?“
„Ach.. das.. ist nicht so wichtig..“
„Doch.....für mich schon.“ sagte Steff leise.
„Also gut. Wenn du es unbedingt wissen willst. Mein Vater hasst mich. Er... also, es gab da einige Vorfälle. Wenn ich Streit mit meiner Mutter hatte, hat er sich eingemischt. Und mich angeschrieen. Ich solle „das Maul“ halten. Ich habs nicht immer getan... naja.“
„Hat er dich geschlagen?“ fragte Stefanie leise. Man erkannte aufsteigende Wut in ihrer Stimme. Laurie zögerte, ehe sie antwortete.
„Ja.... Und... wenn er dann mal ausgerastet ist, dann richtig... Er wollte mich sogar einmal umbringen. Wollte mich erschlagen. Erst warf er etwas nach mir... an dieser Stelle riss dann die Tapete ab. Naja. Und dann...“
„Oh mein Gott... wie brutal kann ein Mensch sein...“ sagte Steff fassunglos.
Laurie zuckte mit den Schultern.
„Je älter ich wurde, desto mehr Hass stieg auf. Ich weiß nicht, wann er mich zum letzte Mal in den Arm genommen hat. Ich will es auch nicht mehr. Ich will nur, dass er mich in Ruhe lässt. Schwer verständlich für dich oder?“
„Nein...nicht wirklich. Es ist nachvollziehbar. Aber... hast du nie versucht das zu klären?“
„Doch schon. Aber er hat mir nie zugehört. Er lachte mich aus, wenn ich ihm sagte, was mich stört. Wenn ich gesagt hab, dass es mir weh tut, wenn er sowas zu mir sagt...Er hat einfach gelacht. Ihm wars egal.“
„Wenn er was zu dir sagte?“
„Egal.“ Laurie machte zu. Stefanie merkte das und ließ sie in Ruhe. Aber sie blieb dort sitzen, hielt das Mädchen im Arm und ließ sie nicht los, bis sie einschlief. Dann legte sie sie vorsichtig zurück und kuschelte sich an sie. Sie wachte über sie, passte auf. Ein eigenartiges Gefühl übermannte sie. Ein Gefühl, wie es wohl große Schwestern haben mussten. Lächelnd dachte sie an Janet. „Jetzt habe ich die Rolle der großen Schwester übernommen, Große...Ich denke, jetzt weiß ich wie du dich fühlst.“ dachte sie. So lag sie lange Zeit, bis auch sie der Schlaf übermannte und sie ins Reich der Träume entführte.

Teil 47
Die beiden Chaoten der Band standen immer noch vor dem Haus, in dem der Professor wohnte. Hannes kramte wie wild in seiner Tasche, bis Andy ihn fragte, was er da machte.
„Ich suche meinen Block und meinen Stift!“ entgegnete dieser mürrisch.
„Tja, lieber Johannes. Das liegt wohl beides noch im Bus...“
„Och nee, ne...“
„Doch“ bestätigte Nowi. „Aber zum Glück hast du ja mich.“ Und grinsend zog er einen Notizblock und einen Kugelschreiber hervor.
Erleichert sah der Bassist ihn an.
„Ausnahmsweise stimme ich dir da voll und ganz zu!“
Grinsend reichte Andy ihm beides und beobachtete, was aufgeschrieben wurde. Hannes Finger flogen mit dem Stift übers Papier und der Schlagzeuger begriff schnell, dass er notierte, was sie gehört hatten.
„Später wissen wir den genauen Wortlaut nicht mehr. Ich will sichergehen,dass wir nichts vergessen oder übersehen, weil wir etwas anderes als wichtiger befinden.“ erklärte Hannes dazu.
„Gut mitgedacht, Herr Stolle.“
„So. Jetzt haben wir das. Schauen wir jetzt mal, wo dieser Finanztyp wohnt.“ schlug Hannes vor, als er fertig war mit den Notizen.
„Hmm, okai. Adresse hab ich hier.“ Dami zog Andy dieselbige hervor und überreichte sie dem Bassisten.
„Alles klar. Dann los.“ und er stapfte vorneweg, dicht gefolgt von Andreas. Ein paar Straßen weiter blieb er abrupt stehen.
„Sag mal.. wo ist das eigentlich genau?“
„Hannes, du bist ein Unikat! Sag doch gleich, dass du es nicht weißt.“ Andreas rollte die Augen. „Also. Jetzt müssen wir erstmal links, dann geradeaus und dann rechts über die Kennedy-Brücke. Dann sehen wir weiter.“
„Gut. Dann los. Es ist schon 2 mittlerweile...ach du Scheiße!“
„Was ist denn nun los? Hannes?“ Andreas war irritiert über den Ausbruch des Freundes.
„Steff...Die weiß nicht, wo wir sind. Sonst hört sie uns doch immer. Wenn sie sich jetzt Sorgen macht.. die reißt uns den Kopf ab. Wir wollten ihr wenigstens Bescheid geben,.. „ sagte Hannes aufgeregt.
„Du hast Recht. Ich ruf sie an.“
Doch Hannes hate schon sein Handy in der Hand und tippte ihre Kurzwahl ein. Kurz darauf legte er überrascht auf.
„Die Mailbox. Ihr Handy ist aus.“
„Was? Ich hab doch vorhin noch mit ihr telefoniert...“ Er dachte nach. „Wahrscheinlich ist nur wiedermal der Akku alle.“ vermutete er.
„Wahrscheinlich... aber ich habe ein ungutes Gefühl im Bauch.“ erklärte Hannes. Er sah besorgt aus.
„Ach, komm schon. Sie werden wohl nicht in den Rhein gefallen sein.“ scherzte Nowi. Auch er machte sich Gedanken, doch ließ er sich nichts anmerken, um Hannes nicht noch mehr zu beunruhigen. Er grübelte und hatte seine Stirn in Falten gelegt. Nowi fand, er sah einem Dackel sehr ähnlich, wenn er das tat.
Still liefen sie nebeneinander her. Sie brauchten eine dreiviertelstunde bis zu dem Gebäude. Es sah alles andere als geeignet für einen Finanzberater aus.
„Der müsste sich wohl selber mal beraten lassen... also ich würde dem nicht vertrauen, wenn ich das hier sehe. Der Putz bröckelt ja schon von der Wand.“
„Davon abgesehen, hat das Haus auch einige Risse. Ein Wunder, dass es noch steht.“ ergänzte Hannes stirnrunzelnd. Sie liefen dreimal um das Haus herum, ehe sie die Eingangstür entdeckten, die versteckt in einer Nische lag und von einigen Büschen in Augenhöhe verdeckt wurde.
„Du...ich glaube, das ist es nicht. Bist du sicher, dass das stimmt?“ fragte Hannes zweifelnd.Andreas nahm ihm den Zettel aus der Hand.
„Nee. Warte mal.“ Er nahm sein Handy und ging damit ins Internet, um nachzusehen. Er kam zu dem Schluss, dass er die falsche Straße notiert hatte.
„Das war das vorherige Gebäude. Das mussten sie räumen, wegen Einsturzgefahr.“ erkärte er kleinlaut.
„Andreas Jan Nowak! Du brauchst eine Brille, kann das sein?“ Energisch nahm er ihm das Handy weg uns sah selber nach.
„Alles klar. Dann los. Wir sollten uns beeilen. Ich glaube nicht, dass wir auf allzu große Begeisterung stoßen, wenn wir da morgen herumschnüffeln.“
„Richtig...“ Zerknirscht folgte der Schlagzeuger dem Freund, der nun recht schnell ging, um verlorene Zeit aufzuholen.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:14 pm

Teil 48
Am eigentlichen Zielort angekommen erwartete die beiden eine Überraschung.
„Oh.“ war alles, was sie hervor brachten. Sie standen vor -nichts. Freie Fläche.
„Shit. Damit haben wir unsere Spur verloren!“ moserte Hannes sauer. Fassunglos starrte auch Andreas auf die unbebaute Fläche.
„Das gibt’s doch nicht...“ Schließlich holte er abermals sein Handy und schaute im Internet nach.
„Die Finanzgruppe existiert hier nicht mehr. Ich war auf der alten Homepage... Mist. Aber sieh mal: auf der neuen steht was vom Post-Tower.“
„Na sicher“ sagte Hannes sarkastisch, „Thomas ist im Post-Tower. Wahrscheinlich sortiert er da Briefe und...-“
„Johannes Stolle! Wir sollten nichts- absolut nichts!- außer acht lassen. Sag du mir doch, wo wir anfangen sollen, zu suchen, wenn nicht dort!“ Erwartungsvoll schaute er den Bassisten an.
Dieser seufzte.
„Also gut, lass uns zu dem Tower gehen. Übersehen kann man ihn ja schlecht. Da brauchen wir nicht mal eine Karte oder Wegbeschreibung.“
Allerdings änderte diese Erkenntnis nichts daran, dass sie abermals über die Kennedy-Brücke mussten. Es war nun fast 3 Uhr und die beiden litten unter Zeitnot, da sie dort nicht aufkreuzen und herumschnüffeln konnten, wenn jeder sie beobachten konnte. Also legten sie ein erhöhtes Tempo ein und joggten bis dorthin. Dort angekommen mussten sie erstmal Atem schöpfen.
„Ich... bin schon....lange.. nicht mehr.....gejoggt....“schnaufte Hannes und hielt sich die Seite.
„Ich..auch nich...“ Andreas fuhr sich über die Stirn.
„Immerhin...wir sind da....“ Langsam, aber sicher, kamen beide wieder zu Atem.
In diesem Augenblick klingelte Nowis Handy.
„Hallo?“ Er war so schnell dran gegangen, dass es den anrufer und Hannes gleichermaßen wunderte. Einen Augenblick herrschte Stille, dann-
„Andreas? Kann ich bitte Hannes haben?“ Erstaunt reichte dieser sein Handy an den Verlangten weiter.
„Hier, für dich -es ist Annemarie.“
„Hey, Kleine! Was gibts..? Warum rufst du mich mitten in der Nacht an? Warum schläfst du nicht?“ fragte er.
„Hannes...bei uns hat jemand angerufen. Aber derjenige hat nichts gesagt. Kein Wort. Es war nur Stille am Telefon. Ich hab Angst. Ist es nicht a weng komisch? Hat bei dir auch so jemand angerufen? Ich wollte wissen, ob es dir gut geht. Ich weiß ja nicht, was für ein Verrückter das war...“
„Schon gut, Annerl....mir geht es soweit gut. Und Andreas auch.“ beruhigte Hannes seine kleine Schwester. „Wie geht’s Mama und Papa?“
„Es geht... sie sind noch echt fertig. Mama hat alle Bilder von Thommy umgedreht... ich vermiss ihn so.“ Ihre Stimme zitterte verdächtig. Hannes wusste, dass sie die Tränen unterdrückte.
„Wie geht’s denn Stefanie? Kann ich sie mal haben? Bitte?“
„Nein, Annerl, ich kann sie dir nicht geben, tut mir leid. Sie ist nicht hier.“ Im gleichen Moment hätte er sich ohrfeigen können für das, was er gesagt hatte. Auch von Nowi erntete er einen vorwurfsvollen Blick.
„Warum? Wo ist sie denn?“ Die Jugendliche klang besorgt.
„Ähm....also, ihr geht’s gut....Sie ist mit einer Freundin weg.“
„Ah, okay, dann ruf ich sie mal auf dem Handy an.“
Hannes wunderte sich darüber, da sie sonst nie mit Steff telefonierte.
„Du, das geht nicht...“
„Wieso?“ Hannes ärgerte sich. Dieses Mädchen war wirklich aufmerksam und neugierig. Auf der anderen Seite war er stolz auf seine kleine Schwester. Niemand konnte sie übers Ohr hauen. Das hatten die Brüder früh festgestellt. Alles, was sie vertuschen wollten, hatte sie gemerkt, wie sehr sie es auch versucht hatten.
„Sie.-also, pass auf -sie hat ihr Handy aus.“
„Was? Sie hat doch sonst nie ihr Handy aus! Sie will doch immer erreichbar sein.-Was ist passiert? Los, großer Bruder, du verheimlichst mir was. Spucks aus!“ forderte sie.
„Ach, du wirst es uns doch sowieso nicht glauben...“ versuchte er abzuwehren, doch sie ließ sich nicht beirren.
„Du könntest es wenigstens versuchen.“In ihrer Stimme schwang ein vorwurfsvoller Unterton mit.
„Na gut.“ Er gab sich geschlagen.
„Wir haben Hinweise darauf, dass Thomas noch lebt und sein Tod nur inszeniert wurde.“
„Was??? Ist das dein Ernst?“
„Ich hab dir doch gleich gesagt, du wirst es nicht glauben..“
„Das ist toll! Was habt ihr? Kann ich helfen?“
Der Eifer der Jugendlichen spornte Hannes an, wieder Mut zu schöpfen.
„Also, ich weiß nicht, aber... könntest du bitte so lieb sein und im Internet nach allem schauen, was in Bonn ist und mit irgendeiner Form mit „Petri Heil“ zu tun hat?“ fragte er sie.
„Natürlich. Ich schau gleich mal nach...-widersprich mir jetzt nicht Brüderchen, ich kann sowieso nicht schlafen.“ griff sie Hannes vor, der sie tatsächlich ermahnen wollte, nicht zu überstützt zu reagieren.
„Also gut. Schreib mir bitte eine Mail, wir rufen die auf dem Handy ab. Okay? Also.. machs erstmal gut Kleine...“
„Falls ihr was Neues habt, meldet euch bitte. Vielleicht kann ich ja noch helfen.“
„Danke, Annerl. Schlaf nachher schön, wenn du dann ins Bett gehst. Aber mach dir bitte nicht allzu große Hoffnungen, und sag auch unseren Eltern vorerst nichts, bitte, denn wir wissen noch nichtmal, ob es stimmt.“
„Ich weiß doch Brüderchen, aber es ist immerhin ein Licht am Horizont.Aber in Ordnung, ich verrate vorerst nichts und sehe erstmal, was ich finde. Viel Glück noch euch beiden. Ich hab dich lieb Hannes.“
damit legte sie auf.

Teil 49
Der Morgen kam mit lauter werden Geräuschen der Straße. Je später es wurde, desto mehr Autos mischten sich in den Straßenverkehr. Die Sonne brach mit rot-goldenen Strahlen durch die weißen Wolkenfetzen und warf ihr Licht durch das kleine Fenster in den Raum, in dem Stefanie und Laurie eingesperrt waren. Laurie schlief noch tief und fest. Ihr Atem ging leise und ruhig. Sie runzelte ab und zu die Stirn, drehte sich und lag dann wieder still, bis das Spiel erneut begann. Stefanie beobachtete ihren kleinen Schützling mit Argus-Augen. Sie war hin und her gerissen. Sollte sie sie wecken? Sie beschloss, damit noch zu warten. Falls es schlimmer wurde und sie sich nur noch hin und her warf, konnte sie das immer noch tun. Ihre Augen lösten sich von der unruhigen Gestalt am Boden und schweiften weitläufig durchden Raum, bis sie am Fenster hängen blieben. Sie trat in das Umfeld der Strahlen und spürte im gleichen Moment eine wohlige Wärme durch ihren Körper fließen. Die Strahlen umspielten sie sanft und schienen ihre Haut zu streicheln. Es war wie an dem Tag, an dem sie mit Laurie auf den Treppenstufen gesessen hatte. Sie blickte aus dem Fenster und ihr Blick fiel auf den Rhein. Die Sonnenstrahlen schafften es aufs Neue, dem Wasser Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, da man den Blick nicht vom Spiel zwischen Wasser und Sonne abwenden konnte. Es glitzerte und bewegte sich in kleinen Wellen von dannen. Stefanie seufzte. Wie gern wäre sie einer der Milliarden kleinen Wassertropfen gewesen. Vereint zu etwas großem, unerklärlichem, würde sie sich fortbewegen, im Schutz der anderen Tropfen, zu irgendeinem Ziel. Sie würde vieles sehen, viele Eindrücke bekommen, die Welt spielerisch erkunden.
Ein seufzen vom anderen Ende des Raumes riss sie aus ihren Gedanken. Besorgt blickte sie zu Laurie. Diese brabbelte leise etwas vor sich hin. Ihre Lippen formten Worte, die sie nicht verstand. Sie beschloss, Laurie zu wecken, ehe es so kam, wie es in der Nacht der Fall gewesen war. Erst hatte die Kleine wirre Worte von ihren Lippen gescheucht, atemlos, als wäre sie gerannt, hatte sich in den Boden gekrallt und war aufgewacht mit aufgerissenen, schreckgeweiteten Augen. Soweit wollte sie es nicht noch einmal kommen lasssen. Sie setzte dazu an, das Mädchen zu wecken, doch verharrte sie, als deutliche Worte kamen. Verwirrend, aber deutlich drangen ihr Worte von den Lippen. Stefanie wusste, dass es nicht richtig war, zuzuhören, doch wollte sie auch wissen, was das Mädchen so sehr beschäftigte, das sie es in einem Alptraum verarbeitete.
„...Nein...lass es....“
Sie war schockiert über den Hass, der in ihren Worten mitschwang.
„Lass mich....du hast es zu oft getan...nicht länger...“
Ein unheilvolles Gefühl überkam die Sängerin und zwang sie, die Schultern der Träumenden zu packen und sie sanft zu rütteln. Laurie erwachte und wusste erst gar nicht, wo sie war. Suchend blickte sie sich um. Nach einer eingehenden Untersuchung des Raumes trat ein erleichterter Ausdruck in ihr Gesicht und sie rieb sich die Augen.
Fragend blickte Stefanie sie an.
„Was ist los?“ fragte sie.
„Du hast geträumt.“ erwiederte Stefanie.
„Ich weiß....“ sagte Laurie leise. Sie wich ihrem Blick aus.
„Du hast gesprochen. Was hast du geträumt? Magst du drüber reden?“ setzte diese hinzu.
„Nein.“ Lauries Reaktion war etwas zu heftig. Ihre Köpersprache teilte Stefanie unmissverständlich mit, dass es ihr unangenehm war.
„Was.. was hab ich gesagt?“ Es kam sehr zögerlich.
„Du sagtest „Lass mich- Du hast es oft genug getan. Nicht länger..“ informierte sie Stefanie.
Schweigend sah Laurie sie an.
„Du weißt schon zuviel über mich Steff.“
Dieser Satz überraschte die Angesprochene sichtlich.
„Was?“
Doch ihr trat nur noch Schweigen entgegen. Durchdringendes Schweigen. Stefanie verstand in diesem Moment die Welt nicht mehr. Es war ihr schleierhaft, was los war. Doch nach einigen Minuten fiel der Groschen.
„Hast du von deinem Vater geträumt?“
Ein Blick traf sie. Sie ahnte, dass Laurie abschätzte, wie viel sie sagen würde. Die Antwort fiel knapp aus.
„Ja.“
Wieder schwiegen beide. Jede hing ihren Gedanken nach. Stefanie hätte in diesem Moment gerne gewusst, wie sie dem Mädchen helfen konnte, doch dazu hätte sie wissen müssen, was diese dachte. Doch ließ sie sie nicht an sich heran.

Teil 50
Johannes und Andreas schlichen um das Gebäude. Sie ärgerten sich maßlos. Hätte Andreas gleich richtig nachgeschaut, wäre ihr Weg nicht weiter als geschätzte 600 Meter gewesen. Von ihrem Tourbus aus hätten sie nur durch die Fritz-Schäffner Straße gehen und dann rechts abbiegen müssen. Damit hätten sie ihr Ziel erreicht.
Der Tower war nun ja wirklich nicht zu übersehen. Stolz ragte er in den Himmel auf, in Lila und blau beleuchtet. Nach oben wurden die Farben imme rötlicher. Die gesamten Seiten des Gebäudes waren aus Glas. Er hatte ein unbeschreibliche Schönheit. Hannes und Andreas hielten den Atem an.
„Schön...“ flüsterte der Poet der Band. Hannes konnte nur stumm nicken. Auch ihn hatten die Farben und die glänzenden Glasseiten verzaubert.
„Und jetzt?“ fragte der Bassist nach scheinbar Stunden mit rauher Stimme.
„Mhh.. wir.. sollten mal drumrum gehen...“ Langsam bewegten sie sich aus den Kreisen, die vor dem Eingang in Steinen gelegt waren. Mal war ein Kreis grau, mal weiß. Es glich den Wellen, die ein Tropfen hinterlässt, wenn er ins Wasser fällt.
Leise schlichen sie um das Gebäude. Die andere Seite schien nur aus Sand und Erde zu bestehen. Sie gingen weiter um das Gebäude. Neben Sand erwartet sie dieses Mal auch Bauschutt.
„Nee oder... das gibt’s doch nicht“ moserte Hannes.
„Wir stehen hier ja mitten in der Pampa..“
„Nee... in Bonn.... aber ..Recht haste.“ Plötzlich stolperte Hannes und legte sich trotz eines Versuchs, den Fall galant abzufangen, hin.
„Aua! Mist verdammter..“ Andreas grinste amüsiert, fragte aber dennoch nach.
„Hast du dir weh getan?“
„Nee... nur Hand aufgeschürft.“ Die Wunde war nicht tief, aber sie brannte ziemlich. Hannes ließ sich nichts anmerken. Er wollte kein Jammerlappen sein und biss die Zähne zusammen.
„Über was bist du gestolpert?“
„Ach, keine Ahnung... da lag irgendwas...“
Andreas sah nach und ihm wurde schlecht. Vor ihm lag ein ihm nur allzu bekannter Schal, der sich zwischen dem trockenen Erdreich und einem Metallstück verfangen hatte.
„Oh nein..“flüsterte er leise.
„Was ist?“ Hannes ging zu ihm, sich immer noch die Hand reibend. Er stoppte jäh und starrte ebenso fassungslos auf das Fundstück.
Vor ihnen lag ein weiterer Steffs unzähliger Schals. Und an ihm war Blut.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:14 pm

Teil 51
Immer noch herrschte Schweigen zwischen den beiden. Stefanie sah ab und zu zu dem Mädchen herüber, doch diese saß in der Ecke, mit angezogenen Knien, um die sie die Arme geschlungen hatte. Sie wippte leicht vor und zurück und starrte die ganze Zeit auf einen Punkt. Steff spürte einen seltsamen, innerne Stich und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie die Kleine im Herzen sozusagen „adoptiert“ hatte. Sie fühlte sich wie eine große Schwester und sie fand, es war ein tolles Gefühl. Doch gleichermaßen wurde ihr bewusst, wieviel Sorgen man großen Schwestern auch bereiten konnte und wie weh es tat, wenn die Kleinen sich verschlossen und nichts mehr erzählten. Man fühlte sich richtig hilflos. Sie wollte ja helfen. Aber sie konnte nicht. Laurie sprach seit Stunden kein Wort mehr. Von dem Essen, was man ihnen hineingereicht hatte, hatte sie keinen Bissen angerührt. Um genau zu sein, hatte sie sich nicht vom Fleck bewegt und auch nicht auf Steffs Ansprachen hin reagiert. Sie war wie weggetreten. Stefanie sah in Gedanken eine Mauer um das Mädchen. Sie begriff langsam Lauries Abwehrmechanismus. Sie hatte tatsächlich eine solche „Mauer“ um sich herum aufgebaut. Sie konnte alle Eindrücke von außen aufnehmen, jedoch bestimmte sie allein, wieviel von sich nach draußen gelang. Sie schützte sich. Was auch immer geschehen war -es war ein guter Grund. Und nun wurde der Sängerin auch klar, was Laurie gemeint hatte, als sie gesagt hatte “Du weißt schon zuviel über mich, Steff.“. Sie hatte ihr ihr Vertrauen geschenkt, obwohl sie wusste, was man mit solchem Wissen alles anfangen konnte. Sie kannte nur einen kleinen Teil von ihr, aber es war genug, um sich Vorurteile zu bilden. Manche Menschen hätten vielleicht gesagt, sie lebe in asozialen Umständen. Andere hätten sie gemieden, sich vielleicht sogar über sie lustig gemacht. Stefanie sah Laurie nun mit anderen Augen. Sie hatte nur soviel erzählt bekommen, weil sie all das nicht getan hatte. Sie hatte sie normal behandelt. Und sie hatte sie gedeckt. Was Laurie nicht wusste, war, dass Stefanie sie auch in Schutz nehmen würde, wenn einer dieser miesen Typen ihr etwas antun wöllte. Egal was. Dieses Bewusstsein hatte nur Stefanie, und sie verbarg es gut. Es wäre nicht auszudenken, wenn dieser Kerl es merken würde und die Kleine als Druckmittel benutzen würde. In ihrem Kopf tauchte eine Szene auf, in der er vor ihr stand, sie dreckig angrinste und auf sie zuging. Ihm Hintergrund ein weiterer Typ, der eine Pistole an Lauries Kopf hielt. Und sie machte mit. Um Laurie nicht zu gefährden.
Ekel stieg in ihr auf. Sie wollte sich die Szene nicht weiter ausmalen, doch ihre Gedanken kannten kein Erbarmen.
-Der Kerl über ihr. Heißer, stinkender Atem, Geruch nach Schweiß und Hände, überall an ihrem Körper...
-Laurie tot am Boden. Überall Blut. Ein Loch in ihrem Kopf.
Stefanie wurde übel. Sie wusste welche Variante sie wählen würde. Jemand legte die Hand auf ihren Arm.
„Nein!“ schrie sie auf.
„Ich... tut mir leid... ich wollte nicht..“ Lauries leise Stimme holte sie zurück in die Realität. Die Jugendliche klang ängstlich. Stefanie sah sie an und ihr tat es furchtbar leid. Tränen glitzerten in den grünen Augen und die Kleine war dabei, sich wieder einzuigeln. Steff ergriff ihre Hand. Mit diesem Körperkontakt verhinderte sie das.
„Oh nein. Mir tut es leid...ich war in Gedanken...“ entschuldigte sie sich.
„Was hast du gedacht?“ Ernst sah Laurie sie an.
„Ich....“ Und Stefanie sah in die Augen des Mädchen. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass kleine, dunkelgrüne Sprenkeln darin waren.
Stefanie hatte Angst. Angst ihr zu erzählen, was sie dachte. Angst, vor dem, was passieren könnte, wenn jemand das vertraute Verhältnis zwischen ihnen bermekte. Angst vor allem.
„Oh nein! ...ich weiß, was du denkst..“ Laurie sah sie an.
„Wie?“ Sefanie war verwirrt. Woher wusste sie, was sie dachte?
Leise erklärte das Mädchen.
„Du hast diesen Blick... den du hattest, als der Kerl da war....und du hälst meine Hand ganz fest. Und du hälst deine Jacke fest.“ Stefanie sah sie nur an. Sie hatte Recht. Dieses Mädchen war so aufmerksam, man konnte fast nichts vor ihr geheim halten.
„Ich hab recht, stimmts?“ Stefanie nickte. Sie brachte kein Wort über die Lippen, konnte nichts sagen. Es war, als wären ihre Lippen versiegelt. Sie rang nach Worten.
„Nein Steff... es ist in Ordnung, du musst nichts sagen. Ich weiß, wie du dich fühlst...“
„Woher?“ fragte Stefanie. Ihre Stimme klang seltsam belegt und heiser. Laurie rangmit sich. Auf der einen Seite wollte sie Stefanie helfen. Auf der anderen Seite müsste sie dafür nich mehr von sich preisgeben. Sie wusste nicht, ob sie dazu bereit war.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:15 pm

Teil 52
Laurie entschloss sich, Stefanie zu erklären, warum sie wusste, wie die Sängerin sich fühlte.
„Es ist vielleicht eine andere Art. wenn.. mein Vater damals ausgerastet ist...ich hab nie vor ihm geweint. Ich wollte einfach nicht. Erst wenn.. es vorbei war. Dann saß ich in meinem Zimmer. Er hatte sich abreagiert...und für eine Weile war wieder Ruhe. Bis er wieder soviel Wut in sich hatte, dass...“ Eine Pause enstand.
„ Jedenfalls...es ist nicht anders....vielleicht ist es nicht so schlimm. Aber man will wissen, warum das so ist. Was man tun kann. Und wenn einem klar wird, dass man gar nichts tun kann...sondern es so bleibt, wie es ist, und man einfach nichts ändern kann daran.... dann versucht man zu akzeptieren. Man redet es sich regelrecht ein. ´Alles ist in Ordnung.´ Bis es wieder soweit ist. Dann merkt man, dass das nicht stimmt. Dass alles anders ist. Und man weiß, es wird so bleiben. Man weiß nicht, wie lange es dauert, bis sich etwas ändert. Man versucht es anders.“
Wieder entstand eine Pause, in der beide ihre Gedanken ordneten. Schließlich fragte Steff:
„Wie hast du es versucht?“
Laurie sagte nichts. Zögernd streifte sie den Ärmel über ihrem linken Arm zurück. Feine, weiße Narben waren dort zu sehen. Sie fielen kaum auf, doch wusste Stefanie, was daran hing. Sanft strich sie darüber.
„Laurie...das ist doch keine Lösung...“ sagte sie leise.
„Ich weiß.. aber es befreit ungemein... wenn man das Blut fließen sieht...und der Schmerz an die Oberfläche kommt. Es macht ihn greifbarer, verstehst du? Aber...es hilft eben nur für kurze Zeit. Dann denkt man, okay, ich mache was falsch. Man schneidet tiefer, öfter. Und es passiert trotzdem nichts.“ Laurie war ebenso leise. Ihre Stimme zitterte und sie kämpfte den altbekannten Kampf mit den Tränen. Sie verlor. Eine Träne rollte ihre Wange herunter und dieser Träne folgten viele weitere. Stefanie saß still daneben und strich ihr beruhigend über den Rücken.
Mit der anderen Hand hielt sie immer noch Lauries linken Arm fest. Sie brauchte keine Worte um Laurie zu sagen „Hey, ich bin da“. Und diese verstand die Botschaft und schmiegte sich eng an die Sängerin. Es war fast so, als wöllte sie in sie hineinkriechen.
Stefanie wusste, wieviel Überwindung es Laurie gekostet haben musste, ihr das Alles zu erzählen. Immer mehr konnte sie nun verstehen, wieso sie sich vor allem und jedem verschloss. Und warum sie nie über ihre Eltern redete. Ihr stellte sich allerdings die Frage, was mit ihrer Mutter war. Über sie sprach sie nie. Es ar, als hätte sie nie Eltern gehabt. Aber sie getraute sich nicht zu fragen. Die Gefahr, dass Laurie sich wieder völlig vor ihr zurückzog, war zu groß und sie wollte das gute Verhältnis, was nun zwischen ihnen bestand, nicht mehr vermissen.
So saßen sie eine ganze Weile. Auch Steff hatte ab einem bestimmten Zeitpunkt die Anspannung im Körper fallen lassen und sich an Laurie gekuschelt. Die Welt um sie herum schien still zu stehen.

Versch(t)ollen - Seite 2 Sad

Hannes und Andreas starrten nun schon Minutenlang auf den Schal. Die Angst schnürte ihnen die Kehle zu.
„Das,.... kann nich sein..“ Die Stimme des Bassisten klang rauh und gepresst. Stumm schüttelte Andreas den Kopf. Nur mit Überwindung bückte er sich schließich, um den bunten Schal der Sängerin aufzuheben. Er roch daran. Stefanies vertrauter Duft stieg ihm in die Nase. Es roch nach ihrem Lieblingsprafüm, Mexx. Und...nach ihr eben. Er hätte ihren Duft nicht erklären können. Er wusste nur, dass er sie unglaublich vermisste, seit der Sekunde, in der seine Nase den Geruch eingesogen hatte. Er inhalierte ihren Duft. Auch Hannes schnupperte nun daran und das gleiche seltsame Gefühl der Sehnsucht ergriff sein Herz und zog es zusammen. Wo war sie?
Verzweifelt sah er den Schlagzeuger an. Auch dieser sah ziemlich unglücklich aus. Wie ein Häuflein Elend stand er da, schaute mit glasigen Augen in die Ferne, wie durch Nebel. Zu einem Punkt, der nur für ihn sichtbar war.

Teil 53
Andreas und Johannes standen einige Minuten an Ort und Stelle. Sie mussten erst verdauen, was sie gesehen hatten. Andreas hatte den Schal fest mit den Händen umschlossen und fühlte sich noch elender, mit jeder Sekunde, die er den weichen Stoff zwischen seinen Fingern spürte.
Ihm kamen Szenen des Alltags in den Sinn, Neckerein, Streiteren, Versöhnungen. Die Erinnerungen liefen vor seinen Augen ab wie ein Film. Steff auf der Bühne mit voller Power, Steff auf ihrem Bett, noch verschlafen und verwuschelt, Steffs Lachen, ihre blitzenden Augen, die keck in die Gegend schauten, Steff mit ihnen beim essen. Und in ihm stieg eine unerklärliche Angst auf. Er meinte, verrückt zu werden. Die innere Unruhe kam ganz plötzlich. Sie stieg in ihm auf, durchströmte seinen Körper bis in jede kleinste Ecke und trieb ihn an, etwas zu tun. Er wäre am liebsten losgerannt, ohne selber zu wissen, wohin.
„Andreas...wir müssen sie finden. Dass sie ihr Handy aushat und wir nun darauf“ -Hannes wies auf den Schal- „stoßen-...also, da ist was nicht in Ordnung. Ihr ist was passiert. Sie scheint verletzt zu sein, und zwar am Hals...!! Ich...“
„Jaaaaaa, wir müssen sie finden, bla- ich weiß das doch!“ Der Schlagtzeuger reagierte heftiger, als erwartet. „Aber wo wollen wir denn suchen, he??? Sag mir das! Wo sollen wir anfangen? Sie kann überall sein!!“
„Nein...kann sie nicht.“ sagte Johannes leise. Er hob etwas auf.
Es lag unter dem Sand vergraben und schimmerte ein wenig. Es war eine Visitenkarte. Er las und sah dann für den Bruchteil einer Sekunde Andreas an, bevor er ihm den Schal aus der Hand riss, sich umdrehte und losrannte.
„Was zum.....Hannes!! Was hast du vor??? HANNES!!“ Leise fluchend nahm nun auch Andreas die Beine in die Hand und folgte dem Bassisten. Er hatte Mühe, ihm zu folgen, doch nach einiger Zeit holte er ihn ein.
„Hannes..“ keuchte er. Wie er es schaffte, ihn einzuholen und ihm hinterherzubrüllen, hätte er nicht erklären können. Vielleicht war es die unbändige Angst, die ihm aus dem Herzen sprach. Angst um Steff, Angst um Hannes, Angst vor dem, was vielleicht passiert war, was möglich war -ja, selbst Angst um Laurie, die er im Grunde ja gar nicht kannte. Plötzlich kam ihm die Frage in den Sinn, ob das Mädchen vielleicht etwas mit dem Blut an Steffs Schal zu tun haben könnte. Seine Angst wuchs und wuchs. Dieser Schwebezustand, nicht zu wissen, was passiert war, warum und wo die Gesuchten waren, machte ihn schier verrückt. Je mehr er über die unzähligen Möglichkeiten nachdachte, desto schneller schien er zu laufen. Bald spürte er seine Beine nicht mehr, sondern setzte nur noch automatisch einen Fuß vor den anderen. Er lief und lief, immer weiter hinter Hannes her, wie ein Roboter. Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei,...Wohin wusste er nicht. Er lief bis zur Erschöpfung, ohne zu wissen, wohin es ging. Doch Hannes schien es zu wissen. Er lief zielstrebig Meter für Meter durch die Straßen. Schweiß rann ihm von der Stirn und seine Beine fühlten sich an wie gummiartiges Blei. Mit jedem Schritt schienen sie um Kilos schwerer zu werden, doch er zwang sich weiter zu rennen. Er durfte nicht stehen bleiben. Nichtmal dann, wenn Andreas zurückbeiben sollte. Es konnte jede Sekunde zu spät sein.. was genau zu spät sein konnte, wusste er nicht. Sein Gefühl sagte ihm, dass jede Sekunde zählen würde und er hörte darauf und kämpfte gegen seinen Körper, seine Erschöpfung. Erleichtert stellte er fest, dass sie nun fast am Zielort angekommen waren. Er schaute sicherheitshalber noch einmal auf die Vistenkarte, doch die Angaben stimmten. Urplötzlich langsamer werdend, stieß Andreas gegen ihn, der nicht mit einer so plötzlichen Drosslung des Tempos gerechnet hatte.
„Aua...Mann Hannes! Erst rennst du wie ein Wahnsinniger und dann stoppst du so plötzlich. Was soll´n das jetzt?“ Der Schagzeuger rieb sich den Arm und schaute sauer Hannes an, der schuldbewusst dreinschaute und erklärte
„Wir sind da.“
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:16 pm

Teil 54
Laurie und Steffs intimer Moment der Nähe wurde von einem lauten Poltern vor der Tür unterbrochen. Der Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und mit einem knirschenden Geräusch herumgedreht. Der Entführer trat ein. In Steff detonierten Angstgefühle wie Minen in einem Kriegsgebiet. Aus dem tiefsten Inneren heraus, mit undenkbarer Kraft riefen sie ihre Fantasien hervor und brachten sie durch Zittern zum Vorschein. Laurie drückte ihre Hand und hielt sie ganz fest.
Die Blicke des Mannes glitten zufrieden über die beiden verängstigten Frauen. Grinsend richtete er sein Wort an Steff:
„So.“ Er ließ eine Pause, sah genüßlich in die Gesichter der beiden, die vor Angst angespannt und verzerrt waren.
„So.“ Wiederholte er. Dann begann er ihnen den Grund seines Erscheinens zu vermitteln:.
„Ich bin hier um mir das zu holen, was mir freiwillig nicht gegeben wurde..“ Er sah mit blitzenden Augen auf Steff.
Dieser traten Tränen in die Augen. Sie zitterte vor Ansannung und Angst und rückte zurück soweit es ihr möglich war.
„Aber aber.. wer wird denn...“ Er ging auf sie zu. Laurie sprang auf und stellte sich davor.
„Lassen Sie sie in Ruhe!“ zischte sie. Sie war längst nicht so selbstsicher, wie sie sich gab. Doch überspielte sie es sehr überzeugend und stand aufrecht vor ihm. Ihre rechte Hand hatte sie ausgestreckt und hielt den Mann so davon ab, noch näher zu kommen. Er sah sie einen Moment lang verdutzt an, dann legte er den Kopf in den Nacken und -lachte. Er stieß ein lautes, grelles und verrücktes Lachen aus. Laurie wusste diese Reaktion nicht zu deuten und starrte ihn unsicher an. Mit einer plötzlichen Bewegung schoß er nach vorn, hielt ihre Hand fest, drehte sie um und hatte sie im Polizeigriff. Ihr traten Tränen in die Augen. Er stand hinter ihr, hatte den freien Arm um ihre Hüfte gelegt, drückte sich gegen sie und zischte ihr leise etwas ins Ohr, was Stefanie nicht verstand. Doch sie sah die Angst in Lauries Augen aufglimmen, bevor diese wieder ihre undurchdringliche Maske aufsetzte und nichts mehr von ihrem Inneren nach außen drang. Der Mann grinste die junge Frau frech an, und strich dann provozierend über Lauries Brüste.
„Nun...du willst also nicht??“
Stefanie starrte ihn hasserfüllt an. Verachtend musterte sie ihn. Gleichzeitig lähmte ihre steigende Angst sie Stück für Stück. In ihr stieg ein Gedanke auf, den sie nicht zu Ende führen konnte, da er ihn im gleichen Moment beantwortete.
„Gut. Da du dich weigerst, muss ich mir eben woanders das holen, was mir zusteht.“ Damit zerrte er Laurie Richtung Tür.
„Nein!“ schrie Steff. Sie hatte Angst um das Mädchen.
Unter Tränen sagte sie
„Ich machs ja.. aber lasssen sie Laurie in Ruhe.“
„Tut mir leid... vielleicht später.. Du hättest dich eher entscheiden müssen. Nun habe ich eine Verabredung mit der Kleinen hier.“
Eine Träne lief über Lauries Wange. Eine einzige Träne. Stefanie fragte sich, wie sie es schaffte, so stark zu bleiben. Sie selbst war kurz vor einem Nervenausbruch, sprüte ihr Nerven vibrieren und unterdrückte den Wunsch, auszurasten, zu schreien, zu toben.
Die Tür schloss sich hinter Laurie und Steff saß an der Wand, spürte deren Kühle und sah das Gesicht des Mädchens vor sich, wie ein Foto. Die Augen.....die unbeschreiblichen Augen. Und nichts wies auf die Angst Lauries hin.
Nichts, außer einer Träne.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:17 pm

Teil 55
Grob zerrte der Mann Laurie mit sich. Den Gang runter. Durch eine Tür. Noch eine Tür. Und noch eine Tür. Hinter dieser sah Laurie ein Bett. Sie wurde eigenartig ruhig innerlich. Es würde sicherlich nicht lange dauern. Bestimmt wäre es schnell vorbei. Sie musste nur an etwas anderes denken. Mit Ablenkung würde sie nichts spüren. Und dann würde sie einfach nur dort liegen. Und es wäre vorbei. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, das wenigstens Steff nichts geschehen würde. Solange der Typ sie, Laurie, hatte, war Steff in Sicherheit. Also sollte er doch. Hoffentlich dauerte es nicht so lange.
Er stieß sie in den Raum. Auf das Bett. Sie schloss die Augen. Sie spürte Hände.
„Nein....alles wird gut.. es ist schnell vorbei...es dauert nicht lange...“ dachte sie.
„Laurie! Gott sei Dank geht es dir gut!“
Sie öffnete die Augen. Das konnte nicht sein. Unmöglich.
„Thomas!“ schrie sie glücklich und eine halbe Sekunde später lagen sich die beiden in den Armen und hielten sich fest, als könnten sie nicht glauben, dass sie sich gefunden hatten, dass sie nicht halluzinierten.
„Oh Gott.. ich hab mir solche Sorgen gemacht... ich dachte, sie hätten dir was getan.“ murmelte Thomas. Er schob sie zögernd ein Stück von sich weg, um sie dann von Kopf bis Fuß zu inspizieren. Als er Lauries noch leicht lila schimmerndes Auge sah, runzelte er die Stirn.
„War das dieser grobe Klotz von eben??“
„Ja. Nein. Egal. Ich bin so froh, dass du da bist!“ Nun schaute auch sie genauer hin. Thomas hatte einen stoppeligen Bart und wirkte sehr erschöpft. Seine Kleidung war an mehreren Stellen zerrissen, doch er war relativ sauber, für die Zeit, die er schon dort war. Er war ihrem Blick gefolgt und erklärte
„Ich darf mich nur einmal die Woche waschen...bin ja schon einige Zeit hier nun, man gewöhnt sich dran.“ Ein Schatten legte sich auf sein Gesicht. „Und rasieren auch. Ich hoffe, du hälst mich aus. Ich darf erst morgen wieder.“ Er sah sie traurig an.
„Du....Thomas....das ist nicht schlimm...wirklich nicht. Ich kanns verstehen.“ Nachdenklich schaute Laurie in an und begann unbewusst, ihn zu mustern. Seine blauen Augen waren aufmerksam auf sie gerichtet, schauten allerdings etwas bedauernd drein. Ihr Blick glitt an ihm herunter. Sein Körper steckte in einem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „Famous“, einer dunklen Jeans und endete in blauen Chucks. Er stand aufrecht vor ihr und ein wenig fragend blickten seine Augen, als sie wieder oben ankam. Dann lächelte er sie an, wobei seine kleine Zahnlücke zum Vorschein kam. Sie empfand sie nicht als störend, sondern machte, ihrer Meinung nach, sein Gesicht nur noch interessanter. Laurie ertappte sich dabei, wie sie in Gedanken seinen feinen Gesichtszüge folgte und sie verspürte den Wunsch, sie mit den Fingerspitzen zu berühren und nachzufahren. Auch war ihr aufgefallen, dass er in den Armen einiges an Muskelmasse zu bieten hatte. Nur mit Mühe schaffte sie es, sich loszureissen und sah dann demonstrativ aus dem Fenster. Dabei bemerkte sie, das der Rhein zu sehen war. Dann musste das Zimmer von Steff auf der gleichen Seite sein. Aufgeregt lief sie zu der einzigen Öffnung nach draußen und schaute sich genau um.
„Thomas“ Laurie war sehr aufgeregt. „Thomas schau! Das.. das ist toll!“ Sie stammelte ein paar unverständliche Worte und strahlte vor Freude.
„Ähm...Was? Da ist der Rhein.. na und? Den seh ich jeden Tag....“ Laurie erntete einen verständnislosen Blick.
„Nein.. du verstehst nicht....diesen Baum kenne ich!! Steff.. sie ist im Nachbarzimmer! Sie MUSS dort sein!“ Nun begriff auch Thomas. Er rannte zum Fenster, sah nach draußen und begann rufen
„Stefanie! Stef-“
„Thomas!! Shht! Willst du, dass sie uns hören?“ Lauries Hand verschloss seinen Mund. Sie spürte seine weichen Lippen, die sich an ihrer Handfläche leicht bewegten und ein angenehmes Kribbeln auf der Haut verursachten. Mit Erschrecken stellte sie fest, dass es nicht bei einem Kribbeln auf der Haut blieb. Auch in ihrem Bauch breitet sich ein eigenartiges Gefühl der Leichte aus. Sie fühlte sich, als könne sie jeden Moment abheben. Ein meterlanger Tausendfüßler lief durch ihren Bauch, immer im Kreis. Am liebsten hätte sie ihre Hand auf seinem Mund liegen gelassen, die Bewegung.und die Weiche seiner Lippen gespürt. Doch sie nahm sie weg.
Thomas sah ihr in die Augen. Er dachte nach. Hatter er da ein leichtes glitzern in ihren Augen gesehen? Er bemerkte, dass sie wirklich schöne Augen hatten. Grün mit kleinen dunklen Sprenkeln darin. Ein blaugrauer Ring umschloss das Farbspiel und gab ihren Augen eine wilde und dennoch träumerische Note.
Laurie sah wieder aus dem Fenster. Sie waren in einer wirklich beschissenen, verfahrenen Situation -wie konnte sie da an sowas denken?
„Wir machen das heute Abend... Steff wird eh nicht schlafen können. Sie macht sich Sorgen. Ich weiß das.“ Und Laurie dachte an die Nacht, in der Steff sie in den Armen gehalten und beschützt hatte nach ihrem Alptraum. Die Sängerin hatte sie sanft hin und hergewiegt. Leise Töne aus ihrem Mund hatten sich zu einem leise gesummten Schlaflied vereint. Laurie spürte in diesem Moment der Erinnerung förmlich die Hand, die ihr zärtlich übers Haar strich und das leichte Beben des Körpers Stefanies.
„Gut. Heute Abend.“ stimmte Thomas einsichtig zu. Er biss sich auf die Lippe. Vorsicht war geboten und er machte es wie der berühmte Elefant im Porzellanladen.
„Wie geht es Steff?“ fragte er Laurie. Diese antwortete, ohne ihn dabei anzusehen.
„Ich würde sagen >den Umständen entsprechend<. Sie ist ziemlich fertig, wegen dir, wegen der Entführung und weil der Kerl sie zwingen wollte, mit ihm zu schlafen. Er hat sie gefragt, ob sie dich lebend wiedersehen will.“ Die letzten Worte hatte voll Verachtung hinausgestoßen.
„Er ist ein Schwein..“ sagte Thomas. Er war wirklich sauer.
„Ich weiß, das ist eine echt blöde Frage....Aber- warum hat er es nicht getan?... Der.....ist sonst so kompromisslos.“ Er schaute entschuldigend auf Laurie, doch die sah ihn immer noch nicht an.
>Ich darf ihn nicht ansehen. Ich darf mich nicht in ihn verlieben. Er ist Berühmt. Ich habe nichts damit zu tun..“<
„Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich da war. Er sagte ich solle mich umdrehen. Aber ich habs nicht gemacht. Vielleicht wollte er nicht, dass ich zuschaue. Vielleicht ist er aber auch schlauer als er aussieht und hat gemekrt, dass ich niemals zugelassen hätte, dass er ihr was tut. Dazu hätte er mich schon ohnmächtig schlagen müssen.“
>Sie ihn nicht an...Laurie.. es bringt nichts. Er ist unerreichbar.<
„Hmm.. ja, vielleicht. Er ist nicht dumm. Eher im Gegenteil. Das macht ihn nur noch gefährlicher. Und es macht mir Angst, das Steff da jetzt ganz alleine ist.“ Thomas war besorgt.
„Ich glaube nicht, dass er ihr was tut. Er hat ja so getan, als wöllte er mich.....-du weißt schon. Und er will, dass sie das glaubt. Da geht er nicht rein und macht das mit ihr, was er angeblich mit mir getan hat...ach, was ich sagen will, ist: Er hat gesagt er würde sich nun bei mir das holen, was er bei ihr nicht bekommen hat. Und die Folge von diesem Satz war, dass sie gesagt hat >Ich tu es, aber lass Laurie in Ruhe<. Er will ihr ein schlechtes Gewissen machen, sie verletzten und hat mich deshalb mitgenommen und so getan, als wäre es zu spät und er würde nun mich nehmen.“
„Mhh okay. Das lässt das Ganze natürlich anders aussehen..gut. Dann wird er nichts tun...“ Der Gitarrist wirkte sichtlich erleichtert.
Sein Blick glitt an ihr herunter. Sie hatte eine sehr weibliche Figur. Gedankenverloren grinste er leicht, als er ihre Kurven mit seinen Blicken liebkoste.
>Was machst du da eigentlich? Sie ist nicht älter als 19...<
Laurie hatte ihren Blick nun doch vom Fenster abgewandt und sah ihn an. Wohl bemerkte sie sein leichtes Lächeln, das er auf den Lippen trug, doch ignorierte sie es, da sie sich ob der Bedeutung nicht sicher war und setzte sich aufs Bett.
Thomas Blicke ließen sie nicht los. Er fand Gefallen daran, wie sie sich bewegte. Wie sie sich gab. Wie sie lächelte, wie...
>Vergiss es. Sie will jemanden, der viel Zeit hat. Und Vielleicht vertraut sie auch gar keinem. Würde mich nicht wundern, bei dem, was hier passiert..<
Sein Herz widersprach.
>Du könntest es trotzdem versuchen...<
>Was für ein Unsinn...versuchen? Warum?? Keine Chance...<
Thomas ärgerte sich. Er wünschte, der Kampf, der nun in ihm tobte, würde ein Ende nehmen. Plötzlich lächelte er.
„Du... wenn wir hier alle heil rauskommen dann gehen wir mal einen Kaffee trinken.“
Laurie schaute ihn etwas überrascht an, dann lächelte auch sie.
„Gerne.“
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:23 pm

Bis hierher könnte euch der Text bekant vorkommen...(Silbermondforum anschiel) aber darunter kommt was Neues... What a Face

Teil 56
Steff tigerte in dem kleinen Raum hin und her. Sie fand keine Ruhe. Draußen vor der Tür war alles still. Mehr als ein Dutzend Mal hatte sie das Ohr an die glatte Oberfläche der Tür gelegt, um zu horchen, was geschah, doch nicht ein Laut drang in ihre Ohren. Wieder und wieder löste sie sich von dem kühlen Eisen, um ihre Runden zu drehen im Raum. Sie fühlte sich eingeengt, wollte ausbrechen, zerplatzte fast vor Sorge. Die junge Frau machte sich heftige Vorwürfe.
>Hätte ich doch gleich am Amfang zugestimmt... dann hätte er nun nicht Laurie mitgenommen<.
Aber sie wusste, tief in ihrem Inneren, dass sie es nicht anders machen würde, wenn jemand die Zeit zurückdrehen würde, wenn sie die Chance hätte, anders zu entscheiden. Dafür hatte sie zuviel Angst, vor dem was wäre, den Folgen. Und obwohl sie Laurie schützen wollte, hätte sie sich zu diesem Zeitpunkt dazu nichts durchringen können. Erst, seit sie einiges mehr von ihr wusste, von ihren Gefühlen, ihrem Leben,wurde ihr klar, was sie alles tun würde, um sie zu schützen. Und nun.. sie wollte sich nicht vorstellen, was der Kerl mit Laurie trieb, vielleicht zu dem Zeitpunkt, als sie an der Wand lehnte und sich mit der Hand durchs Haar fuhr, oder zu dem Zeitpunkt, als sie wieder an der Tür lauschte. Was würde er danach mit ihr machen? Sie sich „für später“ aufheben? Sie achtlos irgendwo liegen lassen? Sie umbringen? Ein stärker werdendes Gefühl der Übelkeit stieg in Stefanie auf und sie kämpfte mit aller Gewalt dagegen an. Bilder schoben sich vor ihre Augen, Bilder, die sie nicht sehen wollte. Doch sie kamen, gingen und machten Platz für neue, noch schrecklichere, die sich verfestigten und sich in ihr Gehirn einbrannten. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Alles brach aus ihr heraus, mit geballter Kraft, die einem gebrochenen Damm glich, der bis zur letzten Sekunde standgehalten hatte, um schließlich doch unter dem Gewicht nachzugeben. Sie stand mitten im Raum, horchte. Die Stille um sie herum schien ihr unerträglich laut. Sie wandte sich ab von der Tür, und hieb mit aller Kraft, die sie aufbrachte gegen die Wand. Wieder und wieder trafen ihre Fäuste auf den rauhen Stein, immer heftiger schlug sie zu, immer weiter ausholend, bis das Blut aus ihren Knöcheln trat und sie schluchzend auf den Boden sank..
Langsam begann sie zu begreifen. Was passierte. Was um sie herum geschah. Alles drang in ihr Bewusstsein. Seit Wochen hatte sie wie in dichtem Nebel gelebt. Ein Selbstschutzmechismus ihres Körpers. Der verhüllte Schmerz drang in ihr Herz und es schien ihr, als ob sie ihn zum ersten mal wirklich spüren würde. Stärker und mächtiger als alles andere ergriff er von ihr Besitz. Er war schlimmer als der körperliche Schmerz. Und ihre Seele schrie aus Leibeskräften. Doch ihr Mund blieb fest geschlossen.

Versch(t)ollen - Seite 2 Sad


Es war dunkel im Raum. Der Mond warf sein fahles Licht auf eine zusammengerollte Person, die an der Wand saß und erstarrt schien. Gedanken jagten durch ihren Kopf und besannen immer wieder auf das, was geschah. Und trotz dieser rasenden Gedanken und der inneren unruhe lag der Blick Lauries ruhig auf dem schlaffen Körper Thomas, der auf dem Bett lag und tief und gleichmäßig atmete. Sein Kopf ruhte auf seinem rechten Unterarm. Der linke Arm hatte sich in das Kissen gegraben und einen kleinen Berg aus dem weichen Stoff geformt. Seine Jeans lag neben dem Bett, ebenso, wie sein T-Shirt. Sein Körper war von einer blauen Decke bedeckt. Im Schlaf hatte er sich bewegt, weswegen nun ein Bein hervorlugte und seine blau-weiß karierte Boxershorts freigab. Laurie schämte sich etwas für den Gedanken, doch sie hätte gerne nachgeschaut, was darunter lag. Sie schalt sich selbst dafür, doch fertigte sie sich schnell damit ab, dass dies sowieso niemals passieren würde und sie deswegen träumen konnte, soviel sie wollte.

Teil 57
Hannes und Nowi standen vor einer verschlossenen Tür. Sie war aus Holz, mit kleinen Glasfenstern darin, die in den Ecken sehr verstaubt und teils zugewebt waren. Hannes stand atemlos davor und sein Gesicht ahtte einen leichjt verrückten ausdruck bekommen.
„Wir sind da...“ wiederholte er. „Wir haben es gefunden..“
„Verdammt nochmal Hannes1 WO da??“ zischte andres wütend. Er stützte seine rechte Hand an der Hüfte ab und begann die Stelle, wo sich ein stechender Schmerz hartnäckig hielt, in kleinen Kreisen zu massieren.
„Na DA! Wir sind da!! Wo wir hinmüsen..wo Steff ist...!“
„Hä??“ verständnislos sah Andreas den Bassisten an. „Und woran machst du das fest, dass das gerade HIER ist?“
Nun war es an Hannes, verständnislos zu schauen.
„Wie? Das ist doch klar. Hallo???“ Er fuchtelte wild mit der Visitenkarte herum.
„Ey...jetzt...gib...doch..mal...her!!“ Bei jedem Wort fischte der Schlagzeuger nach der durch die Luft wedelnden Karte.
„Verdammt Hannes, jetzt gib die scheiß Visitenkarte her, ich hatte doch noch keine Gelegenheit, die zu lesen!“
„Oh, richtig.“ Er reichte sie hinüber durch die Dunkelheit zu Andreas, der sie ertastete und dankbar annahm.
Nach einigen vergeblichen Versuchen, zu erkennen, was darauf stand, zückte er sein handy und machte das Displaylicht an.
Nur den Bruchteil einer Sekunde später wurde ihm das Handy weggerissen und das Licht erlosch.
„Bist du völlig bescheuert?“
„Das gleiche könnte ich dich fragen! Was soll´n das? Das Licht sieht man vielleicht und dann haben wir ein Problem.“
Andreas hustete trocken und sein einziger Kommentar dazu war ein langgezogenes „Mhhhhhh“.
Auch Hannes beschloss, nicht weiterzustreiten, denn streiten im Flüsterton strengte an, da man immer dazu geneigt war, laut zu werden, was in ihrer Situation, wie sie nur allzu gut wussten, nicht sehr gut gewesen wäre, weshalb sie es dabei beließen und begannen, sich auf dem Grundstück etwas umzuschauen.
Es war sehr dunkel und sie konnten sich nur schrittweise vorantasten. Das Haus schien alt zu sein. An manchen Stellen bröckelte der Putz ab und die ehemals weiße Wand war im Laufe der Zeit in ein schmutziges grau verwandelt worden. Die Dunkelheit schien manche Ecken einfach zu verschlucken, in sich aufzunehmen und unsichtbar zu machen. Es war, als würden sie nicht existieren.
In Hannes stieg die Frage auf, welche Geheimnisse das Haus wohl barg.
Jäh stoppte er.
Leise Stimmen drangen aus einem angekippten Fenster zu ihnen, leise, und doch deutlich.
„...es geht nicht. Was sollen wir so lange mit ihnen machen? Irgendwann wird jemand darauf aufmerksam. Und glaub mir, lange kann es nicht mehr dauern! Die sind berühmt verdammte Scheiße! Den ersten konnten wir noch „verschwinden“ lassen. Aber verdammt nochmal, noch ein Selbstmord in der Band? Nee, das glaubt uns kein Mensch...Und selbst wenn – wie soll er denn diesmal aussehen? Die kleine Kloß ist eine Labertasche, die hat den Fans viel zu viel von sich verraten... die können sich denken, was da los ist! Manche der kleinen hinterherreisenden Groupies kennen die schon so gut, als wären sie Bekannte, soviel, wie die redet! Und außerdem...“
„Halts Maul! Halts Maul! Das ist doch alles Bullshit!!“ brüllte nun eine zweite, bisher stille Person.
Du hast hier noch am wenigsten zu sagen! Merk dir das endlich verdammt nochmal! Wenn du nicht endlich mal die Fresse hälst, dann reiß ich dir deine Innerein raus und verfüttere sie an die Wölfe, du kleiner Bastard!
Wer sagt denn, dass wir sie am Leben lassen? He? He? Natürlich wird man es irgendwann merken. Aber wenn -dann versenken wir sie eben im Fluss.“ Ein spöttisches Lachen drang kalt in die Ohren der zwei Bandmitglieder, die angespannt vor dem Fenster standen und die Ohren gegen den Spalt des Fensters gepresst hatten, um alles so genau wie möglich mitzubekommen.
„Sie wollen sie umbringen?“ Man hörte eine seltsame Besorgnis aus der Stimme des nun etwas kleinlauten Streitpartners. „Was, wenn die Bullen das rauskriegen? Dann sind wir am Arsch...“
Die Stimme des Andere war leise und mitleidig, als täte es ihm leid, was er nun sagte.
„Weißt du, Roberto...ich brauche hier fähige Leute und keine Memmen. Die Leute hier müssen etwas leisten können und zum Äußersten bereit. Du aber hast Angst. Angst ist nicht gut Roberto, nein, nein,...“

Lauries Onkel stand leicht gebückt, demütig, vor dem Mann, der ihm seine Aufträge erteilte. Und er begriff erst in dem Moment, in dem er mit schreckgeweiteten Augen in die Mündung einer Pistole blickte, welchem Teufel er gedient hatte, bevor er regungslos in sich zusammensackte.


Zuletzt von am Mo Okt 22, 2007 9:27 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:23 pm

Teil 58
Nach langen, unruhigen Stunden war auch Laurie endlich ins Reich der Träume gesunken. Lange hatte sie Thomas beim schlafen zugesehen und ein warmes Gefühl hatte sich in ihr ausgebreitet. Und obwohl ihr Bewusstsein sich dagegen wehrte, hatte ihr Unterbewusstsein ihr ein Lächeln auf ihre Lippen gezaubert, mit dem sie schließlich eingeschlafen war.
Thomas allerdings war wach geworden. Er lag auf der site, starrte die Wand an, die vom Mond beschienen wurde und ließ seine Augen über die dünnen Rillen des Steins laufen. Wie unzählige Straßen wanden sie sich über die ganze Wand, verwoben und verstrickt wie die Waben eines Bienenstocks. Hier endeten sie, um an andere Stelle neu geboren zu werden und sich fortzusetzen, bis sie im schatten verschwanden. Dem Musiker kam ein Lied in den Sinn. Langsam drehte er sich um. Sein Blick fiel auf das schlafende Mädchen, das tief atmend an der Wand lehnte, der Kopf auf der Schulter ruhend und die Hände auf ihren Bauch gelegt. Er beobachtete sie einige Augenblicke lang still, reglos, als wäre er aus Stein, und dann sang er leise das Lied, das ihm nun schon seit Minuten durch den Kopf ging.

„Ich versuche mir die Welt zu erklären
als ob zwischen Punkten Linien wär´n,
Als ob die Worte mir die Welt in Streifen teilten
Ich greife nur und kann nicht begreifen.

Was nützten mir meine Hände,
wenn das, was sie berührten verschwände
so wie die Dinge, wenn die Worte sie finden,
verstummen und sich schweigend entwinden.

Ich bin nich stiller, nur die Worte fehlen...“

Er brach ab. Einen Moment lang hörte man keinen Laut ihm Zimmer. Er wusste nicht, wie seine Gedanken den weg zu diesem Weg gefunden hatten, doch spürte er, wie er zunehmend ruhiger wurde, während er sang.

„Ich bin nich stiller, nur die Worte, verfehlen ihr Ziel...
Ich bin nich stiller, ich würd so gerne schweigen und still
Still, -viel stiller auf alles nur zeigen und still
Still und schillernd zeigt es sich mir...“

Eine schüchterne, leise Stimme hatte sich dazugesellt. Lauries Stimme klang weich. Thomas spürte die Töne des Liedes in seinem ganzen Körper. Es schien ihm, als ob die wenigen Zeilen, die sie gemeinsam sangen, seinen Körper elektrisierte und lähmte. Sein Atem ging schwer.
„Wir sind Helden....Stiller.“ flüsterte das Mädchen leise.
„Ja.....“ antwortete Thomas ebenso leise. Er stand auf, tastete sich vorsichtig durch die Dunkelheit zu Laurie und ging neben ihr in die Hocke.
Er brauchte keine Worte. Er tastete sich weiter vor, spürte ihre Hand, nahm sie und hielt sie fest. Sie entzog sich ihm nicht. Das überraschte vor allem sie selber. Steff hatte sie sich entzogen und jeglichen näheren Kontakt gesucht wie gemieden. Doch hier überlegte sie nicht eine Sekunde lang. Sie ließ ihre Hand in seiner liegen, zog sie nicht weg. So saßen sie, jeder hing seinen Gedanken nach. Ein unsichtbares Band war zwischen den beiden entstanden, doch konnten beide das Ganze nicht richtig einordnen. Unsicherheit lag in der Luft, und doch eine gewisse Vertrautheit, die einfach da war, ohne, dass man wusste, woher sie kam. Laurie lächelte. Sie konnte nicht anders. Die ganze Situation war verrückt. Zusammen eingesperrt, zuerst mit Stefanie Kloß, dann mit Thomas Stolle. Mit beiden entwickelte sich eine scheinbare Vertrautheit, die bei jedem auf seine Art einzigartig und für Laurie unersetzlich war. Diese Arten, Vertrauen zu haben und zu zeigen, war für sie neu und sie musste erst lernen, damit umzugehen.
Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen. Verdächtige Geräusche drangen aus der Nähe des Fenster zu ihnen. Eine Gänsehaut zog sich über Lauries Rücken.
„Was ist das?“ flüsterte sie leise.
„Ich weiß nicht..“ Der Gitarrist stand auf, ließ Laurie jedoch nicht los, was sie dazu zwang, ebenfalls aufzustehen und mit ihm mit zum Fenster zu gehen. Sie hörten genauer hi. Leises Scharren, Kratzen und Klopfen drang an ihre Ohren.
„Was zum...“ doch diese Frage musste nicht zu Ende gestellt werden. Eine leise Stimme kam von links, mal lauter, mal leiser, je nachdem, wie der Wind sich entschied, sie zu tragen und kurze Zeit später war auf beiden Seiten die Stimmung grandios.
„Stefanie!“ Laurie rief es leise, doch hörte die Angesprochene es und freute sich halbtot.
„Gott sei Dank!! Ich dachte schon....Was....oh mein Gott...“
Laurie kam in den Sinn, dass Stefanie sich noch im Bewusstsein befand, dass Laurie von ihrem Entführer vegewaltigt worden war.
„Steff.. mir geht’s gut! Er hat mich hier rüber gebracht...Mir ist nichts passiert! Und -Thomas ist auch hier!“
Stille. Dann hörte man leises Schluchzen.
„Steff... hey, Bärchen...“ Thomas Stimme klang rauh. Er war sehr egriffen von der Szene. Sie hatten wochenlang geglaubt, er wäre tot, und nun war er hier, mit ihnen, an diesem Ort -mochte er so schlimm sein, wie er wollte- sie waren zusammen.

Teil 59
Stefanies Herz schlug Purzelbäume. Lange hatten Zweifel sich darin festgesetzt gehabt, ob es stimmen konnte, dass Thomas lebte, oder sie doch nur in eine weitere fiese Falle der Bande getappt, einer Lüge aufgesessen waren. Doch in dem Moment, in dem sie seine Stimme hörte, schien ein unsichtbares Band gesprungen zu sein. Dennoch konnte sie sich nicht richtig freuen. Bilder der vergangenen Wochen traten ihr vor Augen und sie begann zu weinen. Das Geschehen vom damaligen Zeitpunkt bis dorthin überforderte sie maßlos. Verwirrungen, die entstanden und wieder gelöst worden waren, Hinweise, die nicht zugeordnet werden konnten, Thomas vermeindlicher Tod, sein wiederaufleben, die Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt dieser Information und der jetztige Beweis dafür ergaben zusammen eine tödliche Mischung, die sich in ihr Herz gefressen hatte und nun mit Tränen hinausgespült und gereinigt werden musste.
Steff drang nur langsam ins Bewusstsein, dass sie Thomas wieder hatte. Laurie war nichts passiert. Es ging beiden gut. Und trotz Widerständen und Problemen hatten sie wieder zueinander gefunden. Es war, als bestünde eine besondere, unsichtbare Verbindung zwischen ihnen, die nicht zu zerstören war.
>>Wir sind unzertrennlich<<dachte Stefanie unwillkürlich.
>>Nichts und niemand vermag uns zu trennen, und sei es nur tief in unserem Herzen. Wir gehören zusammen.<<

Es schien, als ob sie füreinander bestimmt waren. Egal, was passiert war, was jeder einzelne von ihnen hatte durchleben müssen in der letzten Zeit, dieser Moment des aufeinander treffens machte alles wett. Er wischte für einen Augenblick alles Durchlittene fort und machte dem vollendeten Glück Platz.
„Oh mein Gott..“ schluchzte sie.
„Kleine, nicht weinen..“ klang es gedämpft von drüben.
„Tut mir leid....aber ich bin so froh, dass es euch gut geht..“
„Pssst....bitte Stefferlmaus, du musst leise sein...Wenn sie merken, dass wir es gemerkt haben, dann...“
„Was? Wer was merkt?“
„Wenn die merken, dass wir gemerkt haben, dass wir direkt neben dir sind...dann schaffen sie dich weg...oder uns, wie auch immer, dann sind wir wieder getrennt..ach, herrje! Ich verwirre mich gerade selber.“ stellte Laurie fest.
Thomas lachte leise und auch Steff zauberte die letzte Bemerkung ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen.
Es war schön, Thomas lachen zu hören, dass Laurie noch so redselig war und überhaupt wunderte sie sich über sich selber. Sie hatte in den letzten Tagen Höhen und Tiefen durchgemacht und das nicht nur aufgrund ihrer Situation. Sie hatte noch nie so viel geweint in so kurzer Zeit und dennoch wieder lachen können, weil es jemanden gab, der sie dazu bringen konnte.
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BeitragThema: Re: Versch(t)ollen   Versch(t)ollen - Seite 2 EmptyMo Okt 22, 2007 9:24 pm

Teil 60
Immer noch standen Johannes und Andreas vor dem Fenster. Fassungslosigkeit lähmte sie sekundenlang, bevor Andreas sich räusperte und leise seine Meinung kund tat.
„Wir müssen irgendwas tun.“
Hannes reagierte aufgrund der großen Beunruhigung in ihm gereizt.
„Ach nee...-ich weiß!“
Andy hörte ihm schon nicht mehr zu. Er hatte seinen Mitstreiter am Ärmel gepackt und unsanft mit sich gezogen. Eine Bretterwand versperrte die Sicht auf den Innenhof, aber der Schlagzeuger erklomm sie elegant und sprang auf der anderen Seite wieder hinunter. Auch Hannes versuchte es, allerdings schaffte er es erst nach vier Anläufen und weniger elegant. Leise fluchend klopfte er sich die Hose ab, um dann dem verschwundenem Andreas zu folgen.
„Andy? Wo bist du?“
„Hier“ kam es leise aus der Dunkelheit.
Hannes rollte mit den Augen.
„Wo ist hier?“
Neben seinem Ohr ertönte es leise
„Na hier!“
Der Bassist sprang einen halben Meter durch die Luft.
„Verdammt, erschreck mich doch nicht so!“
„Tut mir leid, aber ich kannn hier schlecht rumbrüllen. Besser, wir bleiben zusammen...Ich hab mich nur schnell umgesehen, während du damit beschäftigt warst, die Seite zu wechseln. Außer Müll, Zigarettenkippen und einer Kondompackung hab ich nichts gefunden.“
„Zählt das nicht zu Müll?“
„Nein, sie war voll...“erklärte Andreas.
„Ah....“
Die Beiden schlichen an der Hauswand entlang, peinlich darauf bedacht, auf nichts zu treten, was in irgendeiner Form Geräusche verursachen könnte, was nicht ganz einfach war aufgrund des Mülls, der ihnen immer wieder im Weg lag. Schließlich hielt hannes es nicht mehr aus.
„Du...Andreas....Was ist, wenn sie nicht hier ist..?“
„Mhh....“ Der Angesprochene blieb jäh stehen.
„Ich weiß nicht...Aber das hier könnte unsere letzte Chance sein. Und wenn wir sie hier nicht finden, weiß ich nicht, wo wir noch suchen sollen.“
Traurig nickte Hannes, bemerkte dann aber, dass der Bandkollege das ja nicht sehen konnte und sagte leise
„Ja.“
Wie in einem schweigsamen Abkommen begannen sie zeitgleich, sich weiter zu tasten.
Wieder blieb Andreas stehen. Hannes lief gegen ihn und wollte gerade fragen, welchen Grund es gab, als er es selber sah.
Zwei Männer trugen einen leblosen Körper an sich vorbei. Und beide kannten den Getragenen von einem Foto, das in der Schublade ihres Tourbusses gelegen hatte.
Stumm sahen sie zu, wie die Männer mit ihm um die Ecke verschwanden. Beiden war sofort klar, dass es sich hierbei um den eben Ermordetetn handeln musste und ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Sie erkannten, dass diese Menschen einen kurzen Prozess mit Stefanie machen würden, sollte es Komplikationen geben. Ebenso wenig würden beiden Männer ihr helfen können, sollten sie erwischt werden. Vermutlich würden sie dann direkt hintergetragen werden.
Hannes schluckte.
„Ich möchte den beiden Trägern nicht zusätzliche Arbeit machen.. was meinst du.“
„Ganz ehrlich? ....Nein.“
Solange das Licht auf den schmalen Streifen Wegs vor ihnen fiel, würden sie nicht weitergehen können, da sonst die Gefahr bestand, gesehen zu werden. So harrten sie an Ort und Stelle aus und warteten der Dinge, die da kamen.
Diese ließen nicht lange auf sich warten.
Ein weiterer Mann trat in ihr Blickfeld. Er entsprach dem typischen Klischee eines Mafiosos vollkommen und ließ seine herrische Stimme durch das Haus hallen, als er rief
„Beeilt euch1 Ich will keine Probleme morgen. Das muss reibungslos ablaufen. Wenn morgen die Bullen vor der Tür stehen, werdet ihr als Nächste hinterher getragen.“
Er ging weiter und hinter ihm tauchte eine ihnen nur allzu bekannte Person auf.
„Doctore, ich möchte, dass sie nachsehen, wie es unseren Gästen geht. Sie sollten nicht krank werden, das gälte als Hindernis für uns und wir müssten sie los werden, was ich bei unseren beiden weiblichen Gästen doch sehr bedauern würde. Sollte es ihnen an etwas fehlen, dann besorgen sie es, sie werden schließlich noch einige Zeit bei uns verbringen müssen, wenn sie weiterleben wollen. Die Geschäfte sollen schließlich weiterlaufen. Und dem Chef würde es gar nicht gefallen, wenn sie uns verraten würden.“
„Sicher. Soll ich sie auch gleich untersuchen?“ Er gab ein dreckiges Lachen von sich.
Amüsiert blickte der Anührer in die roten, wässrigen Augen des Doktors.
„Vielleicht ein andermal. Sie sollen sich erst einmal eingewöhnen...außerdem weißt du, wem die Ehre gebührt. Vielleicht erlaube ich dir, ihnen die Füß zu lecken, das wäre schon sehr großzügig von mir...“
„Aber falls sie krank werden, muss ich sie genauer untersuchen...“ begann der Professor, doch seine Stimme ging in dem lauten Widerspruch des Mafiosos unter.
„Falls sie krank werden, musst du sie überhaupt nicht mehr untersuchen.“ er fixierte Ripper mit einem durchdringnden Blick.
„Ich verstehe.“ Er machte einen Bückling und verschwand die Treppe nach unten.
Der Boss folgte ihm langsam.
Als Beide verschwunden waren und das Licht im Flur erlosch, atmeten Hannes und Andreas erleichtert auf. Hannes wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.
„Hast du das auch gesehen oder träume ich?“
„Nein verdammt. Du träumst nicht. Oh mein Gott....es stimmt also...sie stecken unter einer Decke. Dann ist Thomas gar nicht tot.“
„Allerdings“ sagte Hannes grimmig.“Und ´unsere beiden weiblichen Gäste´ -das werden dann wohl Steff und Laurie sein.“
„Richtig...und es klang, als wäre noch jemand da... das wird dann wohl Thomas sein...-hey, wo willst du hin?“
Doch Hannes war schon losgesprintet und um die Ecke verschwunden.
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